Abwässer ahoi!

WWF-Umfrage zeigt: Kreuzfahrtindustrie blockiert Abwässerverbot in Ostsee / IMO-Entscheidung diese Woche erwartet

Kreuzfahrtschiffe © iStock / Getty Images
Kreuzfahrtschiffe © iStock / Getty Images

Abwässer von Passagierschiffen werden weiter minimal geklärt in die Ostsee geleitet, obwohl die IMO (International Maritime Organisation) sich bereits 2011 zu einem Verbot dieser Praxis durchgerungen hat. Eine WWF-Umfrage unter 50 Betreibern von Passagierschiffen offenbart, wie die Branche das Problem aussitzt: Nur eine einzige Kreuzfahrtreederei bestätigte, dass keines ihrer Schiffe ungeklärte Abwässer in die Ostsee einleitet: der deutsche Anbieter Hapag-Lloyd Cruises. 28 andere Kreuzfahrtanbieter, darunter auch die deutschen Unternehmen TUI Cruises und Aida Cruises, sehen sich nicht verpflichtet, anfallende  Abwässer entweder an Bord angemessen aufzubereiten oder sie im Hafen zu entsorgen. Die meisten Unternehmen beantworteten die Frage des WWF nicht direkt sondern über ihren Dachverband CLIA (Cruise Lines International Organisation).

Die internationalen Passagierfähren schneiden insgesamt besser ab, 11 von 21 Unternehmen entsorgen ihre Abwässer bereits in einem der Ostseehäfen.

 

„Die Kreuzfahrtindustrie will  offensichtlich ihre schmutzige Praxis nicht aufgeben und weiterhin Schmutzwasser und Toilettenspülungen  ungeklärt in die Ostsee einleiten. Sie befeuern so die  problematische Überdüngung des Meeres. Angesichts der vorhandenen Entsorgungskapazitäten in den Häfen gibt es dafür keine Entschuldigung “, so Jochen Lamp, Leiter des WWF Ostseebüros. Besonders ärgerlich sei, dass Unternehmen schriftliche Selbstverpflichtungen brechen. Die Unternehmensleitung von AIDA hatte bereits vor  sieben Jahren gegenüber dem WWF zugesichert, ab 2008 keine ungeklärten Abwässer mehr einleiten zu wollen, bzw. alle Abwässer an Land zu entsorgen.  Einige Schiffe klären die Abwässer an Bord vor der Einleitung zumindest minimal, allerdings werden dabei  Stickstoff und Phosphor nicht vorschriftsgemäß reduziert. Gerade diese Stoffe treiben die Überdüngung der Ostsee und damit den sauerstoffarme Todeszonen am Meeresboden  oder Algenteppiche im Sommer voran. Nach WWF Angaben gelangen durch bis zu 100 Millionen Klospülungen und Schmutzwasser aus Passagierschiffen jährlich schätzungsweise 340  Tonnen Stickstoff und 112 Tonnen Phosphor ins Meerwasser.

 

2011 hatte die IMO entschieden, das Einleiten ungeklärter Abwässer von Passagierschiffe künftig zu verbieten, unter der Voraussetzung, dass die Ostseehäfen den Reedereien ausreichende Entsorgungskapazitäten schaffen. Der Prozess wurde politisch verzögert, aber Ende letzten Jahres haben alle Anrainerstaaten außer Russland zugesagt, bis 2019 ausreichende Entsorgungskapazitäten zu schaffen und das entsprechende Inkrafttreten des Verbots bei der IMO beantragt.  Es soll für neu  gebaute Passagierschiffe ab Juni 2019 gelten. Existierende Schiffe müssten bis Juni 2021 umgerüstet sein.  Über die Annahme des Verbots im vorgegebenen Zeitrahmen entscheidet die IMO auf ihrer Tagung diese Woche.

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