Wer kennt das nicht? In den Tiefen des eigenen Kühlschranks fällt einem der vor Wochen angebrochene Brotaufstrich in die Hand. Am Ende der Betriebsfeier sind die Buffetplatten noch voll mit Leckereien. Aber auch im Einzelhandel und sogar auf dem Acker werden Lebensmittel weggeworfen. Eine ganze Kiste mit Apfelsinen landet im Supermarkt-Container, weil zwischen ihnen eine einzelne verdorbene Frucht liegt. Auf dem Acker muss die Landwirtin Karotten nur deshalb ausmustern, weil sie zu krumm oder zu klein für unsere Konsumgewohnheiten oder europäischen Lebensmittelnormen und damit unverkäuflich sind.

Jedes dritte Lebensmittel in Deutschland wird weggeschmissen. 18 Millionen Tonnen Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Getreide und mehr landen jährlich in Deutschland im Müll. Wir sind nicht nur Zeug:innen, sondern auch Verursacher:innen einer riesigen, vermeidbaren Verschwendung.

Viele Lebensmittel landen im Müll © XX / iStock / Getty Images
Viele Lebensmittel landen im Müll © XX / iStock / Getty Images

Denn mindestens zehn Millionen Tonnen dieser Lebensmittel könnten gerettet werden.

Jede Sekunde landen 313 Kilogramm essbare Lebensmittel in der Tonne, für die Ressourcen verbraucht, Energie aufgewendet, Treibhausgase ausgestoßen und Fläche verbraucht wurde.

Umgerechnet bedeutet dies, dass jährlich Lebensmittel im Müll landen, für deren Herstellung landwirtschaftliche Nutzflächen von der Größe Mecklenburg-Vorpommern und des Saarlands beansprucht wurden.

Die gute Nachricht ist: Einen großen Teil dieser Verschwendung kann jede:r von uns sofort beenden. Hier finden Sie Tipps, wie Sie noch heute Lebensmittelverschwendung vermeiden, Ressourcen schonen und die Umwelt schützen können.

Gut geplant ist halb gerettet

Planen Sie Ihren Einkauf sorgfältig! Machen Sie eine Einkaufsliste und werfen Sie vorher einen Blick in Kühlschrank und Speisekammer. Gehen Sie nicht hungrig in den Supermarkt und kaufen Sie Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot und Milchprodukte in kleineren Mengen, die Sie auch wirklich in ein paar Tagen verbrauchen.

Kaufen Sie nur das, was auf Ihrer Liste steht. Das hört sich banal an, aber allzu oft landet plötzlich viel mehr im Einkaufswagen, als man eigentlich braucht. Damit nichts doppelt eingekauft wird, sprechen Sie sich vor dem Einkaufen mit Ihrer Familie oder Ihren Mitbewohner:innen ab oder nutzen Sie digitale Einkaufslisten, auf die alle Zugriff haben.

Speisekammer regelmäßig ausmisten und Restemenüs zaubern

Jede:r kennt das: Das angebrochene Päckchen Maisstärke, die abgelaufenen Beluga-Linsen oder irgendein Spezial-Gewürz verstecken sich gern in den schlechter erreichbaren Ecken der Speisekammer. Manches Lebensmittel hat man vor längerer Zeit für ein bestimmtes Gericht gekauft, aber nie ganz verbraucht. Misten Sie deshalb zweimal im Jahr Ihre Vorratsschränke aus.

Gemeinsam Kochen beim WWF-Kochevent © Daniel Seiffert / WWF
Gemeinsam Kochen beim WWF-Kochevent © Daniel Seiffert / WWF

Stellen Sie Produkte nach vorne, die nicht mehr lange haltbar sind und werden Sie kreativ mit genau den Zutaten, die Sie ganz hinten im Schrank gefunden haben.

Spaßig und zugleich nachhaltig kann es auch auf einer Resteparty zugehen, zu dem jede:r Gast eine geheime, vergessene Zutat aus dem eigenen Haushalt mitbringt. Gemeinsam wird daraus ein spannendes Menü gekocht.

