Im September 2025 haben Kamerafallen in Süd-Georgien einen Persischen Leoparden aufgenommen. Eine Sensation in mehrfacher Hinsicht: Persische Leoparden sind extrem selten, dies ist erst der dritte gesicherte Nachweis in Georgien in 20 Jahren. Der Leopard hat außerdem nur drei Beine und dennoch hunderte Kilometer zurückgelegt.

Hunderte Kilometer durch den Kaukasus

Schwarzweißbild bei Dunkelheit eines Leoparden, der an einem Zaun entlang läuft, von hinten
Aren in der Kamerafalle © National Wildlife Agency Georgien

Die Aufnahmen des dreibeinigen Leoparden stammen aus zwei Kamerafallen am Zaun eines großen Auswilderungsgeheges für Marale im georgischen Algeti-Nationalpark. Die ebenfalls stark bedrohten Hirsche sollen hier wieder angesiedelt werden.

Doch woher kommt der Leopard so plötzlich nach Georgien? „Unser georgisches und armenisches Wildbiologen-Team hat in enger Zusammenarbeit die Fotos und Videos aus dem Algeti-Nationalpark mit unserer Kamerafallen-Datenbank abgeglichen und tatsächlich gab es einen Treffer", erklärt Aurel Heidelberg, Kaukasus-Referent beim WWF Deutschland. „Der Leopard ist sozusagen ein alter Bekannter – aus Armenien!“

Bereits im Frühjahr 2019 wurde er im rund 250 Kilometer Luftlinie entfernten ARPA-Schutzgebiet in Armenien erstmals von einem Wildhüter gefilmt und seither regelmäßig von WWF-Kamerafallen dokumentiert. In der Datenbank wird das Leopardenmännchen unter dem Namen „Aren“ geführt.

Wieso Aren nur drei Beine hat

Als der Leopard 2019 in Armenien zum ersten Mal gefilmt wurde, war er noch unversehrt. Erst etwa ein halbes Jahr später, im Herbst 2019 verlor das Leopardenmännchen den Unterschenkel seines linken Vorderbeins – vermutlich durch eine Anti-Personen-Landmine. „Das ist wirklich tragisch. Umso beeindruckender, dass sich das Tier trotz dieser Verletzung erholt hat und heute offensichtlich in guter physischer Kondition ist", so Aurel Heidelberg vom WWF.

Quer durch Armenien nach Georgien

Karte zeigt rot eingekreist die Orte, an denen Aren nachgewiesen wurde
Von Armenien nach Georgien © WWF Armenien

Leopard Aren ist äußerst scheu und meidet Menschen. Deshalb bleibt er meist unsichtbar, doch WWF-Kamerafallen belegen seinen Weg:

Bis Dezember 2022 streifte Aren nach seiner Verletzung weitere drei Jahre durch das wilde ARPA-Schutzgebiet in Armenien. Von dort zog er über Bergketten des kleinen Kaukasus weiter nach Norden.

Im Herbst 2024 tauchte er rund 130 Kilometer Luftlinie entfernt im Ijevan-Waldgebiet der Provinz Tavush in Armenien wieder auf.

Der jüngste Nachweis stammt nun aus dem georgischen Algeti-Nationalpark. Trotz seiner Amputation hat das Leopardenmännchen damit Hunderte Höhenmeter und mehrere Hundert Kilometer überwunden.

Leopardenschutz im Südkaukasus

Arens Weg ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig intakte Lebensräume und grenzüberschreitender Schutz für das Überleben dieser extrem seltenen Raubkatzen sind. Persische Leoparden gelten im Kaukasus als stark gefährdet. Einst waren sie hier weit verbreitet. Heute leben in dem europäisch-asiatischen Gebirgszug vermutlich nur noch etwa 40 bis 60 der besonderen Leoparden in kleinen, isolierten Beständen.

Einsatz für die letzten Leoparden

Mann in Wildnis nestelt an einer Kamerafalle
WWF Wildbiologe Alexander Malkhasyan bei der Wartung einer Kamerafalle © Vasil Ananyan / WWF

Bereits seit Anfang der 2000er Jahre verwirklicht der WWF zusammen mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen ein grenzüberschreitendes Leopardenschutzprogramm im Südkaukasus.

In dieser Zeit entstand ein weit verzweigtes Netzwerk aus Schutzgebieten und Wanderkorridoren, das den Tieren Raum zum Überleben gibt.

Wir bekämpfen außerdem konsequent die Wilderei und werten im Rahmen unseres länderübergreifenden Monitorings Tausende Kameraaufnahmen pro Jahr aus, um die Entwicklung der Leoparden, ihrer Beutetiere und anderer Schlüsselarten langfristig im Blick zu behalten.

„Jetzt wird es spannend, wo das Leopardenmännchen Aren ein Revier besetzt; und wann auch in Georgien ein Weibchen nachgewiesen wird, damit es dann hoffentlich zu Nachwuchs kommen kann.“

Aurel Heidelberg, Kaukasus-Referent beim WWF Deutschland

Aren als Hoffnungsträger für die Leoparden in Georgien

Dass Leoparden auf der Suche nach einem eigenen Revier weite Strecken zurücklegen, ist grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Doch Arens Weg ist nicht nur aufgrund seines Handicaps Aufsehen erregend. Er ist erst der dritte bestätigte Nachweis eines Persischen Leoparden in Georgien in den vergangenen 20 Jahren. Das zeigt: Noch sind es Einzelnachweise und weit entfernt von einem stabilen Bestand.

Umso größer ist die Hoffnung, dass Leopard Aren den Grundstein für eine Rückkehr legt. Entscheidend wird sein, ob er in Georgien ein Revier besetzt und ob ihm eines Tages ein Weibchen folgt. Dann könnte sich hier wieder ein Leoparden-Vorkommen etablieren. Ein Hoffnungsschimmer für eine Art, die im Südkaukasus fast verschwunden war.

Helfen Sie mit, Leoparden wie Aren zu schützen:

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