Der Amazonas-Flussdelfin im Steckbrief

Lebensraum alle Süßwasserlebensräume der großen Flusssysteme Amazonas und Orinoco (überschwemmte Wälder, Schilfbereiche, Bäche, Seen, Flüsse, Lagunensysteme)
Geografische Verbreitung   Einzugsgebiet des Amazonas und Orinocos, Rio Madeira (Verbreitungsstaaten: Venezuela, Kolumbien, Brasilien, Bolivien, Peru, Ecuador und Guyana)
Gefährdungsstatus IUCN: "stark gefährdet"
Bestandsgröße keine Gesamtbestandszahlen bekannt (Schätzungen: zehntausende Individuen)
Amazonas-Flussdelfin. © Anton Vorauer / WWF
Amazonas-Flussdelfin. © Anton Vorauer / WWF

Der rosarote Delfin

Der Amazonas-Flussdelfin – auch Boto, rosa Flussdelfin, oder Inia genannt – gehört zur Familie der Flussdelfine (Iniidae) und zu der Unterordnung der Zahnwale. Er kommt in beinahe allen Süßwasserlebensräumen vor, die mit den großen Flusssystemen Amazonas und Orinoko in Verbindung stehen. Eine der drei Unterarten des Boto lebt ausschließlich im Rio Madeira, der zwar ein Nebenfluss des Amazonas ist, von diesem aber durch eine Serie von Wasserfällen getrennt ist.

Amazonas-Flussdelfine sind die größten Flussdelfine. Sie werden etwa 2 bis 2,5 Meter groß und erreichen ein Gewicht von 85 bis 185 Kilogramm. Männliche Flussdelfine werden deutlich größer als weibliche. Sie besitzen eine schmale und lange Schnauze, die mit Tasthaaren versehen ist, kleine Augen und anstelle einer Rückenflosse einen niedrigen Kamm oder Höcker mit einer breiten Basis. Botos sind oberseits dunkelblaugrau gefärbt und weisen auf der Körperunterseite eine rosa Färbung auf. Die Färbung der Tiere variiert je nach Alter, Geschlecht sowie Aktivität des Delfins und nach der Gewässerfarbe.

Botos sind gut an das Leben im überfluteten Urwald angepasst. Sie verfügen über Echolotpeilung, womit sie Gegenstände und Beute im oftmals trüben Wasser ihrer Lebensräume orten können. Außerdem besitzen sie Tasthaare an der Schnauze. Weiterhin ermöglicht ihnen ihr sehr beweglicher Nacken, den Kopf unabhängig vom Körper nach allen Seiten zu bewegen. Damit können sie Fischen auch zwischen Wurzeln und Ästen überschwemmter Urwaldriesen noch nachstellen. Auf seiner Speisekarte landen bis zu 53 Fischarten (darunter Piranhas), Flussschildkröten und Süßwasserkraben. 

Der WWF macht seit vielen Jahren auf die Problematik der Überfischung, des Beifangs und die damit verbundene Zerstörung der Meeresumwelt aufmerksam. Seit Anfang 2005 ist die unter US-Verwaltung stehende Fischerei auf Alaska-Seelachs mit dem MSC-Siegel für eine bestandserhaltende Fischerei zertifiziert. Die MSC-Zertifizierung wird vom WWF als ein Lösungsweg zum Schutz und zur Regeneration der Fischbestände angesehen. Durch ihr Kaufverhalten können Verbraucher aktiv zur Schutz der Meere beitragen. Zwischen Januar und Ende April sowie von Juni bis Ende November dürfen die Fischer vor Alaska insgesamt eineinhalb Millionen Tonnen Seelachs aus dem Wasser ziehen. Diese Quote liegt ein Viertel unter der wissenschaftlich ermittelten Fangobergrenze. Zusätzlich gibt es nun eine Quote für den Beifang. 

Der Amazonas-Flussdelfin gehört zu den bedrohten Delfinarten und ist in der Roten Liste der IUCN als „gefährdet“ eingestuft. Zwar scheinen die Populationen jeder Unterart größer als früher angenommen, doch der Trend zeigt nach unten. Die Interaktion mit Menschen in seinem Lebensraum bringt zunehmende Risiken für die Art mit sich. Die Bedrohungen, denen der Boto ausgesetzt ist, sind vielfältig. Der Delfin ist zwar nicht wählerisch, er bevorzugt aber bestimmte Fischarten wie Schwarzer Pacu und Riesenpacu. Auf die beiden letzten Arten zielen jedoch auch Fischer in der Region ab. So wird der Delfin als Fischfresser als Konkurrent und Schädling verfolgt, obwohl das Töten von Amazonas-Flussdelfin in Brasilien verboten ist. Er wird auch unbeabsichtigt als Beifang getötet. Die Überreste von getöteten Delfinen werden dann oft als Köder für den Fischfang benutzt. Zunehmend wird der Flussdelfin nur für diesen Zweck gewildert. Diese Fischfangmethode nimmt immer größere Ausmaße im zentralen Amazonas-Becken an. Auch die fortschreitende Waldzerstörung macht dem Flussdelfin stark zu schaffen. Denn einerseits verliert er dadurch seinen Lebensraum und seine Jagdgebiete in der Regenzeit. Andererseits werden mit der Entwaldung Sedimente eingeschwemmt, die im Gewässer chemische Veränderungen verursachen können, was wiederum zu Veränderungen des Fischbesatzes führt. Weitere Bedrohungsfaktoren sind die Verschmutzung von Gewässern mit Umweltgiften, so wurden hohe Quecksilber-Konzentrationen in Botos nachgewiesen, und die Verbauung von Flüssen durch zum Beispiel Dämme. Letztere zerschneiden nicht nur den Lebensraum des Amazonas-Flussdelfins, sondern trennt auch Populationen für immer voneinander.

Haltung und Nachzucht von Amazonas-Flussdelfin enden meist nicht erfolgreich und sie sind keine Option für den Artenschutz. In Gefangenschaft erreichen Botos meist ein Alter von durchschnittlich nur 33 Monaten, obwohl einzelne Exemplare 10 bis 30 Jahre lebten. Daher setzt sich der WWF für den Erhalt von Lebensräumen des Flussdelfins ein. Neueste satellitengestützte Untersuchungen von Bewegungen von Amazonas-Flussdelfinen zeigen die Bedeutung von Schutzgebieten in den Flusssystemen des Amazonas und Orinokos für das Überleben dieser Art.

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