Für viele Menschen, Kommunen und Regionen sind Flüsse und Bäche wichtiger kultureller und identitätsstiftender Teil ihrer Umwelt. Fließende Gewässer zieren Wappen, sind Namensgeber der Orte, die sie durchfließen, sind eine Quelle der Inspiration, Erholungs- und Lebensraum für die Bevölkerung.

Isar | Fotoprojekt „verdammt.wild“ © Andreas Volz
Isar | Fotoprojekt „verdammt.wild“ © Andreas Volz

Doch unseren Flüssen geht es nicht gut. Im Gegenteil: Sie sind krank. Eingedeicht, kanalisiert, aufgestaut und ausgeleitet können sie ihre ökologischen Funktionen nicht mehr erfüllen. Das zeigt auch der letzte Bericht des Umweltbundesamtes zum Zustand der deutschen Gewässer. Nur neun Prozent erreichen den von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten „guten Zustand“, beziehungsweise das „gute ökologische Potenzial“. Gründe für die Verfehlung der Ziele gibt es viele. Ein besonders wichtiger ist jedoch die fehlende ökologische Durchgängigkeit: Unsere Gewässer werden von hunderttausenden Barrieren zerschnitten, die den Transport von Nährstoffen und von „Flussbaumaterial“ verhindern und lebenswichtige Wanderbewegungen vieler Organismen unterbrechen. Die Barrieren erfüllten und erfüllen vielfältige Aufgaben: Hochwasserschutz, Schiffbarmachung, Be- und Entwässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen, Wasserkraftnutzung oder die Stabilisierung der Gewässersohle. Mittlerweile sind viele dieser Blockaden Jahrzehnte alt und werden längst nicht mehr genutzt. Ihr negativer ökologischer Einfluss besteht jedoch weiterhin.

 

Intakte Flüsse als Teil unserer lebensspendenden Umwelt

Flussabschnitt © Karl Seidl
Flussabschnitt © Karl Seidl

Die gute Nachricht: Immer mehr Gewässerverantwortliche erkennen den überragenden Wert frei fließender Flüsse in ökologisch intaktem Zustand. Ein Zustand, von dem alle profitieren. Die großartigen Wanderfische, die endlich ihre Laichgründe wieder erreichen. Ihre winzig kleinen Nachkommen, die in den Flachwasserzonen der strukturreichen Gewässer Aufwuchslebensräume finden. Terrestrische und semi-terrestrische Säugetiere und Vögel, denen intakte Flüsse genug Nahrung bieten. Und natürlich wir Menschen. Denn ein gesunder, frei fließender Fluss macht uns nicht nur glücklich, sondern hält das Wasser in der Landschaft, kühlt uns im Sommer, schützt vor Hochwasser, reinigt sich sogar selbst und ist unverzichtbarer Teil unserer lebensspendenden Umwelt. Der hohe kulturelle, ästhetische und ökonomische Wert eines frei fließenden Flusses ist ein wertvolles Gut, welches es zu schützen gilt. Und ein Zustand, auf den wir hinarbeiten sollten.

Der Wettbewerb

Deutsche Postcode Lotterie

Mit Mitteln der Deutschen Postcode Lotterie unterstützen wir im Rahmen des Projekts „Lebendige Flüsse“ 2023 und 2024 drei Rückbauten von Querbauwerken in ganz Deutschland. Für jeden Rückbau stellen wir dafür bis zu 30.000 Euro zur Verfügung. 

Bis Ende Mai 2023 konnten Vorschläge eingereicht werden. Die 6-köpfige Jury hat sich nach objektiven Kriterien, wie etwa die Möglichkeit eines vollständigen Rückbaus der Barriere, das Vorkommen von Wanderfischen oder die Akzeptanz einer solchen Maßnahme vor Ort, letztendlich für drei Kandidaten entschieden: Mit Unterstützung des WWF Deutschland werden die Flüsse Pegnitz, Hühnerbach und Kleine Paar zukünftig wieder ein stückweit freier fließen können, ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Gewässerschutzziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sowie der EU-Biodiversitätsstrategie.

Weitere Informationen

  • Ammer: Altenauer Schleife © Sigrun Lange / WWF Flüsse Bayern

    Der WWF arbeitet seit 2011 an der Ammer und engagiert sich dafür, die ökologische Situation der Gebirgsflüsse in Oberbayern zu verbessern. Weiterlesen...

  • Reflektionen auf einem Fluss in Neuseeland © Karin Jacobi / WWF Flüsse & Seen

    Feuchtgebiete sind unverzichtbar für unsere Trinkwasserversorgung, bieten zahllosen Arten einen Lebensraum und sind wichtig für den Hochwasserschutz. Weiterlesen...