Fish Dependence Day - Für den Rest des Jahres isst die EU importierten Fisch

Deutschland hat seine Fisch-Ressourcen schon am 2. Mai verbraucht

Krabbenkutter © Hans-Ulrich Rösner / WWF
Krabbenkutter © Hans-Ulrich Rösner / WWF

Hamburg - Morgen ist EU-weiter Fish Dependence Day.  Am 13. Juli haben die Länder der Europäischen Union rechnerisch ihre eigenen Fisch-Ressourcen verbraucht und sind für den Rest des Jahres von Importen abhängig. In der EU werden bedeutend mehr Fisch- und Meeresfrüchte konsumiert als in heimischen Gewässern gefischt werden. Mehr als die Hälfte der Fisch-Nachfrage wird durch Importe gedeckt, von denen wiederum über 50 Prozent aus Entwicklungsländern stammen. „Ab morgen essen wir Fisch, der anderswo fehlen könnte“, sagt Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF.

 

Verbraucher in Deutschland konsumieren durchschnittlich 14  kg Fisch pro Kopf und Jahr, damit liegt Deutschland  auf Platz 19 in der europäischen Rangliste. Portugal (56,8 kg), Litauen (43,4 kg), Spanien (42,4 kg), Finnland (35,6 kg) und Frankreich (34,6 kg) haben den höchsten Pro-Kopf-Fischkonsum in der EU. Auf diese fünf Länder zusammen entfällt bereits ein Drittel des gesamten europäischen Fischkonsums. Durchschnittlich konsumiert jeder Europäer 23 kg Fisch und Meeresfrüchte pro Jahr.

Seit sieben Jahren veröffentlicht die New Economics Foundation (NEF) jährliche <link http: b.3cdn.net nefoundation>Berechnungen zur Fisch-Import-Abhängigkeit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Länder, die ihre Nachfrage durch eigene Produktion decken können oder gar mehr produzieren als konsumieren, werden als autonom bewertet (z. B. Dänemark, Estland, Irland). Die meisten Länder sind jedoch auf  Importe angewiesen, um die Nachfrage nach Fischprodukten stillen zu können. Die folgenden Länder haben die höchste Abhängigkeit von  importiertem Fisch, und dementsprechend frühere Fish Dependence Days: Österreich (19. Januar), Slowenien und die Slowakei (5. Februar), Rumänien (22. Februar), Belgien (23. Februar), Litauen (3. März), Italien (3. April), Portugal (20. April), Deutschland (2. Mai), Spanien (10. Mai).

 

“Nach gut 4 Monaten hat Deutschland seine heimischen Fisch-Ressourcen aufgebraucht. Wir hängen stark von Importen ab, vor allem aus Entwicklungsländern. Daher tragen der Gesetzgeber, Handelsbetriebe und Konsumenten große Verantwortung im Umgang mit den globalen marinen Ressourcen. Wir müssen uns besonders der Auswirkungen auf Menschen in Entwicklungsländern bewusst sein, die von Fisch als Einkommens- und Nahrungsquelle abhängen – und verantwortlich mit den Ressourcen umgehen“, betont Karoline Schacht.

Vor 30 Jahren lag der europäische Fish Dependence Day noch im September bzw. Oktober. In den letzten drei Jahrzehnten rückte dieser Tag Jahr für Jahr im Kalender nach vorn. Im selben Zeitraum verstärkte sich das globale Problem der Überfischung. Heute sind 31,4 Prozent der weltweiten Fischbestände überfischt und weitere 58,1 Prozent bis an die Grenzen befischt. Illegale Fischerei erhöht den Druck auf Fischbestände zusätzlich.

Obwohl sich einige europäische Fischbestände dank Maßnahmen der Gemeinsamen Europäischen Fischerei-Politik stabilisiert haben, gelten nach Angaben der EU-Kommission gegenwärtig 48 Prozent der Fischbestände im Atlantik und gar 93 Prozent der Fischbestände im Mittelmeer als überfischt. Es ist vorhersehbar, dass sich dieser Trend verstärken wird, sollten keine einschneidenden Maßnahmen getroffen werden. Überfischung wirkt sich auch negativ auf Fischbestände in Entwicklungsländern aus, deren Einkommen und Nahrungsgrundlage wesentlich von den wertvollen Meeres-Ressourcen abhängen.

 

Um das Bewusstsein dafür unter Konsumenten zu stärken, hat der WWF das europaweite Fish Forward Projekt initiiert. Dieses informiert über die sozialen und ökologischen Auswirkungen unseres Fischkonsums und rät zum Kauf von nachhaltigem Fisch: „Ob aus heimischen Gewässern oder aus Import, Konsumenten sollten sich immer für nachhaltig gefangenen Fisch entscheiden. Das hilft Fischbeständen und Meeren sich zu erholen, unterstützt aber auch die Lebensgrundlage von Menschen in Entwicklungsländern, die viel  stärker als wir vom Ertrag ihrer Küstenmeere abhängig sind”, so Schacht.

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WWF Presse-Team