Der Salonga Nationalpark im Herzen Afrikas ist so schwer zugänglich, dass seine riesigen Regenwälder noch kaum erforscht sind. Ein Juwel der Artenvielfalt und wichtig für den globalen Klimaschutz. Gleichzeitig ist die Region Heimat und Lebensgrundlage indigener und lokaler Gemeinschaften. Für die Menschen in unseren Projektgebieten haben wir besondere Sorgfaltspflicht. Seit der WWF an der Nationalparkverwaltung beteiligt ist, gehen wir erfolgreich gegen Menschenrechtsverstöße vor.

Die große Bedeutung des Salonga Nationalparks

Luftbild auf einen sehr kleinen Teil des Salonga-Nationalparks © Karine Aigner / WWF US
Luftbild auf einen sehr kleinen Teil des Salonga-Nationalparks © Karine Aigner / WWF US

Der Salonga Nationalpark ist mit 36.000 Quadratkilometern das größte und wichtigste Tropenwaldschutzgebiet Afrikas und das drittgrößte der Welt. Der Park schützt unter anderem 1600 vom Aussterben bedrohte Waldelefanten und 15.000 vom Aussterben bedrohte Bonobos. Für diese nächsten Verwandten des Menschen ist Salonga damit die wichtigste Überlebenschance.

Im weltweiten Vergleich ist der Regenwald des Kongobeckens die größte CO2 Senke. Allein der Salonga Nationalpark nimmt jährlich geschätzte 9,27 Millionen Tonnen des Treibhausgases auf. Der Park ist UNESCO Weltnaturerbestätte und wurde 1999 als Welterbestätte in Gefahr deklariert. Dank der Arbeit des WWF konnte Salonga 2021 von dieser Liste wieder entfernt werden. Ein Erfolg mit Seltenheitswert.

Menschenrechtsverletzungen in der Vergangenheit

Der Salonga Nationalpark liegt in der Demokratischen Republik Kongo, wo Korruption und Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und Diskriminierung allgegenwärtig sind und immer noch zu selten strafrechtlich verfolgt werden.

Bevor der WWF sich an der Verwaltung des Salonga Nationalparks beteiligte, arbeiteten die staatlichen Schutzgebietsranger:innen teilweise eng mit dem Militär zusammen. Die sogenannte „Operation Bonobo“ zum Beispiel sollte das Gebiet von Syndikaten, paramilitärischen Gruppierungen und professionellen Wilderern befreien und konnte die grassierende Wilderei auf die letzten Bestände der hoch bedrohten Waldelefanten und Bonobos zurückdrängen. Während und nach der „Operation Bonobo“ jedoch kam es zu schweren Menschenrechtsverletzungen, besonders durch das kongolesische Militär.

Salonga und der WWF – Menschenrechte schützen und stärken

Ranger in Salonga © Thomas Nicolon / WWF Kongo
Ranger in Salonga © Thomas Nicolon / WWF Kongo

Der Fall Salonga macht deutlich, warum die Menschenrechtsarbeit ein wichtiger Aspekt unserer Umweltschutzprojekte ist. Nachdem der WWF 2016 einen Vertrag zum Co-Management des Salonga Nationalparks zeichnete, gingen die Menschenrechtsverstöße zurück.

Der WWF veranlasste eine unabhängige Untersuchung durch die kongolesische Menschenrechtsorganisation CODHOD, um alle Vorkommnisse der Vergangenheit aufzuklären und gegebenenfalls weitere, bis dahin unbekannte Fälle aufzudecken. Jeder im Zuge dieses Berichts bekannt gewordene, relevante Fall wurde zur Anzeige gebracht und Verfahren vor kongolesischen Gerichten durchgeführt.

