Es führt kein Weg dran vorbei: Fleisch gehört zu den größten Klimasündern unter den Lebensmitteln. Für Tierhaltung und Futtermittel werden häufig immer noch Regenwälder abgeholzt, Ressourcen verbraucht und klimaschädliches Methan emittiert. Das Kotelett auf unserem Teller kann ökologische Krisen in ganz anderen Teilen der Welt verursachen und viele Tier- und Pflanzenarten verlieren durch unseren Fleischkonsum ihren Lebensraum.

Vor allem, weil wir viel zu viel Fleisch viel zu billig konsumieren. 55 Kilogramm im Jahr, jede Woche mehr als ein Kilogramm, verspeist jede:r Deutsche. Das hat Folgen für die Tiere, für Klima und Artenvielfalt, aber auch für unsere eigene Gesundheit. Unser enormer Fleischkonsum führt zur Intensivtierhaltung mit schwerwiegenden Folgen.

Beim Fleischgenuss die Folgen bedenken

Kuh auf der Weide © hfoxfoto / iStock / Getty Images Plus
Kühen geht es mit Auslauf und Tageslicht besser © hfoxfoto / iStock / Getty Images Plus

Wie viel und welches Fleisch wir kaufen, entscheidet zum Beispiel darüber, ob die Tiere in ihrem Leben überhaupt einmal das Tageslicht zu sehen bekommen und ob sie Auslauf haben – aber auch darüber, ob Pestizide für den Anbau von Futtermitteln eingesetzt werden und ob Lebensräume für die Futterpflanze Soja geopfert werden.

Trotzdem müssen nicht alle zu Vegetarier:innen oder Veganer:innen werden. Wenn wir Fleisch wieder verantwortungsvoller konsumieren, das heißt, es bewusst und nur zu besonderen Anlässen einkaufen, ist schon viel gewonnen.

Weniger und besseres Fleisch

Die EAT-Lancet-Kommission, ein Zusammenschluss von Klima- und Ernährungswissenschaftler:innen aus 16 Ländern, empfiehlt, den aktuellen Fleischkonsum mindestens zu halbieren – und genau das rät auch der WWF: Wenn wir innerhalb der ökologischen Grenzen unserer Erde bleiben wollen, sollten höchstens noch knapp drei Prozent unserer Nahrung aus Fleisch- und Wurstprodukten bestehen. Das sind etwa 300 Gramm pro Woche.

Deshalb lautet das Motto des WWF für den Fleischeinkauf: Weniger, aber dafür besseres Fleisch. Fleisch sollte als hochwertiges und besonderes Lebensmittel betrachtet werden und nicht als billiges Massenprodukt, das jederzeit zu niedrigem Preis in jeder erdenklichen Form verfügbar ist. 1,49 Euro für 200 Gramm Schinken wird dem Tier, das dafür getötet wurde, nicht gerecht. Oft sind diese niedrigen Preise für Landwirt:innen nicht einmal kostendeckend. Würden außerdem die Kosten, die der Gesellschaft durch Umweltschäden und Gesundheitsprobleme entstehen, mit eingerechnet, müsste konventionelles Fleisch deutlich teurer sein.

Bio ist besser

Würste auf dem Grill © Gerasimo / iStock / Getty Images
Bio-Würstchen sind leckerer und umweltfreundlicher © Gerasimo / iStock / Getty Images

Besseres Fleisch kommt aus der Region, von Tieren aus artgerechter Haltung und aus einer ressourcenschonenden Produktion. Doch wie nachhaltig ist Biofleisch wirklich? Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen immer wieder, dass ökologisch erzeugte Produkte die umweltfreundlichere Wahl sind. Untersucht wurden zum Beispiel die Emissionen, der Wasserverbrauch, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Flächen- und Artenverluste. Egal ob Schwein, Rind oder Geflügel – Biofleisch schneidet in jedem Fall besser ab. Mit anderen Worten: Bio ist besser.

