Bier, Torf und der „Saure-Gurken-Effekt“

Zwischenbilanz des Krombacher Klimaschutzprojektes

© Guenola Kahlert / WWF

Vermiedene Emissionen in Höhe von jährlich drei Millionen Tonnen CO2 und eine Verbesserung des Wasserhaushalts von Torfmoorwäldern, die mit 273.000 Hektar größer sind als das Saarland: Dies ist die Zwischenbilanz eines gemeinsamen Projektes des WWF Deutschland und der Krombacher Brauerei auf Borneo. Die Abschätzung und Bewertung des Klimaschutzeffektes für die Jahre 2016 bis 2018 basieren auf Analysen von Experten der Remote Sensing Solutions Gmbh und einer Begutachtung des  Moorforschers Prof. Dr. Hans Joosten der Universität Greifswald.

 

Zurückzuführen ist die Klimaschutzwirkung durch den Bau von 1.181 Dämmen im indonesischen Nationalpark Sebangau. Sie waren nötig, weil man das Gebiet über Jahrzehnte durch ein Netz von Kanälen systematisch trockengelegt hatte. Die Gräben dienten seinerzeit dazu, gefällte Urwaldriesen schwimmend abzutransportieren. Mit der Einrichtung eines Nationalparks fand der Holzeinschlag 2004 zwar zumindest offiziell ein Ende, doch die Entwässerung der Böden schritt weiter voran. Die gebauten Dämme sorgen nun dafür, diesen Prozess zu stoppen und die Austrocknung des Bodens nach und nach rückgängig zu machen.

 

Die Wiederherstellung des Wasserhaushalts ist eine wichtige Renaturierungsmaßnahme und zugleich ein Beitrag zum Klimaschutz in Indonesien. Der Inselstaat ist inzwischen das Land mit dem dritthöchsten Treibhausgas-Ausstoß der Welt. Der Grund dafür ist nicht in erster Linie die ausufernde Industrie, sondern die Zerstörung der Regenwälder. Sie werden für Holz- oder Palmölplantagen geopfert. Die feuchten bis zu 8.000 Jahre alten Torfmoorwälder spielen hier eine besonders wichtige Rolle. In bis zu zwölf Meter dicken Torfschichten schlummern gewaltige Mengen Kohlenstoff vergangener Epochen. Solange der Torf unter Wasser liegt, ist das unproblematisch. Legt man die Wälder jedoch trocken, verbindet sich der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff aus der Luft und gast als CO2 aus. Dieser Prozess lässt sich als eine Art „Saure-Gurken-Effekt“ beschreiben: Solange die Gurken eingelegt im Einweck-Glas schlummern, sind sie lange haltbar. Trockengelegt, ist dieser Konservierungseffekt schnell dahin.

 

Die Zersetzung der Torfschichten in Sebangau, die zu den mächtigsten der Welt gehören, verläuft ähnlich. Ein Prozess, der sich aber auch stoppen lässt: Steigt der Grundwasserspiegel, nimmt auch der lokale Treibhausgasausstoß ab. Gleichzeitig sind die feuchten Wälder weniger anfällig für die verheerenden Waldbrände, die die Region immer wieder heimsuchen. Die vermiedenen Brände verringern nicht nur die Gesundheitsbelastung der Menschen durch Ruß und Feinstaub, Feuerprävention ist zugleich ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz.

 

„Mit dem Pilotprojekt konnten wir einen Weg aufzeigen, wie sich die tickenden Klimazeitbomben in Borneos Wälder entschärfen lassen“, erläutert Projektleiterin Susanne Gotthardt vom WWF Deutschland.  Innovativ war nicht nur das Projekt selbst, sondern auch die Zusammenarbeit von einem Unternehmen mit einer NGO:   Finanziert wurden die Aktion von der Brauerei Krombacher. Das Unternehmen hat den WWF seit 2009 mit 5,37 Mio. Euro für die Arbeiten auf Borneo gesponsert. Es wurden nicht nur Dämme gebaut, sondern darüber hinaus auf 995 Hektar degenerierter Wald mit 398.000 heimischen Setzlingen neu bepflanzt und wiederbelebt. Das ist zugleich ein Beitrag zum Artenschutz: Der Sebangau-Nationalpark beherbergt eine der größten Orang-Utan-Populationen der Welt mit rund 6.000 Tieren. Sie werden die angepflanzten Bäume als Futterpflanzen nutzen können.  

 

Die jetzt vorgelegte <link https: www.wwf.de fileadmin fm-wwf publikationen-pdf wwf-report_impacts_of_rewetting_and_reforestation_sebangau_national_park.pdf _blank external-link>Studie belegt, dass das Klimaschutzprojekt Früchte trägt, selbst wenn eine endgültige Wiederherstellung des Wasserhaushalts wohl erst in 100 Jahren erreicht sein dürfte. „Deshalb müssen wir sicherstellen, dass die Dämme regelmäßig kontrolliert und instandgehalten werden“, skizziert Susanne Gotthardt die nächsten Aufgaben. Sie schätzt, dass diese Arbeiten noch mindestens 15 Jahre notwendig sein werden. Erst dann werden sich ausreichend Sedimente abgelagert haben, um das Gebiet ohne Dämme zu stabilisieren.

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