Staudamm bedroht Weltnaturerbe-Reservat

WWF-Report warnt: Gefahr für Umwelt und Wirtschaft im tansanischen Schutzgebiet Selous / Verlust des Welterbe-Titels droht

Schutzgebiet Selous in Tansania © Michael Poliza
Schutzgebiet Selous in Tansania © Michael Poliza

In einem der weltgrößten Naturreservate, dem Selous in Tansania, soll ein riesiger Staudamm gebaut werden. Dies hätte verheerende Folgen für die Natur im Weltnaturerbegebiet Selous und für mehr als 200.000 Menschen der Region, deren Lebensunterhalt von der intakten Natur abhängt, warnt der WWF in einem <link file:28366>aktuellen Report.

Das Gebiet ist einer der wichtigsten noch verbliebenen Lebensräume für Elefanten, Wildhunde und vieler andere bedrohte Tierarten und in seiner Bedeutung vergleichbar der berühmten Serengeti. Im Falle einer Realisierung des Damms in der sensiblen „Stiegler-Schlucht“, würden rund 1.200 Quadratkilometer des Schutzgebiets dauerhaft überflutet – das entspricht  etwas mehr als der Fläche Berlins. Tansanias Staatspräsident Magufuli hatte Mitte Juni angekündigt, den Damm „ so schnell wie möglich“ realisieren zu wollen. Nur wenige Tage zuvor hatte die tansanische Regierung mit der deutsche Bundesregierung einen Vertrag zu Rettung des Selous unterzeichnet,  in dem Deutschland über 18 Millionen Euro Unterstützung für den Erhalt des Reservats, seiner Randgebiete und des Welterbetitels zugesichert. Denn auch das UNESCO-Welterbekomitee beobachtet die Pläne zur industriellen Erschließung des Selous kritisch.  Das Gebiet ist bereits als „Welterbe in Gefahr“ gelistet. Am 4. Juli wird auf der Jahrestagung in Krakau verhandelt, ob Selous der Welterbetitel entzogen wird. Der WWF warnt vor den Folgen des geplanten Baus:

 

„Der Staudamm  wäre der Anfang von Ende dieses einzigartigen und geschützten Wildnisgebiets. Der Stausee würde Lebensraum von zigtausend Wildtieren überfluten, Wanderrouten überschwemmen und zusammenhängende Tierpopulationen trennen“, warnt Johannes Kirchgatter, Ostafrika-Referent des WWF Deutschland. Der Staudamm ziehe Straßen, Industrieanlagen und Siedlungen für Bauarbeiter inmitten des Schutzgebiets nach sich - Lärm, Verkehr und Verschmutzung inklusive.  „Es steht weit mehr auf dem Spiel als die drei Prozent der Parkfläche, die überflutet würden. Das Ökosystem des gesamten Flusses würde massiv gestört. Die negativen Folgen würden bis in die Mangrovengebiete des Flussdeltas hineinwirken. Der Rufiji-Fluss ist die Lebensader des Schutzgebiets und auch das touristische Herz der Region“, so Kirchgatter weiter. Sollte der Damm gebaut werden, raube er den Menschen in einer Region mit hoher Armut die Chance,  ihren Lebensunterhalt im Einvernehmen mit der Natur, beispielsweise durch nachhaltigen Tourismus, zu erwirtschaften. Stromabwärts nähme die Erosion zu, weil  große Mengen Sediment und Nährstoffe ausblieben, in der Folge schrumpfen fruchtbare Ackerflächen. Auch Nutzungsformen wie Fischerei, eine wichtige Form der Eiweißversorgung für die Bevölkerung, wären gefährdet.  Der WWF fordert die Regierung Tansanias auf, bestehende rechtliche Prozeduren zu befolgen und alternative Möglichkeiten der Energieerzeugung zu prüfen. Die Regierung selbst hatte in ihrem nationalen Energieplan festgeschrieben, dass es genügend ökonomisch und ökologisch sinnvollere  Möglichkeiten der Energieerzeugung gibt.

 

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