„CSI“ steht für „Crime Scene Investigation“, zu Deutsch: Spurensicherung. Beweismaterial sichern, Spuren dokumentieren und bewerten – das ist nicht nur in Fernsehkrimis ein essenzieller Bestandteil der Arbeit von Ermittler:innen. Es gehört auch zur Arbeit der Ranger:innen in Südafrika, wenn es darum geht, Fälle von Wilderei aufzuklären.

Die Ranger:innen des Hluhluwe-iMfolozi-Parks in Südafrika hatten sich nach einer nächtlichen Patrouille gerade erst zum Schlafen hingelegt, als ein Alarm sie wieder aufschreckte: Irgendwo in der Savanne waren Schüsse gefallen! Sofort schickte der leitende Ranger sein Team los. Denn wie bei allen Verbrechen kommt es auch bei der Wilderei auf Schnelligkeit an, wenn Beweise gesichert werden sollen.

Die Ranger:innen fuhren mit einem Jeep in die Richtung, aus der sie die Schüsse gehört hatten und entdeckten schließlich frische Fußspuren. Das Team stieg aus und folgte den Spuren – bis zum Tatort: Vor ihnen lag ein frisch gewildertes Nashorn, das Horn war abgetrennt worden. Die Täter waren längst über alle Berge. Doch nicht, ohne Spuren zu hinterlassen.

Beweissicherung in der Savanne

Ein Ranger auf einem Patrouillenflug © Richard Edwards / WWF UK
Ein Ranger auf einem Patrouillenflug © Richard Edwards / WWF UK

Einer der Ranger hatte eine Fortbildung in Beweissicherung absolviert. So konnte er den Tatort gründlich untersuchen und zahlreiche Spuren sichern und dokumentieren. Spuren, wie Ein- und Austrittswunden, leere Patronenhülsen, Fußabdrücke und vieles mehr. Nur mit korrekt gesicherten, handfesten Beweisen können Täter:innen überführt und verurteilt werden.

Aus diesem Grund ermöglicht es der WWF, Ranger:innen an Fortbildungen zur Beweissicherung teilzunehmen. Dabei lernen sie, Spuren nach polizeilichen Vorgaben zu behandeln. An fiktiven Tatorten üben die Teilnehmer:innen, scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten zu entdecken, alles lückenlos zu dokumentieren und zum Beispiel Beweismaterial zu versiegeln und korrekt zu übergeben, damit eine lückenlose Beweismittelkette entsteht, die vor Gericht verwendet werden kann!

Wie die Wilderer vorgehen

Ranger im Einsatz © Greg Armfield / WWF-UK
Ranger im Einsatz © Greg Armfield / WWF-UK

Dass die Wilderer im Morgengrauen tödliche Jagd auf Nashörner machen, ist kein Zufall. Sie kundschaften die Schutzgebiete vor der Jagd gezielt aus. Oft über Mittelspersonen, die versuchen, Parkpersonal zu bestechen, um an Informationen über Nashornreviere und die Einsätze der Ranger:innen zu gelangen.

Eine Wilderergruppe besteht in der Regel aus drei Personen: Späher:in, Schütz:in und Läufer:in. Die Späher:in, spürt das Nashorn auf, die Schütz:in tötet das Tier, der Laufende schneidet das Horn ab und verschwindet damit.

Dass sie in verschiedene Richtungen flüchten können, macht es den Ranger:innen besonders schwer, die Täter:innen zu schnappen. Ist das Horn aus dem Park gebracht, stellt eine Mittelsperson den Kontakt zu einem Schmugglerring her, der die Beute mit weiteren Hörnern vorzugsweise per Flugzeug nach Asien schickt.

Die Kuriere gehen das Risiko ein, entdeckt und verhaftet zu werden. Trotzdem wird die illegale Fracht meist nur schlecht versteckt. Immer wieder werden regelmäßig Koffer mit verdächtig aussehenden, hornförmigen Gegenständen einfach durch den Zoll gewunken. Auf dem Weg eines geschmuggelten Horns braucht es also viele helfende Hände, sprich: Korruption im großen Stil.

