Europas Natur im Lazarett

WWF: Bericht zur Lage der Natur in der EU zeigt politisches Versagen

Knabenkraut © istock/gettyimages

Berlin - Der Gesundheitszustand von Europas Natur ist miserabel. Dieses Fazit zieht der WWF aus dem Bericht zur Lage der Natur, den die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel vorgestellt hat. „Europas Natur liegt im Lazarett. Wo eine langfristige Therapie notwendig wäre, wird nur notdürftig am Patienten herumgedoktert“, kritisiert Günter Mitlacher, Leiter Biologische Vielfalt beim WWF Deutschland. „Der Bericht ist eine wahre Krankenakte und zeigt das Versagen der Politik. Juncker, Merkel und Kollegen müssen endlich mit aller Kraft gegen die Zerstörung unser aller Lebensgrundlage vorgehen.“

 

Laut Bericht befinden sich 60 Prozent der Tier- und Pflanzenarten Europas in einem schlechten Zustand. 77 Prozent der schutzwürdigen Lebensräume haben sich negativ entwickelt – sei es durch Flächenverlust, Verschmutzung oder Entwässerung. Besonders schlimm steht es laut WWF um das Feuchtgrünland mit seltenen Arten wie Knabenkraut und Wachtelkönig. „Feuchte Wiesen sind Perlen der Artenvielfalt, die leider viel zu häufig in Maisäcker umgewandelt werden. Die Politik muss hier tätig werden und den Umbruch von Grünland verbieten“, fordert Günter Mitlacher. Auch im Hinblick auf den weltweiten Umweltschutz spiele das Vorgehen Europas eine wichtige Rolle: „Europa begreift sich selbst gern als Vorbild. Doch wir können andere Länder nicht glaubwürdig zu mehr Umweltschutz aufrufen, wenn wir unsere eigene Natur mit Füßen treten.“ 

 

Auch in den deutschen Meeresgewässern von Nord- und Ostsee geht es nach WWF-Untersuchungen der Natur nicht wesentlich besser. Sandbänke und Riffe verharrten seit Jahren in schlechtem Zustand. Die größte Bedrohung gehe hier von der Fischerei sowie dem Sand- und Kiesabbau aus. Stark bedroht ist auch der der Schweinswal. Ihm mache neben der Stellnetzfischerei vor allem Unterwasserlärm zu schaffen, der durch Schifffahrt, die Erkundung von Bodenschätzen oder den Bau von Windkraftanlagen verursacht werde. Der WWF fordert, dass Meeresschutzgebiete frei von wirtschaftlicher Nutzung bleiben müssen und bei Bautätigkeiten Maßnahmen zur Lärmreduzierung getroffen werden.

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