Singende Frösche und Beelzebub-Fledermäuse

Unbekannter Mekong: WWF-Report stellt 126 neu entdeckte Arten vor

© Peter Paul van Dijk / Darwin Initiative / WWF
© Peter Paul van Dijk / Darwin Initiative / WWF

Berlin – Innerhalb eines Jahres wurden laut eines Berichts der Naturschutzorganisation WWF in der Mekong-Region 126 bisher unbekannte Spezies entdeckt. Darunter finden sich einige skurril anmutende Vertreter, wie etwa die dämonisch aussehende Beelzebub-Fledermaus (Murina beelzebub), eine rotäugige Grubenotter (Trimeresurus rubeus) oder ein goldfarbener Mini-Fisch (Boraras naevus) mit einer Körperlänge von nur zwei Zentimetern. Besonders exotisch ist ein bisher unbekannter Laubfrosch aus den Wäldern des nördlichen Vietnams. Die männlichen Vertreter locken Weibchen mit Gesang an, der sich anhört, als sei er von einem Vogel. Dabei klickt, pfeift und zwitschert der Frosch stets in einem anderen Rhythmus, mit neuer Melodie und variierender Tonlage. „Evolution ist sehr kreativ“, kommentiert Stefan Ziegler, WWF-Referent für die Mekong-Region. „Was die Forscher entdecken, wirkt stellenweise wie aus der Ideenkiste eines Science-Fiction-Autors.“

 

Durchschnittlich wurden in der Mekong-Region 2,5 neue Arten pro Woche neu beschrieben. „Noch immer scheint die hohen biologische Vielfalt in Südostasien für Überraschungen gut zu sei. Doch wir laufen Gefahr, dass zahlreiche Arten verschwinden, bevor wir sie überhaupt kennen”, warnt Stefan Ziegler. Die Lebensräume entlang des Mekongs seien durch den Bau von Straßen, Dämmen und schnell wachsende Städte bedroht. Bereits heute fänden sich 70 Prozent der Säugetierarten, die nur dort vorkommen, auf der Roten Liste. Bedroht sind beispielsweise der Indochinesische Tiger und der Asiatische Elefant.

 

Ziel müsse es ein, so der WWF, die Mekong-Region mit Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft grenzüberschreitend und dauerhaft zu schützen. Intakte Ökosysteme kämen auch den Bewohnern der Region zugute. So würden etwa viele der geplanten Mega-Wasserkraftanlagen nicht nur die Artenvielfalt bedrohen, sondern auch die Ernährungssicherheit gefährden. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Laos die Bauarbeiten an der Xayaburi-Staudammanlage am Mekong nun doch massiv vorantreibt. Damit unterläuft das Land die vertraglichen Vereinbarungen mit den Mekong-Anrainern Thailand, Kambodscha und Vietnam, Wasserkraftprojekte im Hauptarm des Mekong nur in gegenseitiger Übereinstimmung zu verwirklichen.

 

Hintergrund: Der aktuelle WWF-Bericht „Extra Terrestrial“ ist der fünfte Report der Naturschutzorganisation zu neu entdeckten Arten. Insgesamt wurden seit 1999 über 1.600 neue Tier- und Pflanzenarten in der Region „Greater Mekong“ erstmalig wissenschaftlich beschrieben. Neu hinzugekommen sind dieses Mal 82 Pflanzen, 21 Reptilien, 13 Fische, fünf Amphibien und fünf Säugetiere.

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