Fleisch mit Biosiegel findet man mittlerweile immer öfter auch im Supermarkt. Auf diese Siegel kann man sich durchaus verlassen. Biofleisch darf sich nur nennen, was nach gesetzlich geschützten, ökologischen Kriterien produziert wurde. Dennoch liegen den verschiedenen Biosiegeln unterschiedlich strenge Anforderungen zugrunde. Der WWF empfiehlt bei Fleisch mindestens das EU-Biosiegel, besser noch sind die strengeren Kriterien von Bioland, Naturland, Demeter, Biokreis oder Biopark. Wer beim Kauf von Biofleisch auch noch nachweislich etwas für Umweltschutz und Biodiversität tun möchte, kann sich für den Kauf von Fleisch aus unserem Projekt Landwirtschaft für Artenvielfalt entscheiden. Um Verbraucher:innen die Wahl des richtigen Fleisches leichter zu machen, hat der WWF einen Einkaufsratgeber für Fleisch und Wurst entwickelt.

Thema Tierwohl

Zurzeit wird ein Gesetzesentwurf diskutiert, bei dem die Tierhaltung nach Haltungsformen kategorisiert werden soll. Ob ein Schwein im Stall ohne Tageslicht gemästet wurde oder zumindest etwas Auslauf haben durfte, soll auf der Verpackung vermerkt und so für Verbraucher:innen transparent gemacht werden, ähnlich wie es jetzt schon bei Eiern beziehungsweise Legehennen der Fall ist.

Schweinemast Stallanlage © chayakorn lotongkum / iStock / Getty Images Plus
Schweinemast Stallanlage © chayakorn lotongkum / iStock / Getty Images Plus

Höhere Tierwohl- und Umweltstandards in Deutschland und der EU dürfen aber nicht dazu führen, dass wir Fleisch, das zu schlechteren Bedingungen im Ausland erzeugt wurde, billig einkaufen. Das ruiniert die Märkte im Inland und führt zu großen Problemen in den Erzeugerländern.

Bio bleibt also besser. Aber zur Wahrheit gehört, dass es auch im Biobereich noch Verbesserungsbedarfe beim Tierwohl, bei der Haltung und dem Transport der Tiere gibt. Dazu müssten in Zukunft Informationen über die Gesundheit der Tiere gezielter gesammelt und analysiert werden.

Besser für Tier und Umwelt: Wild- und Weidefleisch

Neben Biofleisch zählt Wild- und Weidefleisch zum umweltfreundlicheren Fleisch – vor allem, wenn es aus Deutschland und besser noch aus der eigenen Region stammt, von Rindern, die auf der Weide grasen. Sie kommen überwiegend ohne Kraftfutter aus und werden nicht mit Soja gefüttert, für das womöglich Regenwald abgeholzt wurde. Weideflächen können außerdem sehr artenreich sein und bei richtiger Bewirtschaftung erhebliche Mengen an Kohlenstoff speichern. Weideflächen sind wichtig für unser Klima. Denn Weideland speichert mehr als ein Drittel allen Kohlenstoffs in den Ökosystemen unseres Festlandes.

Reh im Wald © Ralph Frank
Reh im Wald © Ralph Frank

Auch das Fleisch heimischer Wildtiere wie Reh, Hirsch, Wildschwein, Hase oder Ente kann in der Regel aus ökologischer Sicht bedenkenlos gegessen werden, wenn es nachhaltig gejagt worden ist. Doch aufgepasst: In Deutschland verkauftes Wildfleisch, insbesondere Hirschfleisch zur Weihnachtszeit, stammt häufig gar nicht aus Deutschland. Es lohnt sich also, genau auf die Verpackung zu schauen. Fleisch aus fernen Ländern zu kaufen, obwohl es in unseren Fluren frei umherläuft, ist weder nachhaltig noch ökologisch.

Verantwortungsvoller und bewusster Konsum

Fast zehn Prozent der Bevölkerung leben inzwischen vegetarisch, viele andere essen nur noch einmal die Woche oder seltener Fleisch. Diese Ernährungswende zeigt langsam, aber sicher Wirkung.

Ob im Supermarkt oder Bioladen: Mit jedem Einkauf und jeder Mahlzeit können wir entscheiden, biologische und artgerechte Tierhaltung zu fördern, Ressourcen zu schonen, das Klima zu schützen und nicht zuletzt auch unserer Gesundheit etwas Gutes zu tun. Machen Sie mit.

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