Wir berichten Ihnen von vier erfolgreichen Renaturierungsprojekten und laden Sie ein, selbst Teil der #GenerationRestoration zu werden.

1. Wiederherstellung von Waldlandschaften in Thailand

Das Problem:

Ungefähr 800.000 Hektar Wald wurden in Thailand in Monokulturplantagen umgewandelt. Auf diesen Flächen wird hauptsächlich Mais angebaut – nicht etwa zur Selbstversorgung der Bevölkerung, sondern aus wirtschaftlichen Gründen: Mais ist eine Futterpflanze, die zur Aufzucht von Tieren für die Fleischproduktion zum Einsatz kommt. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Maisanbau zur Hauptursache für die Entwaldung im Norden Thailands und den angrenzenden Ländern entwickelt. Für jeden Rai, das sind etwa 1.600 Quadratmeter, werden schätzungsweise 84 Bäume gefällt; oftmals durch überaus zerstörerische Brandrodung.

In den Provinzen Chiang Mai und Nan im Norden Thailands sind durch Rodungen für Monokulturlandwirtschaft mindestens 40 Prozent der bewaldeten Wassereinzugsgebiete verlorengegangen – darunter auch geschützte Wälder und Nationalparks. Und die Bäuer:innen profitieren noch nicht einmal besonders von ihren Monokulturplantagen; 1.500 Baht pro Rai und Jahr verdienen sie gerade mal. Umgerechnet sind das ungefähr 48 US-Dollar. Ein Teufelskreis aus Schulden und Armut ist vorprogrammiert.

FLR349 Fund © Jittrapon Kaicome / WWF-Thailand
FLR349 Fund © Jittrapon Kaicome / WWF-Thailand

Das Projekt:

Im August 2017 hat der WWF Thailand mit Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) in nördlichen Provinzen ein Naturschutzprojekt ins Leben gerufen, um degradierte Waldlandschaften wiederherzustellen und gleichzeitig die Einkommenssituation der lokalen Bevölkerung zu verbessern.

Das Projekt mit dem Namen FLR349 (Forest Landscape Restoration Fund) soll die Bäuer:innen ermutigen, von Monokultur- auf Mischkulturlandwirtschaft umzusteigen und mehrjährige Bäume, Obstbäume, Gemüse und Kräuter sowohl für die Produktion als auch für den eigenen Verbrauch anzubauen. Die Vielfalt der angebauten Pflanzen bietet den Bäuer:innen nicht nur verschiedene Einkommensquellen, sie macht den Anbau auch nachhaltiger – Mischkulturen reichern den degradierten Boden an, sodass er wieder mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre speichern kann. Und nicht zuletzt erlaubt ein wiederhergestellter Wald den Landwirt:innen die nachhaltige Nutzung seiner Ressourcen, sei es in Form von essbaren Pflanzen, medizinischen Heilkräutern, Brennholz oder Holz für Haus- und Möbelbau.

Mit Spenden aus dem Privatsektor und von Verbraucher konnte das Projekt FLR349 durch finanziellen Anreize und Workshops erreichen, dass die Bäuer:innen sich dauerhaft von der umweltschädlichen Monokulturlandwirtschaft verabschieden.

Die Erfolge:

Bis heute haben 1.370 Kleinbäuer:innen von dem Projekt profitiert; und 38 Workshops wurden abgehalten, um umweltfreundlichere Anbaumethoden zu vermitteln.

Außerdem wurden insgesamt 400 Hektar Maisplantagen auf umweltfreundlichere Mischkultur umgestellt. Auf 72,8 Hektar wurden insgesamt 83.558 Setzlinge verschiedener Sorten gepflanzt. Das Ziel des Projekts FLR349: Bis 2030 sollen in Chiang Mai und Nan 8.000 Hektar Waldlandschaft wiederhergestellt werden.

2. Wiederherstellung städtischen Grüns in Tansania

Das Problem:

Moshi ist eine kleine Stadt mit 200.000 Einwohner:innen im Norden Tansanias; der Ort ist vor allem bekannt als Tor zum Kilimandscharo und zum Kilimandscharo-Nationalpark. Der zunehmende Tourismus hat in Moshi für starkes Wachstum gesorgt und bietet vielen Menschen ein Auskommen. Gleichzeitig wächst aber auch die Besorgnis über die Auswirkungen des Booms auf die Natur und die Biodiversität in Moshi.

Denn auch in städtischen Gebieten ist Natur äußerst wichtig. Bäume beispielsweise helfen nicht nur im Kampf gegen die Klimakrise und sorgen für Kühlung, sie steigern auch den Wert von Grundbesitz und tragen zu Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden der Menschen in der Region bei.

