Wilderei: Giftmord im Adlernest

WWF setzt Belohnung für sachdienliche Hinweise aus

Seeadler © Ralph Frank / WWF

 

Berlin – Eine vierköpfige Seeadlerfamilie wurde am 21. Juni 2015 in einem Wald bei St. Michaelisdonn in Dithmarschen tot aufgefundenen. Wie das schleswig-holsteinische Umweltministerium jetzt bestätigte, seien sowohl die beiden Alttiere als auch zwei fast flügge Jungadler vergiftet worden.

 

Das Toxikologische Institut der Universitätsmedizin Göttingen fand im Kropf und im Magen der Tiere das Pflanzenschutzmittel Mevinphos, was zu einem langen und qualvollen Tod der Seeadler führte. „Obwohl das Mittel europaweit verboten ist, wird in der illegalen Verfolgung von Greifvögeln und z.B. von Füchsen eingesetzt“, sagt Thomas Neumann vom WWF. Um den Täter im Fall in Dithmarschen schnell zu ergreifen, hat der WWF-Deutschland eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.

 

Die aktuelle Tat ist kein Einzelfall: so wurden z.B. in Brandenburg zwischen 1990 und 2014 allein 204 illegal geschossene Vögel dokumentiert, darunter 13 Seeadler. In Dithmarschen war die Vergiftung der Seeadlerfamilie bereits der zweite Fall in diesem Jahr. Der WWF zeigt sich als Mitglied und Begründer der Projektgruppe Seeadlerschutz sehr besorgt über die Entwicklung und befürchtet, dass durch solche Vergehen die Jahrzehnte währenden Bemühungen im Seeadlerschutz zunichte gemacht werden könnten.

 

Die Statistik des Bundeskriminalamtes listet pro Jahr rund 900 Fälle von Wilderei auf. Doch die Dunkelziffer ist enorm hoch. Gerade bei der illegalen Tötung von Greifvögeln bleiben die strafrechtlichen Konsequenzen in der Regel aus. Kommt es zum Verfahren, wird der rechtliche Rahmen nur an der unteren Grenze ausgeschöpft.

 

Der Seeadler, deutsches Wappentier mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,60 Metern der größte europäische Greifvogel, war einst in vielen Ländern Europas verbreitet. Über Jahrhunderte hat man den Seeadler rücksichtslos verfolgt und gejagt. Um 1900 hatte ihn der Mensch fast vollständig ausgerottet.

Nach Angaben der internationalen Naturschutzorganisation IUCN steigen zwar die Bestände wieder, aber wie der Fall in Dithmarschen zeigt, ist der Konflikt zwischen Raubvögeln und Menschen nicht beseitigt. In der Vergangenheit gab es eine Reihe von Fällen in denen Jäger oder Hühner-, Tauben- oder Fischzüchter Giftköder ausgelegt hatten. Die einen wollten sich der ungeliebten Konkurrenz um Fasanen und Hasen entledigen, die anderen wollten ihre Nutztiere schützen.

 

Der WWF rief bereits 1968 das „Projekt Seeadlerschutz“ in Schleswig-Holstein ins Leben, das als internationales Projektmodell auch auf nordeuropäische Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen übertragen wurde. In Deutschland kaufte der WWF in ausgewählten Gebieten Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs Wald- und Wasserflächen zum Schutz der Seeadler an.

Um auch zukünftig die Seeadlerpopulationen optimal zu schützen, fordert der WWF in jedem Bundesland eine Stabstelle, die sich um die Aufklärung und Verfolgung von Straftaten kümmert.

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