Dreckiges Benzin aus Kanada

© Jiri Rezac / WWF-UK
© Jiri Rezac / WWF-UK

NABU, Greenpeace und WWF warnen vor Teersand-Tagebau in Kanada. / Umweltausschuss entscheidet über deutsche Position zu „Klimakiller Teersande“

 

Berlin -  Die Umweltorganisationen Greenpeace, Nabu und WWF fordern in einer gemeinsamen Erklärung die Bundesregierung auf, strengere Klimaauflagen  für Benzin und Diesel aus Teersanden zu unterstützen. Nach einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission sollen Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen erhalten. Das würde sie für den europäischen Markt unrentabel machen. 

Der Umweltausschuss des Bundestags entscheidet am 8. Februar über einen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, der eine Unterstützung des EU-Kommission-Vorschlags vorsieht. Diese Entscheidung wurde auf Initiative der FDP bereits zweimal verschoben, um einen interfraktionellen Antrag zu entwickeln. „Die Parteien des Deutschen Bundestags müssen der Regierung den klaren Auftrag erteilen, sich in Brüssel für das Vorhaben einzusetzen“, so Greenpeace-Experte Christoph von Lieven. 

Einer WWF-Studie zufolge schlägt der Abbau von Teersanden mit drei bis vierfach höheren CO2-Emissionen zu Buche als die konventionelle Ölförderung. Um Teersand in großem Stil zu gewinnen, müsste demnach in Kanada ein Areal von der Fläche Englands entwaldet werden. Gigantische Tagebauten seien notwendig, hinzu kämen toxische Abwasser-Seen, die noch aus dem Weltall zu erkennen seien. „Angesichts der katastrophalen Folgen für das globale Klima und die kanadischen Wälder muss ein entschiedenes Signal von Deutschland ausgehen. Wir brauchen eine ehrliche Bewertung der Teersande. Nur so kann die Energiewende im Verkehrssektor gelingen“, fordert daher Viviane Raddatz vom WWF Deutschland. Es stimme bedenklich, wenn die kanadische Botschaft kurz vor der entscheidenden Abstimmung im Umweltausschuss mit einem Brief an die deutschen Bundestagsabgeordneten den Druck erhöhe und offen für die Interessen der Ölindustrie eintrete. 

Seitens der Bundesregierung gibt es bisher keine eindeutigen Signale zu diesem Thema. Die Spitzen von Umwelt- oder Wirtschaftsministerium haben sich öffentlich nicht positioniert. Daher warnen Greenpeace, NABU und WWF eindringlich vor einem Einknicken der Politik gegenüber den Interessen der großen Mineralölindustrie. „Wenn die EU Benzin und Diesel aus Teersand in großem Stil importiert, kann sie ihre selbst gesteckten Klimaziele für Kraftstoffe komplett vergessen. Schlimm genug, dass Länder wie Kanada diese Büchse der Pandora überhaupt geöffnet haben. Die EU darf nun nicht auch noch die Nachfrage nach dem extrem schmutzigen Öl stärken“, so Dietmar Oeliger vom NABU.

Aus Teersand lässt sich neben verschiedenen Erdöl-Vorstufen auch reines Rohöl gewinnen. Die bedeutendsten Vorkommen existieren in Kanada und Venezuela. Vor allem Großbritannien und die Niederlande stemmen sich derzeit auf europäischer Ebene gegen das Vorhaben, Kraftstoffe aus Teersanden einen höheren CO2-Wert zuzuweisen.

 

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