Krokodilstränen der Fluglinien

WWF: Luftverkehrssteuer ist richtig und sollte weiter ausgebaut werden

© National Geographic Stock / Tyrone Turner / WWF
© National Geographic Stock / Tyrone Turner / WWF

Seit einem Jahr werden die Fluglinien in Deutschland mit einer Luftverkehrssteuer zur Kasse gebeten. Noch immer laufen die Airlines Sturm gegen die Abgabe. Der WWF bewertet die Proteste der Luftfahrtindustrie als Krokodilstränen. Die Steuer sei richtig und notwendig, auch wenn sie nicht ambitioniert  genug sei. Der WWF regt an, die Steuerschraube differenzierter anzuziehen. „Um die ökologische Lenkungswirkung zu verstärken, muss die Steuer stärker nach CO2-Ausstoß und damit auch Flugklassen differenziert werden“, fordert  Barbara Lueg, Klimaexpertin des WWF. Sie empfiehlt eine unterschiedliche Behandlung der Reiseklassen. Passagiere der Business und First Class sollten höhere Abgaben zahlen als Fluggäste der Economy Class. Das wäre nicht nur sozial, sondern auch ökologisch gerechter, weil sie pro Person mehr Platz im Flugzeug in Anspruch nehmen, sei ihr Anteil an den Emissionen des Fluges entsprechend höher.  
 
Das Steueraufkommen ließe sich nach WWF-Schätzungen mit einer Differenzierung der Klassen in etwa verdreifachen. Diese zusätzlichen Einnahmen sollten für Klimaschutz verwendet werden. Die Proteste der Airlines gegen die neue Steuer sind für den WWF nicht überzeugend. Die Luftverkehrssteuer sei richtig und notwendig, weil der Flugverkehr bisher gegenüber anderen Verkehrsträgern einseitig bevorzugt wird. In Deutschland werde der Flugverkehr nach Berechnungen des Umweltamtes mit 11,5 Milliarden Euro jährlich subventioniert. Anders als bei PKW, LKW, Bus oder Bahn ist der Flugverkehr von der Mineralöl- und Ökosteuer befreit.

Die Luftfahrtindustrie verweist in ihrer Argumentation gegen die Luftverkehrssteuer darauf ein internationaler Verkehrsträger zu sein. Dadurch könnte man den Eindruck gewinnen, dass nur in Deutschland solch eine Steuer erhoben wird. Allerdings werden vergleichbare Steuern auch in Österreich, Frankreich, Irland, Italien und Großbritannien erhoben und daher kann man nicht von Alleingang Deutschlands sprechen. Der WWF fordert, die Erlöse aus der Luftverkehrssteuer für Klimaschutz u.a. in Entwicklungsländern einzusetzen, weil der Klimawandel diese Länder besonders hart treffe. Menschen aus den armen Ländern  seien am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich und nähmen kaum am Flugverkehr teil. 95 Prozent der Weltbevölkerung seien noch nie geflogen. „Deutschland sollte neue, innovative Finanzquellen wie die Luftverkehrssteuer nutzen, um seine kurz- und langfristigen internationalen Klimafinanzzusagen auch wirklich zu erfüllen“, fordert Lueg.

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WWF Presse-Team