Die globale Mobilitätswende gewinnt an Fahrt – das sieht man vor allem auf der Straße. Waren im Jahr 2020 weltweit noch weniger als fünf Prozent der PKW-Neuzulassungen Elektroautos, lag ihr Anteil im Jahr 2022 schon bei 14 Prozent, und der Trend setzt sich fort. Für die EU wird geschätzt, dass im Jahr 2030 bis zu 86 Prozent aller PKWs Elektroautos sein werden.

Wieso sind Batterien wichtig?

Der Transportsektor verursacht derzeit etwa ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen. Die Abkehr von Verbrennungsmotoren und die Elektrisierung von Kraftfahrzeugen (und ihr Betrieb mit Ökostrom) ist daher ein wesentliches Element der Mobilitätswende. Für alle Elektroautos, die in Zukunft auf den Markt kommen, werden Batterien benötigt. Für diesen wachsenden Batteriemarkt gilt es, den Rohstoffbedarf zu decken.

Was steckt in einer Batterie?

Lithium-Ionen-Akkus für die Automobilproduktion © getty / istock / sergeyryzhov
Lithium-Ionen-Akkus für die Automobilproduktion © getty / istock / sergeyryzhov

Batterien speichern chemische Energie, die durch eine Reaktion in elektrische Energie umgewandelt wird, durch die das Fahrzeug angetrieben wird. Eine Batterie, egal ob in der Taschenlampe, im Handy oder im Auto, besteht grundsätzlich aus vier Komponenten. Zwei Elektroden, der Kathode (Pluspol) und der Anode (Minuspol), und zwischen ihnen ein Elektrolyt und ein Separator. Diese Komponenten können aus verschiedenen Materialien bestehen; man spricht deshalb von unterschiedlichen Batterie-Chemien, je nach Rohstoffzusammensetzung der Kathode.

In der Automobilbranche kommen heute hauptsächlich Lithium-Ionen-Batterie-Chemien (LIB) zum Einsatz. Im Moment sind auf dem Markt größtenteils Batterien vertreten, die neben Lithium Nickel und Kobalt benötigen (NMC und NCA Batterien). Aber auch Mangan und Graphit sind Mineralien, die für die Batterieproduktion notwendig sind. Diese und andere für die Mobilitäts- und Energiewende wesentliche Mineralien werden auch strategische Rohstoffe (transitions minerals) genannt.

Der Batteriemarkt ist in Bewegung. Da vor allem Kobalt und Nickel im Abbau sozial und ökologisch bedenklich sein können, arbeitet die Industrie fieberhaft an der Entwicklung von marktfähigen Batterien, die ohne diese Mineralien auskommen (LFP), sowie an Lithium-freien Batterien (z.B. SIB).

Der Wettlauf um Batterie-Ressourcen

Die Nachfrage nach Batterie-Rohstoffen explodiert. Und damit leider auch das Risiko, dass bestehende Probleme wie mangelnde Sozialstandards, Entwaldung oder Luft- und Wasserverschmutzung sich verstärken oder neue, potenziell katastrophale Wege beschritten werden, wie zum Beispiel Tiefseebergbau. Jetzt gilt es, die Sicherstellung der Batterie-Rohstoffe so verantwortungsvoll wie möglich zu gestalten, um Umwelt- und Sozialauswirkungen im Bergbau und in der Batterieproduktion zu minimieren.

Die EU schreitet ein

Tagebaumine für Lithium in Greenbushes, Australien © getty / istock / ZambeziShark
Tagebaumine für Lithium in Greenbushes, Australien © getty / istock / ZambeziShark

Die EU reagiert, wie andere Länder auch, auf die sich rasant verändernden Umstände. Zum einen mit der Verordnung zu kritischen Rohstoffen (Critical Raw Material Act, CRMA) und der Netto-Null-Industrie-Verordnung (Net-Zero-Industry Act, NZIA), um die Versorgung der EU mit für die Mobilitäts- und Energiewende strategischen Rohstoffen zu sichern. Diese Verordnungen beinhalten Richtwerte für den Abbau, die Verarbeitung und das Recycling bestimmter kritischer Rohstoffe innerhalb der EU bis 2030.

