Das große Wegschmeißen geht weiter

Kein Budget für Koordinierungsstelle gegen Lebensmittelverschwendung im aktuellen Bundeshaushalt. / WWF: „Absichtserklärungen zum Wohlfühlen“ genügen nicht.

Lebensmittel, die nicht der Norm entsprechen, werden häufig entsorgt © iStock / Getty Images
Lebensmittel, die nicht der Norm entsprechen, werden häufig entsorgt © iStock / Getty Images

 

Angesichts der aktuellen Haushaltsberatung im Bundestag kritisiert die Naturschutzorganisation WWF, dass eine umfassende Strategie gegen Lebensmittelverschwendung für die Bundesregierung keine besondere Priorität zu haben scheint. So sei nach wie vor keine Koordinierungsstelle gegen Lebensmittelverschwendung im Haushalt eingeplant worden. „Mit rund 18 Millionen Tonnen geht fast ein Drittel unseres Nahrungsmittelverbrauchs ungenutzt verloren. Absichtserklärungen zum Wohlfühlen bringen uns bei dem Problem nicht weiter. Stattdessen braucht Deutschland endlich eine ausreichend ausgestattete Koordinierungsstelle, die die Umsetzung eines nationalen Aktionsplans mit klaren Zielvorgaben gewährleistet“, kritisiert Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland.

 

Erst im September diesen Jahres  wurden auf UN-Vollversammlung die  Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals / SDGs) verabschiedet mit der Maßgabe, bis 2030 die weltweite Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Nahrungsmittelverluste einschließlich Nachernteverlusten verringern. Auch Deutschland stehe, so der WWF-Vorstand, in der Pflicht, die Ziele zügig anzugehen und umzusetzen.

 

Laut WWF sei der entsprechende Einzelhaushalt für Landwirtschaft und Ernährung weder inhaltlich noch finanziell angepasst worden. Statt die gesamte Produktionskette vom Acker bis zum Teller in den Blick zu nehmen, stehe immer noch allein der Verbraucher im Fokus. Darüber hinaus würden keine zusätzlichen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt.

 

„Wir können es uns nicht leisten, 2016 ungenutzt verstreichen zu lassen. Wir müssen in den kommenden zwölf Monaten beim Kampf gegen Lebensmittelverschwendung endlich Nägel mit Köpfen machen“, fordert Heinrich auch in Hinblick auf die ab Frühjahr 2016 beginnenden Haushaltsverhandlungen für das Jahr 2017. Spätestens bis zu diesem Zeitpunkt sollte die Bundesregierung aufzeigen, wie ernsthaft es ihr mit dem Halbierungs-Ziel ist. Dies schließt auch die Erarbeitung eines Aktionsprogramms gegen Lebensmittelverschwendung ein.

 

Laut der WWF-Studie „Das große Wegschmeißen“ wären bereits heute ohne Einsatz neuer Technologien zehn Tonnen Lebensmittelverluste vermeidbar. Umgerechnet werden laut WWF dafür jährlich 2,6 Millionen Hektar Agrar-Nutzfläche benötigt. Hinzukommen unnötig freigesetzte Treibhausgasemissionen in Höhe von 48 Mio. Tonnen. <link http: www.wwf.de september external-link>Im Herbst hatte der WWF eine entsprechende Petition gegen Lebensmittelverschwendung mit über 52.000 Unterschriften an die Bundesregierung übergeben.

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WWF Presse-Team