Immer wieder hört man in den Medien von der Diskussion zu Soja, oft wird Soja dabei in Zusammenhang mit der Rodung von großen Teilen der Wälder in Südamerika. Aber warum was hat das eine mit dem anderen zu tun und warum wird das auch hier in Deutschland diskutiert?

Wofür brauchen wir Soja?

Sojabohnenpflanzen auf dem Feld © fotokostic / iStock / Getty Images Plus
Sojabohnenpflanzen auf dem Feld © fotokostic / iStock / Getty Images Plus

Tofu, Sojamilch und Sojasoße – das sind Produkte, die Verbrauchern beim Stichwort Soja einfallen. Nicht mit auf der Liste ist Fleisch. Dabei werden 80 Prozent der begehrten Bohne zu Schrot verarbeitet, das anschließend als Futtermittel in heimischen Tiertrögen landet. So trägt der hohe Fleischkonsum in Deutschland maßgeblich zu den hohen Soja-Importen bei.

Insgesamt werden in Deutschland in etwa 3,5 Millionen Rinder pro Jahr geschlachtet, zudem mehr als 55 Millionen Schweine und etwa 703 Millionen Stück Geflügel. (Stand 2019) Für die meisten dieser Tiere, die zumeist aus intensiver Tierhaltung stammen, ist Soja mittlerweile ein zentraler Bestandteil des Futters geworden. Dies gilt vor allem für Schweine und Geflügel. Und das ist gerade das Fleisch, welches von den Deutschen am stärksten nachgefragt wird. Insgesamt werden etwa 4,5 Mio. Tonnen Sojaschrot an die Tiere in Deutschland verfüttert.

Mayonaise, Lotion, Biodiesel

Nach dem Sojamehl ist es vor allem das Öl, das die Sojapflanze kommerziell interessant macht. Der Anteil von Soja am weltweiten Pflanzenölverbrauch beläuft sich mittlerweile auf rund 29 Prozent1 (Stand 2017/2018). Sojaöl findet sich beispielsweise in Margarine, Mayonnaise und Kosmetika. Mit der steigenden Nachfrage nach Biodiesel wächst zudem die Bedeutung von Soja als Biotreibstoff

Das gefragte Soja hinterlässt allerdings deutliche Spuren auf unserem Planeten.

Soja ist nicht per se eine problematische Pflanze

Die Soja-Pflanze ist nicht nur ein kritischer Rohstoff für Mensch und Umwelt, sondern bietet auch viele Vorteile, die die Ausbreitung der Soja-Produktion erklären. Zum einen liefern Sojabohnen hohe Eiweißmengen pro Hektar. Zum anderen ist Soja eine Leguminose und kann Luftstickstoff binden und für andere Pflanzen verfügbar machen. Dadurch wird weniger Stickstoff-Dünger benötigt. Somit lässt sich Soja sinnvoll in die Fruchtfolge integrieren.

Heimische Sojaproduktion hat Vorteile

Erbsenfeld in Kenia © Simon Rawles / WWF
Erbsenfeld in Kenia © Simon Rawles / WWF

In Europa wird Soja bereits in der Donau-Region angebaut. Hierbei handelt es sich um Gentechnik-freies Soja, welches u.a. auch eine Nachhaltigkeitszertifizierung erhält. Sofern das Klima es zulässt, kann Soja mittlerweile auch in Deutschland angebaut werden, z.B. insbesondere in Süddeutschland. Davon wird auch ein großer Teil zur Nahrungsmittelproduktion z.B. zur Herstellung von Tofu verwendet. Soja aus Europa und Deutschland hat die Vorteile, dass keine gentechnisch-veränderten Sojapflanzen angebaut werden dürfen, die Produktion den nationalen/europäischen Pflanzenschutz- und Düngeverordnungen unterliegt und neben ökologischen Mindeststandards auch soziale Standards eingehalten werden müssen.

Riesige Sojafelder zerstören wertvolle Regenwälder

Sojafarm Palmares in Brasilien © David Bebber / WWF UK
Sojafarm Palmares in Brasilien © David Bebber / WWF UK

Die zunehmende Nachfrage nach Soja als Futtermittel für die Viehhaltung ist der wesentliche Grund für die Ausweitung der Anbauflächen. Die globale Sojaanbaufläche beträgt inzwischen über 125 Millionen Hektar (2018/2019), dies entspricht mehr als dem Dreifachen der Größe der Bundesrepublik. Die Sojaproduktion ist zwischen 1960 und 2018/2019 von ca. 27 Mio. Tonnen2 auf fast 360 Mio. Tonnen angestiegen. 80 Prozent der Sojabohnen weltweit kommen aus den USA, Brasilien oder Argentinien. Für die Ausweitung der Ackerfläche wurden und werden insbesondere in Südamerika vor allem im Amazonas- und Cerrado-Gebiet sowie im Gran Chaco und atlantischen Regenwald riesige Wald- und Savannenflächen umgewandelt. Die Abholzung der Regenwälder hat Einfluss auf den Klimawandel, da große Mengen CO2 frei werden. Zudem werden globale Wasserkreisläufe durcheinandergebracht (z.B. zunehmende Dürreperioden in angrenzenden Gebieten) und die Luftqualität verschlechtert. Durch die Zerstörung der Ökosysteme gehen wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere verloren, was zu einem rapiden Artenverlust führt. Diese Zerstörung hält bis heute an.