Tansania Urban Greenery © ICLEI Africa
Tansania Urban Greenery © ICLEI Africa

Das Projekt:

Mehr über die Bedeutung von Bäumen im urbanen Raum vermitteln, das ist ein Ziel des INTERACT-Bio-Projekts von ICLEI in Tansania. Im Januar 2020 wurden mit Unterstützung des Kilimandscharo-Projekts Politiker:innen, Gemeindevertreter:innen sowie Kinder, Lehrer:innen und Leiter:innen der Kimochi-Schule in das Kiviwama-Arboretum eingeladen.

Die Erfolge:

Bei diesem Besuch wählte jedes Kind aus fünf einheimischen Baumarten einen Setzling aus, pflanzte ihn ein und verpflichtete sich, sich künftig um den Baum zu kümmern. Außerdem durfte jedes Kind einen Baum mitnehmen, um ihn zuhause einzupflanzen. Insgesamt wurden 500 neue Bäume gepflanzt – und weil das in der Regenzeit stattgefunden hat, haben sie beste Überlebenschancen und können zur Begrünung Moshis beitragen.

3. Wiederherstellung von Wäldern in Tansania

Das Problem:

Der Küsten- und Submontanwald Ostafrikas gilt als einer der zehn am stärksten gefährdeten Biodiversitätshotspots der Welt, nur noch zehn Prozent der ursprünglichen Waldfläche sind erhalten. Laut der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) sind dort 333 Arten entweder gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Die Region Ost-Usambara liegt im Nordosten Tansanias und gehört zu den größten Waldgebieten innerhalb dieses Hotspots. Die Biodiversität dieser Region ist einzigartig, sie beherbergt beispielsweise den Usambara-Uhu und den vom Aussterben bedrohten Usambarafeinsänger. In Ost-Usambara leben in 35 Dörfern ungefähr 135.000 Menschen. Ihre Existenz ist von den Ressourcen des Waldökosystems abhängig, sei es in Form von Nahrung, medizinischen Heilkräutern, Baustoffen oder sauberem Wasser.

Diese an Biodiversität so reichen Wälder, von denen die lokalen Gemeinden abhängig sind, werden zunehmend fragmentiert. Landwirtschaftliche Nutzung, Brände, illegaler Holzeinschlag, das Sammeln von Brennholz, artisanaler Goldabbau und Weidewirtschaft sind die Gründe dafür. Begonnen hat die Rodung des Waldes bereits in der Kolonialzeit, als der Anbau von landwirtschaftlichen Exporterzeugnissen wie Tee oder Kaffee nach und nach die natürlichen Waldflächen zum Verschwinden brachte. Die Plantagenlandwirtschaft wiederum zog in den Vierziger- und Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts viele Menschen auf der Suche nach Lebensunterhalt an, was zusätzlichen Druck auf die verbliebenen Wälder ausübte.

Usambara Region © Juha Pekka Kervinen
Usambara Region © Juha Pekka Kervinen

Das Projekt:

Gemeinsam mit der Tanzania Forest Conservation Group (TFCG) hat der WWF in den östlichen Usambara-Bergen ein Projekt zur Wiederherstellung der Waldlandschaft (FLR) durchgeführt. Das Projekt soll den Verlust der Artenvielfalt verhindern, die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung verbessern und die vielfältigen Funktionen der Wälder wiederherstellen und erhalten.

Das Projekt legt besonderen Wert auf die Schaffung dörflicher Waldreservate, um die Verbindung zwischen bereits bestehenden Schutzgebieten zu verbessern. Die lokalen Gemeinden waren an der Einrichtung dieser Reservate beteiligt. Um den Druck von den natürlichen Wäldern zu nehmen und die Lebensgrundlage der Bevölkerung zu verbessern, wurden alternative Einkommensquellen wie Schmetterlings- und Fischzucht, Imkerei und Agroforstwirtschaft entwickelt. Um die Abhängigkeit von Waldholz für den Hausbau und das Sammeln von Brennholz zu verringern, wurde die Herstellung von Ziegeln vermittelt und für effizientere Öfen gesorgt.

Die Erfolge:

Das Projekt startete im Jahr 2004 und wurde 2014 abgeschlossen, der WWF arbeitet aber weiterhin mit lokalen Organisationen in der Region zusammen.

Das Projekt hat die Gemeinden aktiv in den Waldschutz eingebunden; dadurch konnte die Waldrodung um 88 Prozent gesenkt werden. Die Fragmentierung des Waldes wurde reduziert und zwischen den beiden wichtigen Waldreservaten Nilo Nature Reserve und Amani Nature Reserve ein Waldkorridor eingerichtet. In den dörflichen Waldreservaten gingen Waldbrände um 97 Prozent zurück. Alternative Verdienstmöglichkeiten trugen dazu bei, das lokale Einkommen zu erhöhen. Bei Projektabschluss beteiligten sich 1.326 Menschen an der Imkerei und dem Anbau von Kampferbasilikum, einer äußerst aromatischen Pflanze. Das Einkommen der Dorfbewohner stieg um 239 Prozent.

