Brasiliens Wälder schwinden

Zunahme der Entwaldung im Amazonas um fast ein Drittel / WWF: Politik ist Teil des Problems

Entwaldung in Brasilien © Anton Vorauer / WWF
Entwaldung in Brasilien © Anton Vorauer / WWF

Berlin – Angesichts der gestiegenen Entwaldungszahlen im Amazonas übt der WWF scharfe Kritik an der brasilianischen Regierung. Die Zunahme des Waldverlustes um 28 Prozent im vergangenen Jahr sei eine Folge des Versagens der Politik. „Die aktuellen Zahlen sind eine Quittung für die Aushöhlung des Umweltschutzes. Präsidentin Rousseff hat ein vorbildliches Waldgesetz kastriert, um den kurzfristigen Interessen Agrarindustrie zu dienen“, kritisiert Roberto Maldonado, Südamerika-Referent beim WWF Deutschland. Wie die brasilianische Umweltministerin Izabella Teixeira am Donnerstag mitteilte, wurden von August 2012 bis Juli 2013 insgesamt 5.843 Quadratkilometer Wald gerodet. Das entspricht mehr als der doppelten Größe des Saarlandes und eine Zunahme um rund 1.200 Quadratkilometer im Vergleich zum Vorjahr.

Entscheidenden Anteil an der negativen Entwicklung hat laut WWF die Reform des Waldgesetzes vom Oktober 2012, die den Schutz von Wäldern auf privatem Grund massiv verschlechtert habe. So wurden vorgeschriebene Schutzwälder rund um Gewässer massiv verkleinert sowie illegale Rodungen aus der Vergangenheit von einer Strafverfolgung freigestellt. „Wer Kahlschlägern die Amnestie schenkt, darf sich über einen Anstieg der Abholzung nicht wundern“, sagt Maldonado. Eine besonders starke Zunahme der Entwaldung verzeichnete mit 52 Prozent der Bundesstaat Mato Grosso. Roberto Maldonado sieht sich bestätigt: „In Mato Grosso liegt der Wald fast ausschließlich in Privathand. Es ist kein Zufall, dass Abholzung und Brandrodung gerade hier nach oben geschnellt sind.“

Sollte die Macht der Agrarlobby nicht gebrochen werden, rechnet der WWF mit einer düsteren Zukunft für den Amazonas. Eine derzeit im Parlament in Verhandlung stehende Reform habe zum Ziel, Unternehmen den Zugriff auf staatliche und indigene Schutzgebiete zu ermöglichen. So sei geplant, dem Bau von Infrastruktur wie Straßen und Kraftwerken sowie neuen Agrarflächen und Bergbauprojekten grundsätzlich Vorrang vor dem Umweltschutz einzuräumen. „Die Industrie bläst zum Angriff auf den Amazonas und die Regierung ist ihr Verbündeter – gegen das erklärte Interesse der brasilianischen Bevölkerung. Es bedarf mehr denn je eines Aufstandes der Zivilgesellschaft, um die Zerstörung der Umwelt aufzuhalten“, so WWF-Mann Maldonado. 

Kontakt

WWF Presse-Team