Bodenerosion, verseuchtes Wasser und sozialer Sprengstoff

Bewässerungsanlage in Brasilien © Peter Caton / WWF UK
Bewässerungsanlage in Brasilien © Peter Caton / WWF UK

Soja wird zum großen Teil in agrarindustriellen Monokulturen angebaut. Um den daraus entstehenden Krankheits- und Unkrautdruck zu bekämpfen, sind immer neue Pestizide notwendig. So folgen der Abholzung für neue Sojafelder weitere Umweltprobleme. Der Anbau in Monokulturen führt zu Bodendegradation und Gewässerverschmutzung. Unter beidem leidet vor allem die Bevölkerung vor Ort. Immer wieder kommt es zu Konflikten um Landnutzungsrechte. Diese Form der Landwirtschaft ist auf lange Sicht nicht nachhaltig.

Gentechnik macht sich breit

Zusätzlich versucht die Agrarindustrie, mit Hilfe der Gentechnik die Sojapflanze für ihre Zwecke zu optimieren. In Lateinamerika stammen bereits über zwei Drittel der Bohnen von so genannten transgenen, also gentechnisch veränderten Pflanzen. So wurden zum Beispiel so genannte „herbizid-resistente“ Sojabohnen gezüchtet. Diese gentechnisch veränderten Bohnen überleben den Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel, während die Gifte alle anderen Gewächse radikal abtöten.

Die Soja-Bohne wird vor allem gentechnisch verändert, um sie widerstandsfähiger zu machen. Der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen wird vom WWF weltweit weder befördert noch unterstützt. Der WWF setzt sich stattdessen für den Erhalt von gentechnikfreien Optionen für alle Agrargüter ein und fordert die Anwendung des Vorsorgeprinzips, wo immer auf der Welt gentechnisch veränderte Organismen eingeführt werden sollen. Aus diesem Prinzip heraus lehnt der WWF Deutschland gentechnisch veränderte Organismen in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei ab, solange Schäden für Natur und Mensch nicht ausgeschlossen werden können. Dies gilt auch für Soja.

In der EU sind gentechnisch veränderte Sojabohnen zwar nicht für den Anbau auf dem Feld zugelassen, landen jedoch als importiertes Sojaschrot in den Futtermitteln für Rinder, Schweine und Geflügel in Deutschland.

Alternativen

Die Soja-Pflanze liefert einen hohen Eiweißgehalt für die Tierfütterung und ist zu relativ günstigen Preisen auf dem Weltmarkt verfügbar, ohne dass die ökologischen und sozialen Auswirkungen vor Ort eingepreist sind. Beim Einsatz von Soja, als nachhaltigeres Eiweißfuttermittel fordert der WWF, dass Minimumkriterien im Bezug zur Nachhaltigkeit, auch außerhalb der EU, erfüllt sein müssen. Dabei lässt sich Soja – je nach Tierart – in unterschiedlichster Weise durch andere Futtermittel ersetzen. Durch den massiven Import von günstigem Soja aus Übersee wurden andere heimische proteinreiche Futtermittel allerdings vom Markt verdrängt. Der WWF hat hierzu Futtermittelstudien in Auftrag gegeben, die deutlich zeigen, dass immerhin 65 Prozent des heute importierten Sojas unter jetzigen Voraussetzungen und Tierzahlen durch heimische Futtermittel ersetzt werden könnte.

Das empfiehlt der WWF

Arbeit auf der Sojaplantage © Peter Caton / WWF UK
Arbeit auf der Sojaplantage © Peter Caton / WWF UK

Weniger, aber dafür besseres Fleisch

Nicht nur gesundheitlichen, sondern auch aus ökologischen Gründen sollten die Deutschen ihren Fleischkonsum von durchschnittlich 60 Kilogramm pro Person und Jahr überdenken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zum Beispiel, 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen. Das ist etwa die Hälfte des aktuellen durchschnittlichen Verbrauchs. Zudem sollte beim Fleischkauf auf die Qualität geachtet werden. Bei ökologisch erzeugtem Fleisch werden in der Regel heimische Futtermittel eingesetzt. Auch bei Wildfleisch aus der EU können wir sicher sein, dass kein Soja als Futtermittel eingesetzt wurde. Weitere Ratschläge zum nachhaltigen Fleischkonsum sind hier zu finden.

Beim Futtermitteleinsatz heimische Futtermittel bevorzugen oder auf Zertifizierung achten

Bei der Nutztierfütterung empfiehlt der WWF insbesondere den Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel. Der WWF verknüpft den Einsatz mit der Forderung nach der Anpassung der Tierzahlen pro Betrieb auf die zur Verfügung stehende (Futter-) Fläche. Weitere Forderungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft in Deutschland hat der WWF in seiner Ackerbaustudie zusammengefasst.

Zudem empfiehlt der WWF den Einsatz von Soja aus zertifizierter nachhaltigerer Produktion (EU-Bio, Pro Terra, RTRS GVO-frei, Donau Soja bzw. Europa Soja).

Verbraucherinformation zu Soja

Um den Verbraucher:innen überhaupt eine Wahl zu ermöglichen, fordert der WWF weiterhin eine Kennzeichnungspflicht zum Futter auf allen tierischen Produkten. Futtermittel mit gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen sind zwar kennzeichnungspflichtig – aber nur gegenüber dem Tierhalter, der das Futter kauft. Fleisch, Eier und Milch von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen derzeit nicht gekennzeichnet werden!

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