Die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) der EU legt sowohl für die Fischerei als auch für die Meeresumwelt wichtige Ziele fest. Die aktuelle GFP verpflichtete die EU-Staaten, bis zum Jahr 2020 die Überfischung in ihren Meeren zu beenden.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die Fischereien immer gerade so viel fangen, dass damit der höchstmögliche Dauerertrag (Maximum Sustainable Yield, MSY) eingehalten wird. Der MSY markiert für jeden Fischbestand die größtmögliche Menge Fisch, die entnommen werden kann, ohne langfristig die gesunde Bestandsgröße zu gefährden. Zu den weiteren Zielen der GFP zählen die Beendigung der verschwenderischen Rückwurfpraxis (in Form eines Anlandegebotes), die Minimierung der Umweltschäden durch die Fischerei sowie eine wettbewerbsfähige Fischereiwirtschaft.

Auf dem Papier lesen sich diese Ziele vielversprechend. Doch bei genauerer Betrachtung lassen die Erfolge ihrer Umsetzung auf nationaler und regionaler Ebene sehr zu wünschen übrig: Im Jahr 2021 galten in Nord- und Ostsee noch immer 43 Prozent der Fischbestände als überfischt, im Mittelmeer sogar 83 Prozent. Und noch immer stemmt sich die Fischerei-Industrie gegen die Regeln des Anlandegebotes.

Nicht zuletzt wird auch das Versprechen der Politik, die Empfehlungen der Wissenschaftler:innen zur Basis ihrer Entscheidungen über Fischfangmengen zu machen, immer wieder gebrochen. Zu oft erlauben die Fischereiminister:innen der EU-Mitgliedstaaten Fangmengen, die teilweise weit oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen liegen.

Regeln werden nur langsam umgesetzt

Aus Umweltsicht ist die Ernüchterung also groß: Die Mitgliedstaaten der EU setzen die eigentlich guten, neuen Regeln für die eigenen Fischereien und Meeresgebiete nur unvollständig und im Schneckentempo um. Wenn sich aber alle Fischbestände langfristig erholen sollen, muss sich diese Haltung dringend ändern. Neben der Einhaltung der vereinbarten Ziele gehört eine wirksame Kontrolle der Fischerei dazu sowie ein entschlossenes Vorgehen gegen illegale Fischereiaktivitäten und eine Subventionspolitik, die eine umweltschonende Praxis belohnt und mit Weitblick eine nachhaltige Fischerei ermöglicht.

EU-Flotten fischen weltweit

Die Herausforderungen im Kampf gegen die Überfischung liegen nicht nur vor unserer eigenen Haustür: Die europäische Flotte hat erheblichen Einfluss auf weit entfernte Meeresgebiete. Eine Handvoll Fischereinationen aus der EU fängt beispielsweise Fisch vor den Küsten von westafrikanischen Staaten. Damit dadurch nicht einfach nur unser eigenes Überfischungsproblem in andere Regionen der Welt exportiert wird, gelten seit 2014 für alle Schiffe unter EU-Flagge die gleichen Regeln.

Weltweit kann die Fischerei nur dann langfristig profitabel sein, wenn die Fischbestände in gutem Zustand und die Meere gesund sind. Auch für die Zukunft der globalen Ernährungssicherheit ist der langfristige Erhalt der Ressource Fisch ein zentrales Thema. Um all diese Probleme zu lösen, braucht es einen starken politischen Willen, in Deutschland, in Europa und darüber hinaus. Der WWF mit seinem gesamten europäischen Netzwerk hat sich diesen Zielen verschrieben.

Überfischung nur minimal verringert

Seit der letzten Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) in der EU zum Jahr 2014 wurde die Überfischung im Nord-Ost-Atlantik nur minimal verringert. Trotz des ausdrücklichen Ziels, bis zum Jahr 2020 eine Erholung der Fischbestände und gute, nachhaltige Fangmengen zu erreichen, werden nach wie vor über 41 Prozent der Fischbestände mit Fangmengenbeschränkung (Fangquote) überfischt: Es wird immer noch jährlich mehr entnommen, als nachwachsen kann. Auch eine gesunde Größe haben viele der Bestände in dieser Zeit nicht erreicht: 2021 waren immer noch 39 Prozent der begutachteten Fischbestände zu klein, um innerhalb sogenannter „sicherer biologischer Grenzen“ zu sein.

In der Ostsee ist die Situation derzeit besonders dramatisch: Hier werden sieben von insgesamt acht kommerziell genutzten und mit Fangquoten versehenen Fischbeständen wie Dorsch und Hering überfischt, fast die Hälfte der Bestände ist zu klein, um innerhalb sicherer biologischer Grenzen zu sein. 

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