Sie sind wahre Klimahelden, doch die Erderhitzung bringt sie in große Bedrängnis: Afrikanische Elefanten. Schon jetzt wird es immer schwieriger, Wasser und Nahrung zu finden. Ungewiss ist, wie lange sie in der Lage sind, sich den Folgen der Klimakrise anzupassen. Es ist höchste Zeit, zu handeln. Denn die Elefanten selbst sind im Kampf gegen die Erderwärmung von unschätzbarem Wert.

Weite Wanderungen ohne Wasser

Elefantenherde auf Wanderung © Dietmar Rauscher / GettyImages
Elefantenherde auf Wanderung © Dietmar Rauscher / GettyImages

Durstig stecken die Elefantenkälber ihre Rüssel ins trübe Nass, während die Kühe sich suchend umschauen. Seit Generationen hat die Herde an dieser Stelle verlässlich Wasser gefunden – bis jetzt. Dass Afrikanische Savannenelefanten durstig weiterziehen müssen, ist schon heute Realität. Mit der Klimakrise werden sich derartige Situationen immer häufiger abspielen.

Natürliche Wasserquellen versiegen, Dürren aber auch Überschwemmungen häufen sich. Die Erderhitzung hat für die eigentlich robusten, anpassungsfähigen Elefanten fatale Folgen.

Wenn die Gärtner des Waldes zu wenig Nahrung finden

Durch die Erderhitzung verändern sich Lebensräume stark und werden den Bedürfnissen der Tiere nicht mehr gerecht – wie bei den Afrikanischen Waldelefanten, den kleineren, versteckt lebenden und noch wenig erforschten Verwandten der Savannenelefanten.

Auch ihr Zuhause gerät aus dem Gleichgewicht:  Die tropischen Regenwälder Afrikas werden nicht nur kleiner, die Bäume tragen auch weniger Früchte. Die Dickhäuter benötigen die Früchte jedoch als energie- und nährstoffreiche Nahrung. Zudem ist die körperliche Verfassung der Waldelefanten in den letzten zehn Jahren deutlich schlechter geworden, was sie möglicherweise anfälliger für Krankheiten macht. Dabei sind es gerade die Waldelefanten, die als sogenannte Gärtner des Regenwaldes das Klima stabilisieren.

„Regenwald und Savanne würden ohne Elefanten ganz anders aussehen. Es würde dort bei Weitem nicht so viele Tier- und Pflanzenarten geben. Elefanten spielen deshalb eine Schlüsselrolle für die Erhaltung der biologischen Vielfalt.“

Dr. May Hokan, Afrika-Expertin beim WWF Deutschland

Elefantenschutz ist Klimaschutz

Elefanten sind wahre Ökosystemingenieure. Indem sie mit ihren Hinterlassenschaften Pflanzensamen und Nährstoffe verteilen, sorgen die grauen Riesen nicht nur für Artenvielfalt. Vor allem die Waldelefanten lichten dichtes Gehölz und machen es möglich, dass sich die verbliebenen Bäume besser entwickeln können. Das macht die Afrikanischen Waldelefanten zu wertvollen Klimaschützern:

Auf ihren Wegen durch die dichten Regenwälder Afrikas ziehen die Waldelefanten Rinde von Schösslingen, graben im Boden nach Wurzeln, zertrampeln Bäume und weiden sie ab. Doch was sich hier nach Zerstörung anhört, hilft den Wäldern und ihrer Fähigkeit, CO2 zu speichern, enorm. Denn die Elefanten zertreten und fressen vorwiegend kleinere Bäume mit einer geringeren Holzdichte, die mit den großen Bäumen um Licht, Wasser und Platz konkurrieren und schneller wachsen, aber auch schneller sterben. Somit fördert das Fress- und Wanderverhalten der Waldelefanten das Überleben großer, langsam wachsender Bäume mit einer entsprechend größeren Holzdichte, die wesentlich mehr Kohlenstoff in ihren Stämmen speichern.

Für das Klima: Elefanten und ihre Kohlenstoffsenken

Beschlagnahmtes Elfenbein © Mike Goldwater / WWF
Beschlagnahmtes Elfenbein © Mike Goldwater / WWF

„Wir haben in den letzten zwanzig Jahren eine große Anzahl an Waldelefanten verloren“, so Thomas Breuer, Referent für das Kongobecken und Koordinator für Afrikanische Waldelefanten beim WWF Deutschland.

„Waldelefanten haben ein viel langsameres Fortpflanzungsmuster als Savannenelefanten; und es dauert viel länger, bis sich ihre Populationen erholen.“ Dabei erbringt jeder lebende Waldelefant Klimaschutz-Dienstleistungen im Wert von Millionen. Ein einziger dieser Elefanten erhöht die Kohlenstoff-Speicherkapazität des Regenwaldes, in dem er lebt, um 9.500 Tonnen pro Quadratkilometer. Einer Studie von 2019 zufolge entspricht dies einem stolzen Marktwert von über 1,6 Millionen Euro, die ein einzelner Waldelefant in seinem Leben durch die Kohlenstoffbindung wert ist.

Diese Zahl beruht auf einer Annahme von ca. 23 Euro pro Tonne CO2, laut der Studie der durchschnittliche Marktpreis im Jahr 2019, sowie dem durchschnittlichen Einzugsgebiet eines Waldelefanten. Die Tiere schaffen also Kohlenstoffsenken von größtem Wert, was zusätzlich zu massiven Emissionsminderungen wichtig ist, um die Pariser Klimaziele zu erreichen: Gerade um die Elefanten zu schützen, die zu den ausdrücklichen Verlierern der Klimakrise gehören.

