WWF-Statement zur aktualisierten Roten Liste

Rote Liste nimmt wilde Feldfrüchte auf

Wilden Verwandten von Weizen stehen auch auf der Roten Liste © Barbara Ender Jones
Wilden Verwandten von Weizen stehen auch auf der Roten Liste © Barbara Ender Jones

Die Weltnaturschutzunion IUCN legt mit der aktualisierten Roten Liste besonderes Augenmerk auf die Bedrohung der wilden Verwandten von Reis, Weizen oder Yams. Dazu Christoph Heinrich, WWF-Vorstand Naturschutz:

 

"Ein übermäßiger Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie der fortschreitende Landnutzungswandel bedrohen nicht nur wildlebende Pflanzen- und Tierarten, sondern auch die Ernährungssicherung von morgen. Der von der IUCN belegte Druck auf die wilden Verwandten unserer Feldfrüchte gefährdet die genetische Vielfalt, die in der Zucht von modernem Saatgut von Bedeutung sein könnte. Wir nehmen uns den Spielraum, für unsere Ernährung wichtige Pflanzen durch Forschung und Züchtung gegen immer extremer werdende klimatische Bedingungen und deren Folgen zu wappnen. Zukünftigen Generationen fehlen somit möglicherweise wichtige Optionen, um die Welternährung zu sichern.

 

Den wilden Verwandten vieler Nutzpflanzen mangelt es inzwischen an Platz zum Überleben. Vielerorts werden ihre natürlichen Lebensräume in Äcker umgewandelt oder durch zu intensive Beweidung zerstört. Zudem leiden auch sie unter dem übermäßigen Eintrag von Düngemitteln und Pestiziden in die Stoffkreisläufe. Die Landwirtschaft der Zukunft muss daher raus aus ihrer starken Abhängigkeit von wenigen Pflanzensorten, künstlichen Düngern und synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Bauern überall auf der Welt brauchen unabhängige Beratung, damit sie ihre Entscheidungen nicht nur von den profitorientierten Empfehlungen von Monsanto, Bayer und Co. abhängig machen. Derzeit füllen in vielen Ländern privatwirtschaftliche Berater jene Lücken, die der Staat hier lässt. Denn das wenige, aber dringend für eine bessere landwirtschaftliche Beratung benötigte Geld fließt häufig in die staatliche Förderung von synthetischen Mineraldüngern und Pestiziden. Es entstehen gefährliche Abhängigkeiten, die Artenvielfalt bedrohen und letztendlich unsere eigene Nahrungssicherheit aufs Spiel setzen."

 

Hintergrund Rote Liste der IUCN:

Die Aktualisierung der Internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) weist inzwischen 25.821 von 91.523 untersuchten Tier- und Pflanzenarten als bedroht aus. Neben Zahlen zu wilden Reis-, Weizen- und Yamarten enthält die vorliegende Aktualisierung auch neue Einschätzungen zum Gefährdungsstatus von vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten. So ist die Schneeeule erstmals unter "gefährdet" geführt, ebenso die auch in Deutschland brütende Dreizehenmöwe. Gleich drei Reptilienarten von den Australischen Weihnachtsinseln, ein Gecko und zwei Skink-Arten, gelten nun als in freier Wildbahn ausgestorben.

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