Wenn die Bauernregel versagt

WWF: Klimawandel setzt deutsche Landwirtschaft unter Druck / Kartoffelkäfer und Blattlaus auf dem Vormarsch

Gute Zeiten sind für Kartoffelkäfer angebrochen © iStock / Getty Images

Der vom IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change) jetzt vorgestellte fünfte Klimabericht zeigt, dass die Auswirkungen der Erderwärmung auf den Feldern Nordeuropas bereits spürbar sind. „Zwar kann sich die steigende CO2-Konzentration vielleicht düngend auf das Pflanzenwachstum auswirken, doch häufigerer Hagel und Starkregen können komplette Ernten vernichten. Unsere Landwirte werden sich neben veränderten Saat- und Erntezeitpunkte auch auf neu einwandernde wärmeliebende Schädlinge einstellen müssen“, sagt Matthias Meißner, Referent für nachhaltige Landwirtschaft beim WWF Deutschland.

 

Die Sommer werden trockener, die Winter feuchter. Anzahl und Dauer von Hitzewellen und extreme Wetterereignisse wie Hagel und Starkregen nehmen zu. Mehr Überflutungen drohen. Nährstoffe werden ausgewaschen, Humus geht verloren. Die Aussaat kann im Frühjahr eher starten, doch später Bodenfrost kann den Sprösslingen den Garaus mache. So sehen die Folgen des Klimawandels auf hiesigen Feldern aus. Mögliche Verlierer des Klimawandels sind die Bienen. Noch im Winterschlaf verpassen sie durch die verfrühten Blühzeiten vieler Pflanzen zunehmend den richtigen Zeitpunkt für die Bestäubung.

 

Für Deutschland wird damit gerechnet, dass sich die Niederschlagsverteilung deutlich verändert. Mehr Starkregen oder längere Trockenperioden mit höherer hitzebedingter Verdunstung könnten die Folge sein. In Ostdeutschland, vor allem im Leipziger Becken, dem Oderbruch und Sachsen-Anhalt könnte es insgesamt deutlich trockener werden. Auch bei Standorten mit eher sandigen Böden wie in Teilen Niedersachsens, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburg müssen Bauern umdenken. Investitionen in künstliche Bewässerung und das Ausweichen auf neue genügsamere Pflanzensorten sind Alternativen. „Schon heute ist es dringend nötig, dass die Landwirte in ihren Boden investieren, in dem sie ihren Humus aufbauen und für eine hohe Biologische Vielfalt in ihren Böden sorgen. So wird das wichtigste Kapital der Landwirtschaft widerstandsfähig gegen diese Wetterextreme“, fordert Meißner.

 

Das zunehmend wärmere Klima zieht wärmeliebende Schädlinge an. Bereits wettergestresste Pflanzen sind grundsätzlich anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten. Der Bodenpilz Verticillium ist im Rapsanbau bereits bekannt. Wärmere Bodentemperaturen haben aber zuletzt zu höheren Ausfällen durch diesen Erreger geführt. Auch verursachte der Pilz verstärkte Schäden im Kartoffel- und Gemüseanbau. Zuckerrüben sind von Fadenwürmern betroffen. Weitere wärmeliebende Schädlinge auf dem Vormarsch sind der Kartoffelkäfer, die Blattlaus und der Maiszünsler.

 

In Deutschland ist zwischen 1962 und 2012 die Bodentemperatur Ende April im Mittel um fünf Grad von etwa 11°C auf 16°C angestiegen, so Auswertungen des deutschen Wetterdienstes. Als natürliche Reaktion ist teilweise ein um sieben Tage früherer Vegetationsbeginn verschiedene Pflanzenarten zu sehen, als  noch vor 50 Jahren. Bis zum Jahr 2100 erwarten die Forscher einen bis zu drei Wochen früheren Vegetationsbeginn. Solange ausreichend Wasser zur Verfügung steht, könnten wärmeliebende Pflanzen wie Hirse und Mais davon profitieren. Die andere Seite der Medaille sind die enormen Schäden bis hin zu Totalverlusten, die häufiger auftretende Starkniederschläge und Hagel mit sich bringen können, vor allem im Obstbau und teilweise auch bei Freilandgemüse.

Kontakt

WWF Presse-Team