Wald im Fadenkreuz

WWF-Studie „Deforestation Fronts“ zeigt globale Waldvernichtung bis 2030 / Amazonas droht ein Drittel seiner Fläche zu verlieren

Abholzung am Amazonas © Anton Vorauer / WWF
Abholzung am Amazonas © Anton Vorauer / WWF

Berlin - Der Erde droht in den nächsten 15 Jahren ein erheblicher Waldverlust: Bis zu 170 Millionen Hektar – die nahezu fünffache Fläche Deutschlands – werden laut WWF bis 2030 verloren gehen, wenn die aktuellen Entwicklungen nicht aufgehalten werden. In einer aktuellen Studie identifizieren die Umweltschützer elf „Entwaldungsfronten“, an denen weltweit mit den größten Verlusten zu rechnen ist. Die überwiegende Zahl dieser Brennpunkte liegt in den Tropen, zu den wichtigsten zählen der Amazonas, die Mekong-Region sowie Borneo. „Wenn wir nicht handeln, werden die letzten großen intakten Waldgebiete einem gigantischen Raubbau zum Opfer fallen“, sagt Jörg-Andreas Krüger, Leiter Biodiversität beim WWF Deutschland.

 

Die Gründe für die Entwaldung variieren laut WWF von Gebiet zu Gebiet. Der mit Abstand wichtigste Faktor sei global gesehen jedoch die industrielle Landwirtschaft. Insbesondere die Viehhaltung und der Anbau von Palmöl und Soja in riesigen Monokulturen verschlängen immer größere Flächen. Hinzu kämen die nicht-nachhaltige Abholzung für die Holz- und Papierproduktion, der Abbau von Bodenschätzen und Infrastrukturprojekte in zuvor unberührten Gegenden, die einer weiteren Zerstörung wiederum Vorschub leisteten. „Auch wenn die großen Entwaldungsfronten weit entfernt liegen, sind wir ein wichtiger Teil des Problems“, erklärt Jörg-Andreas Krüger vom WWF. „Ob nun Holz, Papier, Palmöl oder Soja – die aus der Entwaldung gewonnenen Produkte landen zu einem großen Teil in Deutschland und Europa.“ Das treffe auch auf Bodenschätze zu. So kämen mehr als 50 Prozent der nach Deutschland importierten Mineralien aus Brasilien.

 

Die Region mit der größten prognostizierten Vernichtung ist der Amazonas, wo der WWF einen Rückgang des Waldes von bis zu 48 Millionen Hektar veranschlagt. Damit würden fast 30 Prozent des größten Regenwaldgebiets der Erde im Jahr 2030 nicht mehr bewaldet sein. Noch stärker als andere Regionen sieht sich der Amazonas mit einer Vielzahl negativer Entwicklungen zeitgleich konfrontiert. Neben der Expansion von Agrarindustrie und Viehhaltung ist dies auch der Straßen- und Kraftwerksbau. Besonders kritisch schätzen die Umweltschützer die aktuelle politische Lage ein: „Brasilien ist gerade dabei, sämtliche Erfolge beim Umweltschutz der letzten Jahrzehnte über Bord zu werfen“, sagt Roberto Maldonado, Südamerika-Referent beim WWF Deutschland. Würden aktuelle Reformvorhaben verwirklicht, könnten staatliche und indigene Schutzgebiete bald einfach aufgelöst und erschlossen werden, wenn es kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen diene. 

 

Zu den negativen Folgen der Waldzerstörung zählt der WWF das Anheizen des Klimawandels und den Verlust an Artenvielfalt. Allein in den Tropen seien rund 990 Gigatonnen klimawirksamer Treibhausgase gebunden, das entspreche mehr als dem Tausendfachen der jährlichen Emissionen Deutschlands. Daneben beherbergen die Wälder auf der Südhalbkugel einen Großteil der weltweiten Artenvielfalt. So finde man auf einem Hektar Fläche im Amazonas in etwa dieselbe Anzahl unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten wie in ganz Deutschland. Voraussetzung für eine Trendumkehr ist nach Ansicht des WWF, die wichtigen Funktionen des Waldes für den Menschen zu erkennen: „Wälder versorgen uns mit sauberem Wasser, schützen uns vor Erosion und Fluten und stabilisieren unser Klima. Setzen wir das aufs Spiel, verlieren wir mehr als ein paar Prozente Wirtschaftswachstum“, so Jörg-Andreas Krüger.

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