Dieses FLR-Programm zeigt, dass Naturschutz und sozialer und wirtschaftlicher Nutzen Hand in Hand gehen können und die Wiederherstellung von Wäldern den Menschen vor Ort unmittelbare Vorteile bietet und gleichzeitig langfristigen Schutz des Ökosystems bedeutet.

4. Wiederherstellung der Zahl der großen Pandas in China

Das Problem:

Einst bewohnten Große Pandas fast ganz China sowie den Norden Myanmars und Vietnams, aber der Lebensraumverlust durch menschliche Aktivitäten hat einen hohen Tribut gefordert: Eine Zählung in den 1980er Jahren bezifferte die Gesamtpopulation wildlebender Pandas auf 1.114, beschränkt auf eine Handvoll Gebiete im Norden Chinas.

Grosser Panda in China © John Mackinnon / WWF
Grosser Panda in China © John Mackinnon / WWF

Das Projekt:

Der Schutz des Pandas gehört seit 1979 zu den wichtigsten Projekten des WWF – er wurde als erste internationale Naturschutzorganisation eingeladen, in China zu arbeiten. Gemeinsam mit der chinesischen Regierung wurde ein Netzwerk aus Panda-Reservaten eingerichtet, um den wichtigen Bambus-Lebensraum zu schützen, auf den Pandas angewiesen sind.

Zu Beginn der 2000er-Jahre ergab eine Zählung der Pandas einen Bestand von 1.596 Tieren, im Jahr 2014 war die Zahl der Pandas bereits auf 1.864 gestiegen – das ist ein Anstieg um 17 Prozent in nur einem Jahrzehnt. Das reichte aus, um den Großen Panda offiziell von der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) zu streichen.

Heute gibt es 67 Panda-Reservate mit einer Fläche von insgesamt rund 1,4 Millionen Hektar. Diese Reservate beherbergen etwa zwei Drittel der in freier Wildbahn lebenden Pandas. Um die Bedrohung des Pandas durch den Menschen zu verringern, arbeitet der WWF auch mit den umliegenden Gemeinden zusammen.

Die Erfolge:

Trotz der Erholung der Zahlen gilt der Große Panda nach wie vor als gefährdet. Mit einer Gesamtpopulation von weniger als 2.000 Tieren hängt seine Zukunft weiterhin von unseren Schutzbemühungen ab. Die Zersplitterung ihres Lebensraums drängt die Pandas in einzelne Gruppen und Unterpopulationen, die teilweise so klein sind, dass sie lokal vom Aussterben bedroht sind. Ein Problem, das sich durch anhaltenden Bau von Straßen und Schienenwegen weiter verschärfen könnte – erschwert dies doch den Pandas, während der sowieso sehr kurzen Paarungszeit, zueinander zu finden.

Bambuspflanzen sterben nach der Blüte ab und sprießen nur sehr langsam nach vielen Monaten erneut. Können die Pandas wegen der Zerstückelung ihres Lebensraumes nicht in Gebiete abwandern, die nicht von der Bambusblüte betroffen sind, kann das zum Hungertod der Tiere führen. Und wahrscheinlich trägt auch der Klimawandel dazu bei, dass sich die Fläche geeigneter Bambus-Lebensräume verringert.

Damit die Panda-Population weiterhin wachsen kann, müssen wir unsere Schutzbemühungen fortsetzen: Die Lebensräume der Pandas müssen wiederhergestellt, geschützt und vor allem verbunden werden. Bei geplanten Infrastrukturprojekten müssen die Bedürfnisse der Pandas berücksichtigt werden, indem Wildtierkorridore eingerichtet werden. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort müssen alternative Einkommens- und Energiequellen geschaffen werden, damit der Lebensraum der Pandas nicht weiter zerstört wird.

Wie geht es jetzt weiter?

Um eine Zukunft zu schaffen, in der Mensch und Natur in Einklang miteinander leben, müssen wir Wege finden, unseren Planeten wiederherzustellen – nicht nur am Weltumwelttag, sondern langfristig und dauerhaft.

Auch wenn die hier vorgestellten Projekte in größeren Zusammenhängen umgesetzt wurden, bedeutet das nicht, dass Sie als einzelner Mensch nicht auch einen Beitrag zur Wiederherstellung von Natur und Biodiversität leisten können! Jede noch so kleine Aktion zählt. Sie fragen sich, wo Sie anfangen sollen? Hier erfahren Sie, wie Sie Teil der #GenerationRestoration werden können.

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