Jedes Jahr brennt der Regenwald im Amazonas-Gebiet. Jedes Jahr wird die Zerstörung für Holz und Viehhaltung größer. Und jedes Jahr erhöht der WWF seine Kräfte, den Wald und seine Bewohner zu schützen.

Vom Regenwald zur Feuerhölle

Brennender Wald im Amazonas (Porto Velho) © Andre Dib/WWF-Brazil
Brennender Wald im Amazonas (Porto Velho) © Andre Dib/WWF-Brazil

Immer trockener wird es im Amazonasgebiet, immer mehr Feuer werden bewusst gelegt, um Land zu gewinnen und immer öfter geraten diese Brände außer Kontrolle. „Wobei auch außer Kontrolle geratene Feuer neue Anbaufläche schaffen“, bemerkt Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland. Im September 2020 gab es allein im brasilianischen Amazonas über 32.000 verschiedene Brandherde. Bis ins Weltall sind die Rauchschwaden zu sehen.

Im Oktober 2023 waren die Zahlen besonders dramatisch: In der ersten Oktoberhälfte brannte es allein im Bundesstaat Amazonas 2.929 Mal – das sind 93 Prozent mehr als im historischen Durchschnitt für den gesamten Monat. Im Vergleich zur ersten Oktoberhälfte 2022 ist der Anstieg noch dramatischer: 152 Prozent! Auch die Zahlen für den Bundesstaat Pará sind ebenfalls erschreckend: Hier brannte es am häufigsten in ganz Brasilien; 31.119 Brände wurden zwischen Januar und Oktober 2023 gezählt. Es war der zweitschlimmste Oktober seit 25 Jahren.

Es gibt auch gute Nachrichten aus Amazonien!

Jahr für Jahr machen die immensen Entwaldungsraten im Amazonasgebiet Schlagzeilen. Immer mehr Flächen werden gerodet, immer mehr Brände gelegt, um Land zu gewinnen. Doch in diesem Jahr gibt es erstmals vorsichtig gute Nachrichten: Von August 2022 bis Juli 2023 gingen im Amazonas „nur“ 9.001 Quadratkilometer Wald verloren. Das entspricht einem Rückgang der Entwaldung um 23,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist der niedrigste Wert seit 2019.

Die Daten bestätigen, dass der Kampf gegen die Entwaldung im Amazonasgebiet Früchte trägt. Die jüngsten Anstrengungen im Kampf gegen die Entwaldung und der politische Wille, gegen die Umweltzerstörung vorzugehen, zeigen Wirkung! Dennoch ist die Entwaldungsrate nach wie vor hoch und die aktuelle Dürre schwächt den Amazonas. Ziel muss es sein, die Entwaldung vollständig zu stoppen, um zu verhindern, dass das ökologische Gleichgewicht des Amazonas endgültig aus den Fugen gerät.

Klimakrise trifft El Niño

Hauptursache für die hohe Zahl der Brände in diesem Jahr sind die extreme Trockenheit und die hohen Temperaturen, die durch die Klimakrise verursacht und durch das Wetterphänomen El Niño verstärkt werden, das in diesem Jahr besonders ausgeprägt ist. Die Dürre begünstigt die Ausbreitung der Brände – eine Tragödie für die gesamte Region.

Doch der Grund, warum es im Amazonas überhaupt brennt, ist Brandstiftung. „Im Amazonasgebiet gibt es keine natürlichen Brände“, erklärt die brasilianische Umweltministerin Marina Silva. Die Brände werden gelegt, um Platz für Ackerland oder Viehweiden zu schaffen. Die großen Mengen an trockenem organischem Material, die auf den gerodeten Flächen zurückbleiben, geben den Flammen zusätzliche Nahrung.

Es gibt kein Entrinnen

Jaguar an einem Fluss in Brasilien © Richard Barrett / WWF-UK
Jaguar an einem Fluss in Brasilien © Richard Barrett / WWF-UK

Im Wald gibt es kaum ein Entrinnen. Hier leben die seltenen Jaguare – und hier verlieren die drittgrößten Raubkatzen der Erde nun ihr Leben und ihren Lebensraum im Feuer. Hunderte weitere, teils endemische (also nur hier vorkommende) Arten sind betroffen. Und auch Menschen leben in den Regenwäldern des Amazonasbeckens. Sie sind in diesem Jahr von der Dürre im Amazonasgebiet besonders betroffen. Die hohen Temperaturen haben dazu geführt, dass Flüsse immer weniger Wasser führen und vielerorts unpassierbar geworden sind. Das macht den Transport von Lebensmitteln und Medikamenten sowie die Wasserversorgung unmöglich.