Zum anderen gibt es eine neue Batterie-Verordnung, die sicherstellen soll, dass alle in der EU verkauften Batterien hohen Umwelt- und Sozialstandards genügen, und Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten diesbezüglich entlang der gesamten Lieferkette nachkommen.

Gleichzeitig muss die EU den Spagat zwischen Rohstoffversorgung, Batterieproduktion und der Einhaltung von strengen Klima- und Umweltauflagen meistern. Eine große Herausforderung!

Die Chance der EU, sich als globaler Player für eine verantwortungsvolle Batterieprodution zu positionieren

Der WWF hat modelliert, wie sich die Erfüllung der von CRMA und NZIA festgelegten Richtwerte, die Batterieproduktion betreffend, auf die Umwelt und das Klima auswirken kann, insbesondere in Bezug auf zwei Elemente: erstens das Ziel, 40 Prozent der Rohstoffe in der EU zu verarbeiten, und zweitens, die Batterieproduktion in Europa zu steigern.

Unsere Empfehlungen

Schild Ladesäule © getty / istock / Corinna71
Schild Ladesäule © getty / istock / Corinna71

Der WWF-Bericht unterstreicht die bedeutende Rolle der starken Umwelt- und Klima-Regularien der Europäischen Union. Damit die EU ihre verantwortungsvolle Führungsrolle in der globalen Batterieproduktion vertreten kann, fordern wir von den EU-Gesetzgebern eine stringente Ausrichtung der Batterieindustrie an die EU- Klima- und Nachhaltigkeitsrichtlinien und -ziele:

  • Die in der Batterieverordnung festgelegten CO2-Schwellenwerte müssen so niedrig wie möglich definiert werden, um eine verstärkte Nutzung von Ökostrom entlang der Batterie-Lieferkette zu erwirken.
  • Anstatt in der CRMA pauschale Richtwerte für die Verlagerung von Produktionsprozessen in die EU vorzuschreiben, empfehlen wir, aufgrund von faktenbasierten Bewertungen möglicher Umweltauswirkungen der Verarbeitung verschiedener Rohstoffe Alternativen innerhalb und außerhalb der EU zu berücksichtigen.  
  • Die wichtigsten EU-Umweltrichtlinien müssen streng und stringent sein, auf dem neuesten Stand gehalten und auf die Anforderungen des CRMA abgestimmt werden.
  • Die CRMA darf keinen Spielraum für die Außerkraftsetzung von Umweltgesetzen oder für die Umgehung ökologischer und sozialer Sorgfaltspflichten von Unternehmen, wie z. B. Umweltverträglichkeitsprüfungen, bieten.
  • Der technische Fortschritt muss mit einer Reduzierung der Nachfrage nach strategischen Rohstoffen einhergehen. Die Politik sollte Anreize setzen, weniger primäre Rohstoffe zu verbrauchen: zum Beispiel durch kleinere E-Autos mit kleineren Batterien, leistungsstarke rohstoffarme Batterien, Stärkung des ÖPNV oder Ausbau des Recyclings von Geräten mit Batterien.

Unser Fazit

Die Verlagerung von Teilen der Batterieproduktion, die bisher außerhalb der EU stattgefunden hat, nach Europa, bietet der EU die Möglichkeit, die Umwelt- Klima- und sozialen Auswirkungen der Batterieproduktion innerhalb ihrer Grenzen zu kontrollieren und ihre ehrgeizige Umwelt- und Klimapolitik anzuwenden, um die höchsten globalen Standards für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Batterieproduktion festzulegen.

Der WWF begrüßt grundsätzlich die Initiative der EU, die Batterieproduktion möglichst umwelt- und sozialverträglich gestalten zu wollen. Es ergibt keinen Sinn, wenn die Vorteile der Elektromobilität in Form von weniger Abgasen in der EU durch hohe Umweltschäden in anderen Ländern erkauft werden.

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