Tropfen für Tropfen Verantwortung

Weltwassertag (22. März): Deutsche Lebensmittelbranche hat zentrale Rolle beim weltweiten Süßwasserschutz / Neuer Leitfaden hilft Unternehmen beim Weg zur Wasserstrategie

Wassertropfen © Frank Parhizgar wwf Kanada
Wassertropfen © Frank Parhizgar wwf Kanada

Hinter jedem im deutschen Lebensmitteleinzelhandel umgesetzten Euro steckt ein Wasserfußabdruck von 47 Litern. Im weltweiten Durchschnitt ist die Landwirtschaft mit rund 70 Prozent der größte Wassernutzer. Und mit der Klimakrise steigt vielerorts das Dürrerisiko: Anlässlich des Weltwassertags erinnert der WWF an die zentrale Rolle der Lebensmittelwirtschaft beim besseren Schutz der weltweiten Süßwasserressourcen. „Wenn wir unseren gegenwärtigen Umgang mit Süßwasser nicht drastisch ändern, droht bis zum Jahr 2030 ein globales Süßwasserdefizit von 40 Prozent. Die deutsche Lebensmittelbranche greift überall auf der Welt mit ihren Lieferketten in die lokalen Bedingungen von Flussgebieten ein. Sie trägt daher Tropfen für Tropfen Verantwortung für den Schutz der weltweiten Süßwasserressourcen“, so WWF-Süßwasserexperte Johannes Schmiester. Um die Erfahrungen aus Partnerschaften und Projekten für weitere Unternehmen zugänglich zu machen, veröffentlicht der WWF gemeinsam mit dem Deutschen Global Compact Netzwerk zum Weltwassertag einen Leitfaden mit praxisnahen Handlungsanleitungen auf dem Weg zur unternehmenseigenen Wasserstrategie.

 

Die Lebensmittelwirtschaft muss das Süßwassermanagement in Wassereinzugsgebieten gemeinsam mit den Landwirten und Landwirtinnen vor Ort angehen und dabei auch wirtschaftliche, fachliche und strukturelle Unterstützung anbieten. Süßwasserexperte Johannes Schmiester beobachtet, dass diese Erkenntnis „langsam in den Strategien und Lieferkettenprozessen ankommt“. Grundlage für einen systematischeren und nachhaltigeren Managementansatz sei die Analyse der Wasserrisiken bis auf die Ebene einzelner Anbaubetriebe. „Doch damit beginnt die eigentliche Arbeit erst“, unterstreicht Schmiester aufgrund seiner Erfahrungen aus der langjährigen Zusammenarbeit mit dem EDEKA-Verbund.

 

EDEKA hat 2018 mit Unterstützung des WWF ein Online-Tool aufgesetzt, mit dem Obst- und Gemüselieferanten in wenigen Schritten ihre lokalen Wasserrisiken im eigenen Anbau bestimmen und Nachweise über ihren nachhaltigen Umgang mit Wasser erbringen können. „Gemessen am Lieferumfang in Kilogramm sind mittlerweile rund 20 Prozent der Obst- und Gemüseerzeugnisse aus dem Bereich der EDEKA Eigenmarke aus Wasserrisikoregionen durch die Online-Analyse abgedeckt, geplant sind 100 Prozent“, so Johannes Schmiester.

 

Ziel ist es, Landwirtinnen und Landwirten mit erhöhtem Risiko konkrete Hilfestellungen an die Hand zu geben. Sie lernen, wie sie zum Beispiel den Wasserverbrauch reduzieren und sich mit anderen Interessensgruppen, wie Gemeinden und Umwelt-NGOs, im Flussgebiet vernetzen können. Da Wasser eine geteilte Ressource ist, bedarf es der Zusammenarbeit der verschiedenen Wassernutzer. Bei hohem Wasserrisiko soll eine Zertifizierung nach den Kriterien der „Alliance for Water Stewardship“ (AWS) erfolgen. Denn beim Thema Süßwasser fokussieren viele Standards in der Landwirtschaft stark auf effizienzsteigernde Maßnahmen auf dem Feld, berücksichtigen jedoch die Komplexität von Flusssystemen und die Interessen der anderen Wassernutzer nicht. Vor allem dieses Leck soll die AWS-Zertifizierung schließen.

 

In einer ersten Pilotphase wurde die Anwendung des AWS-Standards zunächst mit einzelnen Obst- und Gemüse-Erzeugern getestet. Die EDEKA beliefernde Zitrus-Finca Iberresparragal im spanischen Andalusien sparte zum Beispiel innerhalb eines Jahres unter anderem mehr als 200 Millionen Liter Wasser ein. Zwölf kolumbianische Bananenfarmen sind mittlerweile ebenfalls AWS-zertifiziert. Gleichzeitig sollen die Landwirte vor Ort besser unterstützt werden auf dem Weg zum nachhaltigeren Wassermanagement. „Ein Bananenlieferant in der Dominikanischen Republik erprobt zurzeit ein in Zusammenarbeit mit AWS entwickeltes Trainingsprogramm. EDEKA und WWF unterstützen ihn mit Expertise und Ressourcen“, so Schmiester.

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WWF Presse-Team