Kurzsichtige Kassen

Umfrage von WWF und NKI: Versorgungs- und Pensionskassen missachten Klimarisiken/WWF: Altersvorsorge in Gefahr

Ist das angelegte Geld für die Altersvorsorge sicher? © iStock/Getty Images
Ist das angelegte Geld für die Altersvorsorge sicher? © iStock/Getty Images

Deutsche Versorgungs- und Pensionskassen vernachlässigen noch zu großen Teilen die Erderhitzung und ihre Folgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des WWF Deutschland und des Instituts für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI). Von den befragten Einrichtungen berücksichtigt nur ein Bruchteil schon heute Klimakriterien in den Anlagestrategien. Dabei gaben alle Teilnehmer an, dass die Bedeutung  dieser Kriterien in den kommenden zehn Jahren zunehmen wird.

 

„In unserer Umfrage erkennen wir ein deutliches Ungleichgewicht zwischen dem allgemeinen Verständnis dafür, wie wichtig das Thema Klimaschutz schon ist beziehungsweise werden wird, und der Reaktion auf diese Bedeutung auf dem Finanzmarkt“, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland. „Das kann schwerwiegende Folgen haben: Richtet sich die Weltwirtschaft künftig immer klimafreundlicher aus und kehrt etwa von fossilen Energien ab, die Kassen legen das Geld ihrer Kunden aber weiterhin zum Beispiel in Kohlegeschäfte an, drohen immense Wertverluste. Über ihre Altersvorsorge wären Millionen Menschen von diesem Wertverlust betroffen.“

 

Besonders ernüchternd an der Umfrage: Viele der insgesamt 351 angefragten Versorgungs- und Pensionskassen antworteten gar nicht erst. „Für uns ist das ein deutliches Zeichen: Diese Kassen haben mögliche Wertverschiebungen, die mit der Erderhitzung und dem Kampf gegen diese einhergehen, noch nicht auf dem Radar“, so Kopp. „Denn wer schon an einer entsprechenden Strategie arbeitet und sich so hervortun könnte, würde sich nicht in Schweigen hüllen.“

 

Als Hürden für die Berücksichtigung von Klimakriterien nannten die Teilnehmer fehlende Informationen zu Klimarisiken und Instrumente für die Umsetzung einer Klimastrategie. Der WWF fordert in diesem Zusammenhang unter anderem, dass die Empfehlungen der G20-Arbeitsgruppe zur Transparenz finanzieller Klimarisiken (TCFD) Gehör finden. „Wir brauchen dreierlei: zukunftsorientierte und damit bessere Informationen zu Klimarisiken mit Hilfe von Szenarien, Transparenz hinsichtlich der Auswirkungen dieser Risiken auf Unternehmen und Handreichungen insbesondere für Investoren, wie sie mit diesen Risiken umgehen können und sollten“, sagt Kopp. Diesen Aufgaben werden sich auch WWF und NKI widmen und an Lösungen arbeiten.

 

Details zur Umfrage:

Der WWF Deutschland und das Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) haben 351 relevante Einrichtungen angefragt, darunter alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV), alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft kommunale und kirchliche Altersversorgung (AKA), alle bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) registrierten Pensionskassen mit Geschäftstätigkeit sowie alle im DAX sowie MDAX gelisteten Unternehmen. Nur 41 angeschriebene Einrichtungen reagierten auf die Anfrage. Davon berücksichtigen nur 2 Einrichtungen bereits selbstgewählte Klimakriterien bei der Kapitalanlage, eine weitere gab an, dies für die Zukunft zu planen. 9 Einrichtungen gaben an, bereits andere soziale und umweltbezogene Kriterien zu berücksichtigen.

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WWF Presse-Team