Ein lukratives Geschäft

Gewildertes Elfenbein und Horn © Martin Harvey / WWF
Gewildertes Elfenbein und Horn © Martin Harvey / WWF

Und schließlich gibt es noch diejenigen, die die Strippen ziehen und das Ganze finanzieren: die Händler:innen. Sie halten sich oft im Hintergrund. Im Kontakt mit Kaufinteressierten werden sie nicht selten von Mittelspersonen vertreten, die sich auch um die sichere Lagerung der Hörner kümmern und den Kauf abwickeln.

Entlang der Kette kann sich der Preis für ein Horn verdreifachen. Man schätzt, dass der illegale Verkauf von Nashorn-Horn zwischen 2012 und 2021 die unglaubliche Summe von 874 Millionen bis 1,13 Milliarden US-Dollar eingebracht hat!

Gute Nachrichten zum Schluss

Jedes Jungtier bei den Nashörnern ist ein Erfolg für den Naturschutz © IMAGO / YAY Images
Jedes Jungtier bei den Nashörnern ist ein Erfolg für den Naturschutz © IMAGO / YAY Images

Aber es gibt auch gute Nachrichten aus Südafrika: 15 Nashornpopulationen wurden neu gegründet und mehr als 200 Kälber geboren. Eine schöne Bilanz des Nashorn-Umsiedlungsprojekts, das der WWF Südafrika seit 2003 betreut. Mit der Umsiedlung der Nashörner in neue Gebiete leistet der WWF einen konkreten Beitrag zum Überleben der Spitzmaulnashörner. Auch Ihre Spende hilft: Dank Ihrer Unterstützung kann die Wilderei eingedämmt werden. Nur so gibt es noch Gebiete, in denen genügend Tiere leben, um einige von ihnen umzusiedeln.

Vor der Auswilderung werden die Nashörner mit Funksendern ausgestattet. Damit können ihre Bewegungen in der ersten Zeit genau beobachtet werden. So kann das Parkpersonal auch sofort reagieren, wenn sich ein Tier merkwürdig verhält oder sich nicht mehr bewegt. Viele Tierarten werden mit Halsbändern besendert, aber bei Nashörnern sind Hals und Kopf fast gleich dick. Ein Halsband würde sich einfach abstreifen lassen. Deshalb legt man ihnen lieber Fußsender an. Vor allem in den ersten vier bis sechs Monaten nach der Umsiedlung werden die Tiere damit auf Schritt und Tritt überwacht.

Ihre Spende ist wirksam!

In zwölf südafrikanischen Reservaten schützt der WWF die Nashörner. Mit Hilfe Ihrer Spende und seit 2020 auch mit finanzieller Unterstützung des Bundesumweltministeriums (BMUV).

  • Dadurch konnten wir zum Beispiel drei Fahrzeuge für die Ranger:innen anschaffen und die Benzinkosten übernehmen, um knapp 95.000 zusätzliche Patrouillenkilometer zu ermöglichen.
  • Außerdem wurden 81 Helikopterstunden geflogen: Dank der Überwachung aus der Luft können die Ranger:innen bei Wilderei viel schneller und zielsicherer reagieren.
  • Mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht, verbessern wir auch die Unterkünfte und die Ausrüstung der Ranger:innen-Teams (z. B. mit Uniformen oder Kamerafallen) und
  • ermöglichen die weitere Ausbildung der Ranger:innen, so wie etwa mit den genannten Beweissicherungskursen.

All das hilft, Nashörner zu retten. Vielen Dank für Ihre Spende!

  • Spitzmaulnashörner auf Ebene © Philippe Oberle / WWF Nashörner

    Nashörner gehören mit zu den 'Alten' auf unserem Planeten. Heute umfasst die Familie der Nashörner nur noch fünf Arten. Weiterlesen ...