Der Persische Leopard, auch als Kaukasus-Leopard bekannt, bevölkerte einst auch weite Teile der Kaukasus-Region bis in den europäischen Teil hinein. Lediglich 40 bis 60 lebende Exemplare, so vermuten Wissenschaftler:innen, haben die mitleidlose Bejagung und den Rückgang der Lebensräume in teils voneinander isolierten Unterpopulationen in der Kaukasusregion überstanden.

26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.

Großer Erfolg in Georgien

Erfolg in der Kamerafalle: Endlich wieder Leoparden in Georgien © Nacres / WWF
Erfolg in der Kamerafalle: Endlich wieder Leoparden in Georgien © Nacres / WWF

Nun gibt es fantastische Neuigkeiten aus Georgien: Nach 12 Jahren konnte im August 2021 endlich wieder ein Kaukasus-Leopard nachgewiesen werden, der in eine Kamerafalle tappte! Zuletzt wurden 2009 im Vashlovani-Schutzgebiet im Süden Georgiens Spuren eines Leoparden gefunden.

Nachweise von Jungtieren gab es zuvor schon aus dem Zangezur-Gebirge in Aserbaidschan und Armenien und aus dem Talish-Gebirge in Süd-Ost-Aserbaidschan, in dem der WWF seit vielen Jahren ein Leopardenschutzprogramm unterhält. Mehr als 20 Tiere wurden hier zwischen 2014 und 2021 gezählt.

Drillinge im Südkaukasus

Noch mehr gute Neuigkeiten gibt es von der Leopardin „Burla“, die schon 2020 mit zwei Jungtieren in eine Wildtierkamerafalle des WWF im Zangezur-Nationalpark in Nachitschewan (Aserbaidschan) tappte. Sie ist wieder Mutter geworden, diesmal sogar von Drillingen! Das bezeugen Bilder und Videos einer Wildtierkamera vom Juli 2021.

Dass „Burla” schon Mutter von insgesamt sechs Jungen wurde, ist ein wichtiger Indikator, dass sie genug Beute findet. Der Nachwuchs ist ein Hoffnungsschimmer für die weitere Wiederbesiedlung des Persischen Leoparden im Südkaukasus und ein Beweis, dass die langjährigen Schutzmaßnahmen Früchte tragen.

Grenzüberschreitender Artenschutz

Kaukasus: Region der Superlative © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland
Kaukasus: Region der Superlative © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland

Der Lebensraum des Kaukasus-Leoparden umfasst die unterschiedlichsten Ökosysteme – von sommergrünen Mischwäldern bis weit hinauf ins baumfreie Hochgebirge. Trotzdem ist der Leopard eine der seltensten und gefährdetsten Tierarten in der Ökoregion Kaukasus.

Vor 15 Jahren begann der WWF mit einem grenzüberschreitenden Leopardenschutzprogramm im Süd-Kaukasus. Neben den Umweltministerien der Länder ist die Weltnaturschutzunion IUCN ein wichtiger Partner im Leopardenschutzprogramm. So konnte in den vergangenen Jahren eine regionale Leopardenschutzstrategie und darauf aufbauend nationale Leopardenschutz-Aktionspläne für Armenien und Aserbaidschan erstellt werden. Ziel ist, das Schutzgebietsnetz in Schlüsselgebieten des Leoparden zu erweitern und langfristig durch identifizierte Wildkorridore zu vernetzen.

So konnte mit Hilfe des WWF in den vergangen fünf Jahren beispielsweise in der Syunik-Region in Armenien über 80.000 Hektar wichtiger Leopardenlebensraum unter Schutz gestellt werden. Das entspricht mehr als 20 Prozent der Provinzfläche. Gleichzeitig wurden sowohl die Schutzgebietsverwaltungen als auch die staatliche Umweltinspektion durch den WWF unterstützt, die Wilderei effizienter zu bekämpfen. Viele Wildhüter:innen wurden bereits geschult; Schutzhütten, Schlagbäume, Geländewagen und Feldausrüstung wie GPS-Geräte, Ferngläser etc. wurden beschafft. Schulcamps in Schutzgebieten, Exkursionen für Studierende und Leoparden-Kampagnen in den Hauptstädten sollen gleichzeitig auf die Situation der Kaukasus-Leoparden hinweisen.

Die Wilderei geht zurück

Ranger im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland
Ranger im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland

Erste Erfolge zeigen sich jetzt: Die Wilderei ist dort nachweislich zurückgegangen. Bezoar-Ziegen und Gmelin-Mufflons, selbst gefährdete Arten und wichtige Beutetiere für Leoparden, konnten sich bereits erholen. Bis heute war der WWF im südlichen Armenien am Aufbau von 18 Schutzgebieten beteiligt. 20 Prozent der Fläche stehen bereits unter Schutz.

Im Jahr 2014 ist uns ein weiterer, entscheidender Schritt gelungen: Die Einrichtung des Schutzgebietes ARPA (vorher Gnishik). Mit seiner über 6.000 Hektar großen Fläche stellt das Gebiet einen wichtigen Lebensraum für den Kaukasus-Leopard dar. Erste Erfolge haben sich in Gnishik schon nach wenigen Monaten gezeigt: Wildhüter entdeckten Leoparden-Spuren. Somit ist Gnishik wieder attraktiv für den Leopard, weil seine Beutetiere wie zum Beispiel die Bezoarziege hier heimisch sind.

Darüber hinaus unterstützt der WWF Russland im russischen Sotschi-Nationalpark ein großes Wiederansiedlungsprojekt für den Kaukasus-Leoparden. Die ersten fünf Leoparden aus dem hierfür großflächig angelegten Zucht- und Auswilderungsgehege wurden seit Sommer 2016 in die freie Wildbahn entlassen.

Auch Wildbestände erholen sich

Ein umfangreiches, grenzübergreifendes Monitoring-Programm in den WWF-Projektgebieten für Leoparden und Beutetierarten bringt wertvolle Ergebnisse für weitere Leoparden-Schutzmaßnahmen und ist gleichzeitig ein wichtiger Erfolgsmesser für die geleistete Arbeit. So gibt es erste Indizien, dass sich die Schalenwildbestände in Projektgebieten des WWF-Leopardenschutzprogramms langsam, aber stetig erholen. In Südarmenien und der angrenzenden, teilautonomen Republik Nachitschewan sowie im aserbaidschanischen Teil des Talish-Gebirges konnte der WWF permanent Leoparden nachweisen.

Es ist noch ein weiter Weg für den Persischen Leoparden. Aber Burlas Drillinge im Zangezur-Nationalpark und der aktuelle Leoparden-Nachweis in Georgien geben Hoffnung für die wunderbaren Großkatzen.

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