Lasche EU-Vorgaben für Biosprit

Kinderarbeit und Wasserverschmutzung: WWF-Analyse kritisiert EU-Richtlinie für Biokraftstoffe

Betankung mit Biokraftstoff © iStock / getty Images
Betankung mit Biokraftstoff © iStock / getty Images

Die in der EU anerkannten Zertifizierungssystemen für Biokraftstoffe, können nicht garantieren, dass diese nachhaltig hergestellt werden. Zu diesem Schluss kommt eine WWF-Analyse. „Kinderarbeit oder verschmutztes Grundwasser dürfen nicht der Preis für einen vollen Auto-Tank sein“, kritisiert Jenny Walther-Thoss, WWF-Referentin für Nachhaltige Biomasse. Die EU-Vorgaben seien insgesamt zu lasch und müssten dringend verbessert werden.  Zugleich, so betont die WWF-Expertin, seien Biokraftstoffe ein  Weg in eine Zukunft ohne Erdöl. Allerdings sei das derzeitige System dafür nicht ausreichend.

 

Die EU achtet der WWF-Analyse zufolge auf die Minderung von Treibhausgasemissionen, den Schutz von Regenwald und Flächen mit hoher biologischer Vielfalt. Doch verbindliche Anforderungen zur Erhaltung und Verbesserung von Boden-, Wasser- und Luftqualität sowie soziale Fragen wie ein Verbot von Kinder- und Sklavenarbeit würden nicht berücksichtigt. Bezieht man derartige Zusatzkriterien mit ein, erfüllt keines der 13 untersuchten und von der EU anerkannten Zertifizierungssysteme die WWF-Anforderungen an einen  sozialen und ökologischen Standard zu 100 Prozent.

 

Generell seien, so das WWF-Fazit, Multi-Stakeholder-Systeme, die Unternehmen, Zivil-gesellschaft und Wissenschaft einbeziehen, ökologisch und sozial nachhaltiger. Der WWF hat aber festgestellt, dass global agierende Systeme von der EU anerkannt wurden,  wie etwa das RBSA-Label des Unternehmen Abengoa oder das französische System 2BSvs, welche  zwar  die EU-Mindestkriterien erfüllen, aber keine nachhaltige Produktion nachweisen. Am besten schnitten der WWF-Analyse zufolge das Zertifizierungssystem RSB (Runder Tisch für Nachhaltige Biomasse) ab, dicht gefolgt von dem ISCC-Zertifikat und den Runden Tischen für Palmöl (RSPO) und Soja (RTRS).

 

Bei aller Kritik betont der WWF die Notwendigkeit, weiter auf Biokraftstoffe zu setzen, da sie ein wirksames Mittel für niedrigere Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor darstellen können.  Eine Überarbeitung der EU-Richtlinie müsse nun genutzt werden, um Lücken zu schließen und die Biokraftstoffproduktion nachhaltig zu gestalten. Ebenso müssten die Emissionen, die aus den indirekten Effekten resultieren, in der Klimagasbilanz berücksichtigt werden. „Biokraftstoffe sind  notwendig um dauerhaft unabhängig vom Erdöl zu werden. Sie dürfen in Anbau und Produktion allerdings nicht in Konkurrenz zu Lebensmitteln stehen. Um dies zu verhindern sollten die Nachhaltigkeitskriterien verbessert und auf andere Bereiche, wie etwa  die Lebensmittel- und Futtermittelproduktion ausgeweitet werden. 

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WWF Presse-Team