Rund ein Drittel der weltweiten Landmassen, etwa 4 Milliarden Hektar, sind von Wäldern bedeckt – von den Tropen über die gemäßigten Breiten bis zu den borealen Weiten des Nordens und den „kalten“ Regenwäldern des Südens.

All diese Wälder sind Heimat für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Von den etwa zwei Millionen beschriebenen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde (etwa acht Millionen Spezies werden laut Weltnaturschutzunion IUCN insgesamt vermutet – es gibt viele Arten, die wir noch gar nicht kennen) leben laut renommiertem World Resources Institute in Washington etwa 80 Prozent im Wald. Wälder sind damit die artenreichsten Lebensräume überhaupt.

Doch Wälder sind nicht nur außerordentlich wichtig für die biologische Vielfalt. Sie sind zugleich Lebensraum, Lebensgrundlage und Speisekammer für Millionen von Menschen. Schätzungsweise 1,6 Milliarden Menschen leben entweder im oder vom Wald. Darüber hinaus produzieren Wälder Sauerstoff und speichern Kohlendioxid. Sie sind Wasserspeicher, schützen vor Überschwemmungen und bewahren den Boden vor Erosion. Schätzungen zufolge stellen Wälder in Deutschland Dienstleistungen und Rohstoffe im Wert von mehreren hundert Euro pro Hektar und Jahr zur Verfügung.

Wir verlieren immer mehr Wälder

Amazonas Regenwald in Kolumbien © Luis Barreto / WWF-UK
Amazonas Regenwald in Kolumbien © Luis Barreto / WWF-UK

Doch die Wälder sind in Gefahr. Weltweit hat der Mensch bereits mehr als ein Drittel der Wälder vernichtet. Die Entwaldungsrate ist nach wie hoch. Rund um den Globus gehen seit 2010 jedes Jahr immer noch 11 Millionen Hektar Wald verloren – so viel wie 30 Fußballfelder pro Minute. Illegaler Holzeinschlag, Brandrodung oder Umwandlung in Agrarland sind die Hauptursachen. Der meiste Wald schwindet in den artenreichen Tropen.

Gleichzeitig nimmt auch die ökologische Qualität der Wälder weltweit ab. Nur noch etwa 30 Prozent der verbliebenen Wälder können als intakt und als relativ unzerschnitten angesehen werden. Und auch diese Wälder sind von Abholzung, Straßenbau, durch von Menschen gelegte Feuer und Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen bedroht, wenn wir sie nicht endlich dauerhaft und streng schützen.

Die Fläche mit Verlust von Waldqualität ist fast so groß wie die Fläche des Waldverlustes. Von 1990 bis 2015 ist auf 185 Millionen Hektar Wald die Qualität und damit die Serviceleistung des Waldes gesunken.

Waldschutzprogramme in aller Welt

Mit mehr als 300 Projekten in fast 90 Ländern setzt sich der WWF für die Bewahrung der Wälder und Wiederherstellung von baumreichen Landschaften ein – durch Ausweisung von Schutzgebieten genauso wie durch Förderung naturnaher Forstwirtschaft. Durch die Schaffung von baumreichen Landschaften können zudem die Ökosystemleistungen gestärkt werden.

Gleichzeitig versucht der WWF, mit Hilfe einer nachhaltigen Naturschutzfinanzierung das Schutzgebietsnetz dauerhaft zu sichern.

Einige Beispiele:

  • In der Amazonas-Region arbeitet der WWF am ARPA-Schutzprogramm. Es ist das mit Abstand größte Tropenwald-Schutzgebietsprogramm, das es je gab. Mit Beteiligung des WWF sollen durch das Netzwerk 60 Millionen Hektar Regenwald als Schutzgebiete gesichert werden – eine Fläche so groß wie Deutschland und Großbritannien zusammen.
  • Im Nord-Amazonas-Programm arbeitet der WWF dran, weitere 20 Millionen Hektar Wald, Flüsse und Süßwasserbereiche zu schützen, damit sie ihre ökologische Funktionalität und die biologische Vielfalt bewahren und weiterhin die Lebensgrundlagen für die lokale Bevölkerung bereitstellen können.
  • Seit mehr 20 Jahren ist der WWF Deutschland im Dzanga-Sangha-Gebiet aktiv. Das Schutzgebiet gehört zu den wichtigsten Ökoregionen der Welt. Es ist ein einzigartiges Naturparadies, das 2012 Weltnaturerbe-Status erhielt.
  • Der Salonga-Nationalpark ist der größte geschützte Primärregenwald in Afrika und gleichzeitig das drittgrößte tropische Waldschutzgebiet der Erde. 2015 hat er WWF gemeinsam mit der Kongolesischen Naturschutzbehörde (ICCN) die Leitung des Nationalparks übernommen.