Schwerpunkt Menschenrechte: Schulungen im Salonga Nationalpark

Der Schutz eines Nationalparks der Größe von Salonga, jahrelang heimgesucht von bewaffneten Wildereibanden, ist keine leichte Aufgabe. Knapp 300 Wildhüter:innen sind von der Kongolesischen Regierung eingesetzt, das riesige Gebiet zu überwachen. Sie stammen aufgrund der Abgeschiedenheit von Salonga zumeist aus den umliegenden Dörfern und wurden umfassend trainiert, wofür der WWF die Expertenorganisation Chengeta Wildlife anstellte. Abgesehen von fachlichen Grundlagen stehen im Mittelpunkt der Ausbildung ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe mit den lokalen Gemeinschaften, die Achtung der Menschenrechte und zum Beispiel die Aufklärung über die Rechte gefasster Wilderer:innen. „Die Ausbildung hilft uns, die Anliegen der Gemeinden besser zu verstehen und sie besser zu unterstützen.“ Die 42-jährige Janine Bule Iyolo arbeitet seit 15 Jahren als Wildhüterin und ist eine der wenigen weiblichen Rangerinnen des Salonga Nationalparks.

Sich wehren können: Gegen die drohende Ohnmacht nach Menschenrechtsverletzungen

Frau im Monkoto-Korridor, Salonga © Karine Aigner / WWF-US
Frau im Monkoto-Korridor, Salonga © Karine Aigner / WWF-US

Häufig sind indigene und lokale Gemeinschaften sich selbst zu wenig über ihre Rechte bewusst – beziehungsweise fehlt ihnen die Handhabe, um gegen deren Verletzung vorzugehen. Damit Menschenrechtsverletzungen oder auch nur der Verdacht darauf einfacher und nachhaltig angezeigt werden können, hat der WWF in und um den Salonga Nationalpark angefangen, einen umfassenden Beschwerdemechanismus aufzubauen. Die Beschwerden sind anonym möglich und können über verschiedene, eigens dafür eingerichtete Zentren und geschulte Dorfbeobachter gemeldet werden. Die Anschaffung von Geländemotorrädern, Fahrrädern und solargespeisten Satellitenantennen ermöglicht die Kommunikation der Beschwerden in der weiten Landschaft von Salonga. Die Satellitenantennen verschaffen außerdem mehr Menschen den Zugang zur Telekommunikation, was vor Ort sehr geschätzt wird.

Bis heute konnten über 120 Dörfer zu Menschenrechten sensibilisiert und über ihre Rechte aufgeklärt werden und wir konnten gemeinsam mit verschiedenen anderen Organisationen das erste Gesetz zur Förderung und zum Schutz indigener Völker in der Demokratischen Republik Kongo auf den Weg bringen.

Menschen stärken, Lebensbedingungen verbessern

Die größten Investitionen des WWF in Salonga zielen darauf, die Lebensbedingungen der Menschen in den besiedelten Pufferzonen des Nationalparks zu verbessern. Die indigenen und lokalen Gemeinschaften, die rund um den Salonga Nationalpark leben, unterhalten traditionell eine enge Beziehung zur sie umgebenden Natur, die bis heute einen großen Teil ihrer Lebensgrundlage sichert. Wir unterstützen die Gemeinschaften beispielsweise dabei, sich Konzessionen für eigene Gemeindewälder zu sichern und diese nachhaltig bewirtschaften. Wir verbessern die Marktzugänge und haben 180 Pilotfarmen eingerichtet um ertragreichere, Boden schonende Anbautechniken zu vermitteln. 260 Fischer:innen haben wir in nachhaltigem Fischfang geschult, mit Netzen, Leinen und Angelhaken ausgestattet und Fischteiche angelegt. Über 300 lokale Entwicklungskomitees fungieren als Ansprechpartner für jegliche Maßnahmen in den Gemeinden.

Wir fördern speziell Frauen in ihrer Bildung und Ausbildung und investieren in die Infrastruktur der Orte, in Straßen, Brücken, Gesundheitsversorgung und Bildung. Bis heute konnten wir zwei Krankenhäuser und eine Schule bauen und ausstatten, 255 Kilometer Straße instand setzen und 81 Holzbrücken bauen. Denn nur Hand in Hand können der Umweltschutz und die Menschen in dieser Umwelt sich gegenseitig eine Zukunft sichern.

So können Sie helfen:

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