Kaum irgendwo können Wale und Delfine noch ungestört von Fischerei, Schiffsverkehr, Industrie und Verschmutzung leben. In manchen Gegenden sind die Gefahren jedoch extrem – zum Beispiel in Peru. Im Ostpazifik vor Peru landen besonders viele Wale und Delfine als Beifang in den Netzen der Fischer – bis zu 20.000 Wale und Delfine sterben dadurch jedes Jahr.

Seit 2018 arbeitet der WWF Peru an diesem Problem und hat sich zur Aufgabe gemacht, dem Sterben in den Fischernetzen ein Ende zu bereiten. Der WWF Deutschland unterstützt das Projekt seit Sommer 2020.

Vor der Küste Perus treffen zwei Meereswelten zusammen. Die Gewässer im Norden Perus gehören zum tropischen Bereich des Pazifiks. Am Küstensaum des mehr als 20 Grad warmen Wassers wachsen die südlichsten Mangrovenwälder des Ostpazifiks.

Das Meer vor der Mitte und dem Süden Perus ist dagegen von dem kalten, nährstoffhaltigen Tiefenwasser geprägt, das der Humboldtstrom aus der Antarktis heranschafft. Darin gedeiht eine schier unglaubliche Fülle von Meereslebewesen, darunter auch 30 Wal- und Delfinarten.

Fischerei und Beifang – traurige Rekorde

Industrielle Anchoveta-Fischerei in Peru © Adrian Portugal / WWF Peru
Industrielle Anchoveta-Fischerei in Peru © Adrian Portugal / WWF Peru

Besonders berühmt aber ist dieser planktonreiche Teil des Pazifiks für seine gigantischen Sardellenschwärme. Die peruanische Sardelle ist der meistgefangene Fisch der Erde, sieben bis zehn Millionen Tonnen landen jährlich in den Netzen.

Die unrühmliche und traurige Begleiterscheinung: Nirgendwo auf der Welt gehen so viele Wale und Delfine als Beifang zugrunde wie hier, schätzungsweise 20.000 Tiere jedes Jahr.

Am häufigsten trifft es den scheuen Burmeister-Schweinswal (Phocoena spinipinnis) und den geselligen Schwarzdelfin (Lagenorhynchus obscurus), die sich beide in hohem Maß von Schwarmfischen wie den Sardellen ernähren. Rund 60 Prozent der mitgefangenen Delfine werden verzehrt oder als Köder im Haifischfang verwendet, obwohl beides verboten ist. Doch es gibt nur wenige Kontrollen und das Bewusstsein dafür, dass Wale und Delfine schutzbedürftig sind, ist gering ausgeprägt.

Netze – die tödliche Gefahr

Zum Fang der riesigen Sardellenschwärme, die vor der Küste Perus leben, werden bis zu 2.000 Meter lange Ringwadennetze um die Schwärme gelegt, unten zu einer Art Beutel zusammengezogen und dann an Bord gehievt. Nicht selten geraten in diese Beutel aber auch Wale, Delfine, Haie und Meeresschildkröten. Zum anderen sind die Kiemennetze der handwerklichen Fischer gefährlich, in deren Maschen sich nicht nur die gewünschten Speise- und Tintenfische verhaken, sondern auch viele weitere Meerestiere bis hin zu großen Walen.

Rettung durch Technik und Training

Um die Wale und Delfine vor den tödlichen Fallen zu bewahren, testet der WWF Peru mit Fischer:innen die Effektivität der Fischerei mit sogenannten „Pingern“. Das sind kleine Geräte, die an den Netzen befestigt werden und ein akustisches Signal aussenden. Dieser „Ping“ ist für Wale und Delfine so unangenehm, dass sie das Weite suchen. So lässt sich der Beifang um fast 40 Prozent reduzieren. Ein großes Fischereiunternehmen verwendet die Pinger bereits, weitere werden folgen.

Die Verwendung von LED-Leuchten an Netzen folgt einem ähnlichen Ansatz: Meeresschildkröten und Delfine sehen die erleuchteten Netze nachts und können diese meiden.

So genannte Pinger an Fischernetzen schützen vor Beifang © Luis Carrera / WWF Peru
So genannte Pinger an Fischernetzen schützen vor Beifang © Luis Carrera / WWF Peru

Eine andere Möglichkeit, Beifang zu überwachen und zukünftig gezielter zu verhindern, sind Kameras. Viele kleine Fischer:innen haben auf ihren Booten keinen Platz für zusätzliches Personal von staatlichen Fischereibeobachter:innen, das die Fänge und den Umgang mit ihnen kontrolliert.

Mit Hilfe der Kameras werden die mitgefangenen Arten von Walen, Delfinen, Meeresschildkröten und anderen Meerestieren aufgezeichnet. Damit wird deutlich, wo Beifang besonders häufig passiert.

In den besonders betroffenen Gebieten kann dann der Einsatz von LED-Lichtern und Pingern vorgeschrieben werden, die die Meeressäuger und Schildkröten von den Netzen fernhalten.

Eine andere Möglichkeit der Steuerung wäre, die Fischereien zeitlich begrenzt aus den betroffenen Gebieten auszuschließen, zum Beispiel dann, wenn Wale dort hinkommen, um ihre Jungen zur Welt zu bringen.

Wenn doch ein Wal ins Netz geht

Beifang dokumentiert mit einer Bordkamera © WWF Peru
Beifang dokumentiert mit einer Bordkamera © WWF Peru

Was aber, wenn einem Fischer doch einmal ein Wal, Delfin oder eine Meeresschildkröte ins Netz gegangen ist? Wie bringt man das Tier wieder sicher ins Wasser? Der WWF bietet den Schiffsbesatzungen Kurse an, in denen sie genau das lernen.

In den Kursen erfahren sie auch, warum sie Beifänge und die betroffenen Arten im Logbuch eintragen sollen – nur so können Schutzmaßnahmen zielgenau angepasst werden. Mehr als 930 Fischer haben bereits an solchen Kursen teilgenommen.

Ihre Spende für den Schutz der Wale und Delfine

Der WWF und seine Partner:innen machen große Fortschritte beim Schutz der Wale und Delfine in Peru. Möglich ist das auch dank Ihrer Spende. Helfen Sie uns dabei, auf dieser Arbeit aufzubauen – spenden Sie für den Schutz der Wale.

So helfen Sie den Walen

  • Pilotwale © Teo Lucas / Gigante Azul / WWF Wale und Delfine

    Stark und sanft sollen sie sein, mitfühlend und sozial, weise und rätselhaft: Früher als Bestien gejagt, sieht heute so mancher in ihnen die „besseren Menschen“. Zur Übersicht