Ob Wildnis- oder Naturschutzgebiet, Nationalpark, Biosphärenreservat, Landschaftsschutzgebiet, Naturpark, Wildreservat oder Naturwaldreservat: Weltweit existieren mindestens 140 unterschiedliche Schutzgebiets-Kategorien, alleine 90 in Europa. Für einige, wie Biosphärenreservate (UNESCO) und Nationalparks (IUCN), gelten internationale Richtlinien. Andere werden national geregelt. Sie alle unterscheiden sich nach der Strenge des Schutzes und damit in den erlaubten Eingriffen. Es können demselben Gebiet sogar gleich mehrere Schutzgebietskategorien zugeordnet werden, so dass es sehr schwer ist, die Gesamtgröße der weltweit geschützten Flächen zu ermitteln.

Schutzgebietskategorien

Lebendige Schutzgebiete und keine „Paper Parks“

Waldwildnis: Der Thüringer Urwaldpfad © Thomas Stephan / WWF
Waldwildnis: Der Thüringer Urwaldpfad © Thomas Stephan / WWF

Nur wenn es uns gelingt, ein global repräsentatives Schutzgebietssystem aufzubauen und langfristig auf hohem ökologischen Niveau zu sichern, können wir die Artenvielfalt für zukünftige Generationen erhalten. Auch wenn in den letzten Jahren viele neue Schutzgebiete eingerichtet wurden, sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt. Denn dort, wo Schutzgebiete eingerichtet wurden, handelt es sich zu oft immer noch um so genannte „Paper Parks“ – die zwar auf dem Papier existieren, im Gelände aber nicht vor Raubbau geschützt werden.

Häufig stehen oft nicht ausreichend Mittel zur Verfügung, um notwendige Gehälter, Infrastruktur und Ausrüstung zu finanzieren. Ein besonders gravierendes Problem ist damit häufig die nicht dauerhafte Grundfinanzierung von Schutzgebieten. Wird bei deren Einrichtung in den ersten Jahren die Mittelausstattung oft durch Projektfinanzierungen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit sichergestellt, stehen die Schutzgebiete nach Ablauf dieser Finanzierungen oft wieder ohne dauerhafte Mittel dar und verkommen zu „Paper Parks“.

Um die Herkulesaufgabe einer nachhaltigen Finanzierung der Schutzgebiete zu meistern, braucht es deshalb neue Wege des Schutzgebietsmanagements, der Mittelbeschaffung und der Naturschutzfinanzierung. Dies kann nur über globale Abkommen wie dauerhaft gut ausgestattete Umweltfonds gelingen.

WWF-Wege zum Ziel

Der Schutz der letzten natürlichen Wälder ist eines der Hauptanliegen des WWF. Um dies zu erreichen, kämpft der WWF mit Schutzgebietsausweisungen gegen Entwaldungsfronten an. Das oben genannte ARPA-Schutzprogramm, das Nord-Amazonas-Programm wie die Schutzgebiete Dzanga-Sangha und Salonga stehen dabei im Zentrum der Arbeit.

Darüber hinaus soll durch die Wiederherstellung von Waldlandschaften der Nutzungsdruck auf die Schutzgebiete reduziert werden. Der WWF teilt die Ziele von der „Bonn Challenge“ und New York Declaration on Forest, mindestens 350 Millionen Hektar Waldlandschaften bis 2030 wiederherzustellen.

Um die weltweite Entwaldung aufzuhalten, bedarf es großer Kraftanstrengung und einer koordinierten, internationalen Herangehensweise, in die Staaten, Unternehmen, die lokale Bevölkerung sowie Verbraucherinnen und Verbraucher in den Industrieländern eingebunden werden.

Da die EU einer der größten Importeure von Produkten, wie Fleisch, Soja und Palmöl ist, für die fortwährend Wälder abgeholzt werden, konsumieren wir fast täglich Produkte, die mit Entwaldung verbunden sind. Sie wollen sicherlich genauso wie der WWF keine Produkte, für die Tropenwälder zerstört werden, in unseren Supermärkten. Deshalb setzen wir uns intensiv dafür ein, das die EU-Gesetz zu entwaldungsfreien Lieferketten geschaffen werden soll. Somit wollen wir den Import umweltzerstörerischer Produkte verhindern!