Lebensmittel, die Sie nicht mehr verbrauchen, können Sie auch Ihren Nachbar:innen und Freund:innen schenken oder über Foodsharing-Plattformen abgeben. Dort teilen Sie Lebensmittel mit anderen Menschen in Ihrem Ort. Auf einer Landkarte sehen Sie, wer gerade wo etwas abzugeben hat und können auch selbst Einträge machen.

Reste auf Partys oder in Restaurants

Im Restaurant war die Pizza viel zu groß und die Hälfte bleibt liegen? Lassen Sie sich Essensreste einpacken oder in einen mitgebrachten Behälter füllen. Alle Köch:innen freuen sich, wenn das Essen, das sie zubereitet haben, nicht weggeworfen wird.

Aus Angst, die Gäste könnten nicht satt werden, wird für Partys und Feiern oft viel zu viel Essen angeboten. Fordern Sie ihre Gäste schon bei der Einladung dazu auf, eigene Behälter für eventuelle Essensreste mitzubringen. Oder laden Sie am nächsten Vormittag zum Katerfrühstück ein.

Das MHD ist kein Wegwerfdatum

Man kann es nicht oft genug betonen: Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Stichtag zum Wegwerfen von Lebensmitteln. Die meisten Produkte können auch noch Tage oder sogar Wochen nach Ablauf des aufgedruckten Datums bedenkenlos gegessen werden. Insbesondere viele trockene Produkte werden bei richtiger Lagerung gar nicht schlecht. Oft werden Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft, zum reduzierten Preis angeboten. So können Sie Lebensmittel retten und zugleich Geld sparen.

Lachsfilet mit Gemüse © Getty Images
Lachsfilet mit Gemüse © Getty Images

Aber woher weiß ich, ob ein Produkt nach Ablauf des MHD noch gut ist?

Nur bei allen leicht verderblichen Produkten, wie bei Fisch, Fleisch, Frisch- und Weichkäse, sollte das aufgedruckte Datum beachtet werden.

Vertrauen Sie im Zweifel Ihren Sinnen: Schauen Sie sich das Produkt genau an, riechen Sie daran oder probieren Sie davon. Geht das noch oder Finger weg? Das verrät Ihnen spätestens Ihr Geschmackssinn sofort.

Finden Sie Schimmelspuren auf Lebensmitteln, ist immer Vorsicht angezeigt. Hartkäse ist meist noch essbar, wenn die schimmelige Stelle abgeschnitten wird. Bei Marmelade mit einem Zuckergehalt von mindestens 50 Prozent können Sie Schimmel mit einem Löffel großzügig entfernen. Im Brot hingegen kann sich Schimmel auch unsichtbar ausbreiten. Es sollte deshalb immer entsorgt werden.

Warum werden Milchprodukte sauer?

Übrigens: Milchprodukte werden sauer, weil sich der Milchzucker in ihnen zersetzt, sind aber in der Regel nicht gesundheitsschädlich. Aus saurer Milch können Sie Dickmilch machen oder sie im Garten als Dünger, zum Schutz gegen Mehltau und zum Vertreiben von Wühlmäusen einsetzen. Saure Milch ist außerdem ein prima Kalkentferner.

Lebensmittel richtig lagern

Alle frischen, leicht verderblichen Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, süße und würzige Brotaufstriche sowie Soßen und zubereitete Speisen gehören in den Kühlschrank, soviel ist klar. Auch die meisten Obst- und Gemüsesorten mögen es am liebsten kühl. Äpfel und Bananen hingegen halten sich bei Zimmertemperatur gut eine Woche. Zitrusfrüchte und Melonen brauchen auch keine Kühlung. Ebenso sind Paprika, Aubergine, Zucchini und Tomaten bei Zimmertemperatur gut aufgehoben.

Brot © Magone / iStock / GettyImages Plus
Brot © Magone / iStock / GettyImages Plus

Wer ein Eisfach oder eine Kühltruhe hat, kann Lebensmittel sogar mehrere Monate lang aufbewahren. Allerdings sind Kühltruhen wahre Energiefresser und daher nicht sonderlich nachhaltig.

Brot verwahren Sie am besten bei Zimmertemperatur in einem Brottopf aus Steingut, im Stoffbeutel oder Brotkasten, jedoch nie in einer Plastiktüte, denn Brot braucht Luft. Allerdings auch nicht zu viel davon, sonst wird es schnell trocken. Den Behälter regelmäßig reinigen, um Schimmel vorzubeugen. Roggen und Vollkornbrote bleiben länger frisch als Weizenbrote.