Gegen die Wilderei: Elefanten lebendig mehr wert als tot

Den monetären Wert von Wildtieren und Ökosystemen zu berechnen ist eine Methode, um dem Artenschutz auch unter ökonomischen Gesichtspunkten Bedeutung und Ausdruck zu verleihen. Ganz deutlich wird das am Beispiel der Waldelefanten, die lebendig für die Stabilisierung unser Klimas Millionen wert sind. Dagegen wird der Schwarzmarktpreis des Elfenbeins eines toten, gewilderten Elefanten auf vergleichsweise nur knapp 20.000 Euro geschätzt.

„Die Wilderei ändert auch das Verhalten der überlebenden Tiere“, erklärt Thomas Breuer. „Viele Elefanten haben keine Mütter mehr, können ihre Bewegungsmuster nicht mehr erlernen und sind zudem viel aggressiver, da sie Wilderei erlebt haben und nicht durch große Bullen kontrolliert werden.“

Tödliche Begegnungen auf Nahrungs- und Wassersuche

Fehlende erlernte Wege, vor allem aber der Wasser- und Nahrungsmangel durch die Klimakrise und schrumpfende Lebensräume zwingen Savannen- wie Waldelefanten, in neue Gebiete auszuweichen, um zu überleben. Dabei geraten sie regelmäßig mit Menschen in Konflikt, mit teils tödlichen Folgen für Mensch und Tier.

Die Dickhäuter zertrampeln Felder, vertilgen Ernten und trinken aus Brunnen in Siedlungsgebieten. Der Schaden, den sie verursachen, bedroht nicht selten die Existenz der lokalen Bevölkerung, die so kaum Verständnis dafür hat, Elefanten zu schützen. Ein massives Dilemma, denn für erfolgreiche Naturschutzarbeit sind die Menschen vor Ort unverzichtbar.

Sterben die Waldelefanten aus, verlieren ihre Wälder durch die fehlenden Gärtner eine Speicherkapazität von etwa drei Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht den Emissionen von über zwei Milliarden Autos im Laufe eines Jahres.

Vereinte Kräfte für die Elefanten

Elefanten am Wasserloch im Tsavo East-Nationalpark in Kenia © Juozas Cernius / WWF-UK
Elefanten am Wasserloch im Tsavo East-Nationalpark in Kenia © Juozas Cernius / WWF-UK

Niemand weiß, wie lange Elefanten noch in der Lage sein werden, sich den Folgen der Erderhitzung und den daraus resultierenden drastischen Veränderungen ihrer Lebensbedingungen anzupassen. Deshalb ist es höchste Zeit, den großen grauen Klimaschützern zu helfen.

Der WWF setzt sich weltweit für Elefanten ein und beteiligt dabei Nationalparks, Politik und die lokale Bevölkerung.

Damit Elefanten ungestört wandern können, werden zum Beispiel in der Naturregion Unganisha, im Kavango-Zambesi-Schutzgebiets-Netzwerk sowie im Kongo auch großflächig Lebensräume außerhalb der Nationalparks geschützt. Nur entsprechend große Naturräume erlauben den Elefanten, sich den Veränderungen durch die Klimakrise besser anzupassen.

Korridore schaffen mehr Lebensraum. Sie verhindern Konflikte zwischen Mensch und Tier und sorgen dafür, dass Elefanten Wasserquellen erreichen können, ohne Siedlungsgebiete durchqueren zu müssen.

Außerdem ermöglichen Korridore, dass sich Elefanten-Populationen besser durchmischen und so ihre Widerstandskraft wächst, um den Auswirkungen der Klimakrise trotzen zu können.

„Die Vernetzung von Schutzgebieten ist fundamental, um die Resilienz der Tiere zu verbessern. Große länderübergreifende Schutzgebietskomplexe sichern langfristig das Überleben der Elefanten.“

Dr. Thomas Breuer, Waldelefanten-Experte beim WWF Deutschland

Nachhaltige Landwirtschaft in Kenia © Jonathan Caramanus / Green Renaissance / WWF-UK
Nachhaltige Landwirtschaft in Kenia © Jonathan Caramanus / Green Renaissance / WWF-UK

Genauso wichtig für erfolgreiche Naturschutzarbeit ist die Unterstützung der lokalen Bevölkerung. Die Menschen vor Ort erhalten Hilfe bei der Einführung nachhaltiger Landwirtschaft und beim Schutz ihrer Felder. Chilli-Bomben auf Feldern oder Klingeln und LED-Lichter an Zäunen von landwirtschaftlichen Nutzflächen zeigen den Elefanten sanft „Betreten verboten“. Und geschützte Brunnen und Wassertanks für Schulen und Gemeinden verhindern, dass Elefanten ins Dorf kommen, um zu trinken und es wieder zu Mensch-Wildtier-Konflikten kommt.

Klima schützen. Leben retten.

Mensch und Natur in Einklang zu bringen, wird mit der Klimakrise immer schwieriger. Elefanten können unsere Verbündeten im Kampf gegen die Erderhitzung sein und doch gehören sie zu ihren größten Opfern und benötigen unsere Hilfe so dringend wie nie zuvor. Schon heute stehen sie auf der Roten Liste: Die mächtigen Afrikanischen Savannenelefanten gelten als „stark gefährdet“, während die Waldelefanten bereits „vom Aussterben bedroht“ sind. Umso wichtiger ist es, zu handeln, bevor es zu spät ist. Für das Klima und die Elefanten. Helfen Sie jetzt mit Ihrer Spende!

In der Kavango-Zambesi-Region, kurz KaZa, hilft der WWF, ein Naturschutzgebiet zu entwickeln, in dem sich Elefanten und andere Tiere frei bewegen und die Menschen auf ein besseres Leben in einer Zukunft ohne Armut hoffen können.

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