Millionen Tonnen Meereslebewesen landen in jedem Jahr unbeabsichtigt als so genannter Beifang in den Fangnetzen der Fischerei. Es könnten rund 300.000 Wale, Delfine und Tümmler sein, die auf diese Weise jährlich in den Netzen verenden. Damit sterben heute durch Beifang mehr Wale pro Jahr als zur Blütezeit des kommerziellen Walfangs. Auch zigtausende Haie, Seevögel und Meeresschildkröten verheddern sich in den Treib-, Stell- und Schleppnetzen und verenden qualvoll.

Eine tödliche Verschwendung

Viele Haie sterben als Beifang © Shutterstock / VisionDive / WWF-Sweden
Viele Haie sterben als Beifang © Shutterstock / VisionDive / WWF-Sweden

Schätzungen zufolge könnten dem Ökosystem weltweit fast 38 Millionen Tonnen Meerestiere oder etwa 40 Prozent des jährlichen Weltfischfangs auf diese Weise verloren gehen. Während in manchen Fischereien nur wenig Beifang anfällt, landen in anderen für ein Kilogramm Zielart, wie beispielsweise in der Shrimpsfischerei, bis zu 20 Kilogramm Meerestiere im Netz.

Unterm Strich heißt das: Beifang ist eine gigantische Verschwendung. Sie bringt Arten an den Rand des Aussterbens, bedroht die Basis der Fischerei und zerstört den empfindlichen Lebensraum Meer – ganz abgesehen davon, ob wir es ethisch vertreten können, dass Lebewesen wie Müll behandelt werden. 

Ohne Rücksicht auf Verluste

Schuld sind vor allem die Fangmethoden, mit denen noch immer die Mehrheit der Schiffe bestückt ist. Dazu gehören die Baumkurren-Schleppnetze, die in der Fischerei auf Scholle, Seezunge und (Nordsee-)Krabben zum Einsatz kommen.

Die sogenannten Scheuchketten der Baumkurren graben sich jedes Mal zentimetertief durch den Meeresboden und in den Netzen landen viele Krebse, Seesterne, Muscheln und Jungfische, die die Fischer:innen anschließend „entsorgen“ müssen. In anderen Meeresgebieten verfangen sich Seevögel, Meeresschildkröten oder Meeressäuger in den Fischernetzen oder an den Haken von Langleinen, an die eigentlich die Thunfische beißen sollen.

In den meisten Fällen gelingt es diesen Tieren nicht, sich aus eigener Kraft zu befreien und sie ertrinken. Wenn es den Tieren doch gelingt, sich loszureißen, bleiben oft engmaschige Netzreste um Flossen, Fluke oder Kopf gewickelt und verursachen tiefe Verletzungen.

Beifang kann verhindert werden

Schildkröte im Geisternetz © Jordi Chias / naturepl.com / WWF
Schildkröte im Geisternetz © Jordi Chias / naturepl.com / WWF

Der sinnlose Beifang-Tod unzähliger Meerestiere müsste nicht sein, denn für viele Netze liegen schon alternative Fangmethoden bereit. Anders geformte Haken oder der Einsatz von Fluchtfenstern in die Netze können den Beifang bereits deutlich verringern.

Die Fischerei sollte nicht länger fackeln, sondern auf solche Techniken umrüsten und die Politik sollte sie ausdrücklich dazu verpflichten und bei der Umrüstung unterstützen. Dann gäbe es wieder Hoffnung für die Meeresbewohner.

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