Expedition zu den rosa Delfinen

WWF-Expedition stattet erstmals Flussdelfine im Amazonas mit Peilsendern aus

Amazonasdelfin © Anton Vorauer / WWF
Amazonasdelfin © Anton Vorauer / WWF

São Paulo/Berlin: Die rosa Flussdelfine vom Amazonas sind äußerst selten und gehören zu den am wenigsten erforschten Säugetieren der Erde. Um das zu ändern hat der WWF ein Projekt zum Delfin- und Süßwasserschutz gestartet, bei dem die Tiere unter anderem mit GPS-Sendern ausgestattet werden. Insgesamt elf Süßwasserdelfine der Arten Amazonasdelfin (Inia geoffrensis) und Bolivianischer Amazonasdelfin (Inia boliviensis) sind im Regenwald in Brasilien, Kolumbien und Bolivien ab sofort auf Sendung. Der WWF fing in den letzten Wochen 15 der Tiere und untersuchte sie wissenschaftlich. Im Anschluss wurden elf von ihnen mit Sendern versehen. Es ist das erste Mal überhaupt, dass Delfine im Amazonas mit Peilsendern ausgerüstet wurden, um mehr über ihre Wanderwege und Lebensgewohnheiten sowohl in der Trockenzeit als auch in der Regenzeit zu erfahren.

 

„Es ist offensichtlich, dass die Flussdelfine vom Amazonas in den letzten Jahren immer seltener geworden sind. Dennoch werden sie bislang auf der Roten Liste nicht als bedroht eingestuft, weil uns die Daten fehlen. Das macht es schwer, notwendige Gegenmaßnahmen durchzusetzen, etwa die Einrichtung von Schutzgebieten“, erläutert Roberto Maldonado vom WWF Deutschland die Situation.

 

Das wollen die Naturschützer ändern. Es sei klar, dass der Bau von dutzenden Wasserkraftwerken am Amazonas den Lebensraum der Delfine massiv beeinträchtige und ihre Bewegungsfreiheit einschränke. Zu den Bedrohungen gehöre aber auch der nach wie vor verbreitete Goldabbau in der gesamten Region. Die Goldwäscher leiten dabei große Menge Quecksilber in die Flüsse. Eine Methode, die nicht nur Kleinstlebewesen und Fische schleichend vergiftet, sondern auch Delfine, die am Ende der Nahrungskette stehen. Sie teilen dieses Problem mit den Menschen aus der Region, die viel Fisch essen und so ebenfalls einer zunehmenden Quecksilberbelastung ausgesetzt sind. Eine weitere Gefahr geht von der Fischerei aus. In Kolumbien und Brasilien werden Delfine getötet, um ihr Fleisch als Köder für den Fang einer Speisefisch-Art (Calophysus macropterus) einzusetzen.

 

Das aktuelle Forschungsprojekt des WWF soll helfen, die Delfine künftig besser zu schützen. Die Tiere werden dabei in Seitenarmen des Flusses zwischen mehrere Boote gelockt und mit Netzen an Land gezogen. Teil der Untersuchungen sind unter anderem ein Scan der inneren Organe, die Anfertigung eines Blutbildes, die Vermessung und das Wiegen der Tiere sowie die Entnahme von Gewebeproben. Die Peilsender befestigten die Biologen mit einer Klammer an der Rückenflosse und entließen die Tiere im Anschluss wieder in die Freiheit. „Natürlich bedeutet das Stress für die Flussdelfine“, erklärt Roberto Maldonado. „Es ist jedoch die schonendste Methode, die es gibt. Und wenn wir den Tieren mithilfe der Daten in Zukunft helfen können, ist es das wert.“

 

Es gibt insgesamt drei unterschiedliche Süßwasserdelfine im Amazonas. Der bekannteste ist der Amazonasdelfin (Inia geoffrensis), auch Boto genannt. Botos werden etwa 2 bis 2,5 Meter groß und erreichen ein Gewicht von 85 bis 130 Kilogramm. Sie besitzen eine schmale und lange Schnauze, die mit Tasthaaren versehen ist, kleine Augen und anstelle einer Rückenflosse einen niedrigen Kamm oder Höcker mit einer breiten Basis. Die Tiere sind oberseits dunkelblaugrau und am Bauch rosa. Die Färbung variiert je nach Alter, Aktivität und Gewässer. Neben den Amazonasdelfinen stattet der WWF auch die Bolivianischen Amazonasdelfine (Inia boliviensis) mit Peilsendern aus. Die dritte Art der Süßwasserdelfine im Amazonas ist der Araguaia-Delfin (Inia araguaiaensis), der erst in 2014 neu beschrieben wurde.

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WWF Presse-Team