Bedrückend zeigen sich die Auswirkungen der diesjährigen extremen Dürre auch im Tefé-See, dort haben außergewöhnlich hohe Wassertemperaturen von bis zu 39,1 Grad Celsius zum Tod von mehr als 153 Flussdelfinen geführt.

  • Ein verendeter Flussdelfin im Tefé-See © Adriano Gambarini WWF startet Rettungsaktion für bedrohte Flussdelfine

    Im Lago de Tefé, einem See an einem der Amazonaszuflüsse, sind innerhalb kurzer Zeit mehr als 228 Tiere der bedrohten rosa Flussdelfine verendet. Helfen Sie uns die Flussdelfine zu retten! Weiterlesen...

Wir brauchen eine Trendwende!

Im Amazonas breitet sich zunehmend eine Wildwest-Mentalität aus. Wenn wir diesen Wahnsinn nicht bald stoppen und eine Trendumkehr bei der Waldzerstörung erreichen, könnte der Amazonas langfristig verloren gehen und sich in eine Steppe verwandeln. Um das zu verhindern ist auch die internationale Gemeinschaft gefragt. Wir brauchen unbedingt ein starkes Lieferkettengesetz auf EU-Ebene. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Lieferketten die Entwaldung nicht befeuern, besonders wenn sie Agrarrohstoffe aus Brasilien importieren“, so Roberto Maldonado.

Kipppunkt bald erreicht

Rund 20 Prozent des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes sind bereits zerstört. Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass bei einem Anteil von 25 Prozent vernichteten Waldes ein Kipppunkt erreicht wird und sich das ganze Gebiet in eine Steppe verwandelt. Mit Auswirkungen auf den ganzen Planeten in ungeahntem Ausmaß! Öffnen Sie die Grafik groß in einem neuen Fenster >>

Unterstützen Sie den WWF im Kampf um den Amazonas

Der WWF unterstützt die lokale Bevölkerung im Amazonas-Gebiet seit 2007 und konnte 40 Schutzgebiete mit einer Fläche so groß wie Bayern – ca. sieben Millionen Hektar schützen. Dieser Schutzgebietsgürtel steht der größten Entwaldungsfront der Welt gegenüber und schützt auch die indigenen Völker im Amazonas.

Es ist noch viel zu tun: Unterstützen Sie uns weiter bei der Arbeit vor Ort – und erhöhen wir den Druck auf die deutsche Wirtschaft, ihre Lieferketten entwaldungsfrei zu gestalten! Wir brauchen den Amazonas – für den Artenschutz, aber auch um unsere internationalen Klimaziele zu erreichen.

Helfen Sie dem WWF jetzt, den Regenwald im Amazonas zu schützen

So schützen wir den Amazonas langfristig:

  • Wir unterstützen die indigenen Gemeinschaften – besonders in der Corona-Krise – materiell und durch Ausbildung.
  • Wir üben Druck auf die Bundesregierung und die EU aus, um das Freihandelsabkommen Mercosur zwischen der EU und Südamerika nachzuverhandeln.
  • Wir wollen keine Agrarprodukte aus illegal gefälltem Regenwald. Dafür müssen wir Druck auf deutsche Unternehmen ausüben. Sie müssen die Lieferketten überprüfen.
  • In Brasilien und den anderen Amazonas-Anrainerstaaten wie Bolivien und Kolumbien setzen wir uns dafür ein, dass Schutzgebiete und indigene Territorien weiterhin bestehen bleiben.
  • Wir fordern, dass keine umweltrelevanten Gesetze abgeschwächt werden.
  • Erkundungsteam der Uru Eu Wau Wau auf dem Jamari Fluss © Marizilda Cruppe / WWF-UK Gemeinsam für den Wald: Indigene Territorien schützen

    Der WWF Deutschland stellt sich mit seinem größten Projekt in Südamerika an die Seite der indigenen und traditionellen Völker in Brasilien: Ein Bündnis für den Wald! Weiterlesen...

Schwerpunkt Amazonas:

Retten Sie den Amazonas

Der Amazonas-Regenwald beschützt zahlreiche Arten und auch unser Leben. Schützen wir ihn!

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