WWF: Deutschland braucht „Gülle-Euro“

Grundwasserbelastung durch Überdüngung: Umweltverband sieht sich von Beratergremium des Landwirtschaftsministeriums bestätigt.

Im Rahmen der Wasserwirtschaftlichen Jahrestagung in Berlin erneuert die Naturschutzorganisation WWF ihre Forderung nach der Einführung des Gülle-Euros. Auf der Veranstaltung warnte WWF-Experte Matthias Meißner vor der Überdüngung Deutschlands und den damit verbundenen Umweltauswirkungen, wie etwa der Verschmutzung des Grundwassers. Die Einführung einer Stickstoffüberschussabgabe („Gülle-Euro“) sei daher überfällig. Die zusätzlichen Einnahmen sollten laut WWF direkt in nachhaltigere Produktionsmethoden und Tierhaltung sowie Forschung investiert werden.

 

„Deutschland ist überdüngt. Die Bundesregierung muss endlich gegen die schädlichen Stickstoffüberschüsse vorgehen. In dieser Einschätzung sieht sich der WWF auch durch ein aktuelles Gutachten des Landwirtschaftsministeriums bestätigt“, so Meißner. In dem Papier des Wissenschaftlichen Beirats von Bundesminister Christian Schmidt wird die Einführung einer Stickstoffabgabe empfohlen.

 

Der „Gülle-Euro“  soll laut WWF-Vorstellungen auf Stickstoffüberschüsse aus der Verwendung von synthetischen Düngemitteln, Gärresten aus Biogasanlagen, Festmist und die namensgebende Gülle erhoben werden. Um die schädlichen Überschüsse umfassend messen zu können, müsse zudem die sogenannte Hoftorbilanz verpflichtend werden, da nur mit dieser Erfassungsmethode die Nährstoffsituation eines landwirtschaftlichen Gesamtbetriebs valide und seriös abgebildet werden könne. Nur so könne der problematischen Nitrat-Belastungen des Grundwassers angegangen werden.

 

 

Hintergrund

 

Das Stickstoffproblem ist überaus komplex. Gleichzeitig gibt es jedoch bei der Landwirtschaft erhebliche Potenziale, die Emissionen von Treibhausgasen zu verringern. Um dies zu erreichen, ist ein Instrumentenmix sinnvoll, der allen Anforderungen an eine effektive Stickstoffminderungspolitik gerecht wird. Marktwirtschaftliche Instrumente, wie z.B. die Stickstoffüberschussabgabe, könnten eine effektive Ergänzung zu einer starken gesetzlichen Grenzregelung darstellen und  Umgang mit stickstoffhaltigen Düngemitteln effizienter machen.

 

Der Sammelbegriff Düngemittel umfasst Stoffe und Stoffgemische, die genutzt werden, um das Nährstoffangebot für die Kulturpflanzen zu erhöhen. Schnelleres Wachstum und höhere Erträge werden durch Düngung erzielt. Wesentliche Bestandteile eines Düngers sind meist die Hauptnährelemente Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K), da ein Mangel an diesen Nährstoffen in vielen Böden das Pflanzenwachstum beschränkt.

 

Die Hoftorbilanz beinhaltet die Erfassung der Stickstoffmengen, die in einen Landwirtschaftlichen Betrieb gelangen (Düngemittel, Tierfutter etc.) und die Mengen, die ihn, in Form von landwirtschaftlichen Produkten wieder verlassen (Kulturpflanzen, Milch, Fleisch, Eier etc.). Es wird angenommen, dass der Rest auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche zurückbleibt. Diese Methode ist auf Betriebsniveau dort relativ einfach anzuwenden, wo der Landwirt genaue Kenntnisse hat über das, was in seinen Hof hineinkommt und was ihn wieder verlässt.

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WWF Presse-Team