Den Inhalt angebrochener Verpackungen von Nudeln, Reis, Linsen etc. am besten in dicht schließende Behälter umfüllen. So haben Lebensmittelmotten keine Chance.

Die richtige Lagerung von Lebensmitteln ist beinahe eine Wissenschaft für sich. Bei Fragen zur Lagerung und Haltbarmachung einzelner Lebensmittel finden Sie Tipps auch bei Ihrer Verbraucherzentrale oder dem Bundeszentrum für Ernährung.

Lebensmittel verarbeiten und haltbar machen

Was tun mit trockenen Brotscheiben, schrumpeligen Äpfeln oder zu viel eingekauftem Gemüse? Brot, das trocken geworden, aber schimmelfrei ist, kann super zu Knödeln verarbeitet werden.Obst und Gemüse, das nicht mehr ganz frisch ist oder von dem einfach zu viel eingekauft wurde, eignet sich wunderbar zum Verarbeiten. Für veganes Eis oder süßes Bananenbrot eignen sich die überreifen Bananen mit den dunklen Stellen sowieso am allerbesten.

Frische Tomaten © David Bebber / WWF-UK
Frische Tomaten © David Bebber / WWF-UK

Aus schlappen Basilikumblättern wird ein leckeres Pesto, aus überzähligen Tomaten eine köstliche Tomatensoße und die schrumpeligen Äpfel oder anderes Obst werden zu Mus, Smoothies oder Marmelade verarbeitet.

Das macht Spaß und wird hübsch verpackt zum persönlichen Mitbringsel beim nächsten Spieleabend mit Freund:innen. Wer das Haltbarmachen von Lebensmitteln professionalisieren möchte, schafft sich ein Dörrgerät an oder lernt in speziellen Kursen, Lebensmittel zu fermentieren oder durch traditionelle Techniken haltbar zu machen.

Digitale und analoge Lebensmittelretter

Inzwischen gibt es viele Menschen, die Initiativen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln gegründet haben. Sogenannte Retterläden verkaufen als Lieferservice oder Ladengeschäft sonst unverkäufliches Gemüse und Obst, das nicht den Normgrößen entspricht, vom Hagelschlag Stellen auf der Schale hat oder einfach krummer gewachsen ist, als wir es gewohnt sind. Auch im Convenience-Bereich gibt es Marken, die sich auf gerettete Lebensmittel spezialisiert haben und aus ihnen zum Beispiel Brotaufstriche oder Suppen produzieren.

Einkaufswagen im Supermarkt © iStock
Nutzen Sie Listen beim Einkaufen © iStock

Apps zur Lebensmittelrettung helfen, Essen zu finden, das kurz vor Ladenschluss zum reduzierten Preis verkauft oder privat verschenkt wird.

Hilfreich sind auch Apps, die Rezepte vorschlagen mit genau den Zutaten, die man noch zu Hause hat und verarbeiten möchte.

Und eine digitale Einkaufsliste, die sich Familie oder Mitbewohner:innen teilen, verhindert, dass Lebensmittel doppelt eingekauft werden. 

Die Verschwendung von Lebensmitteln kann jede:r sofort stoppen!

Lebensmittel retten. Umwelt schützen.

Besser essen, weniger wegschmeißen, Geld sparen

Lebensmittelverschwendung kann jede:r von uns sofort beenden! Das macht Mut und kann im Gespräch auch andere anstoßen, unserem Essen mit mehr Wertschätzung zu begegnen. Schöner Nebeneffekt: Wenn Sie Lebensmittel verwerten, verschenken oder verbrauchen, anstatt sie wegzuwerfen, schonen Sie nicht nur Ressourcen und schützen das Klima, sondern sparen auch Geld.

Und vielleicht lernen Sie ja bei Kursen zur Haltbarmachung, beim Teilen von Lebensmitteln mit Nachbar:innen oder in Foodsharing-Initiativen sogar nette Menschen kennen, denen ein nachhaltiger Lebensstil ebenso wichtig ist wie Ihnen.

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