Am 20. Mai ist Weltbienentag. Ein Tag, der von Jahr zu Jahr wichtiger wird. Denn Bienen sind stark bedroht. Nicht nur Honigbienen haben es schwer: Ausgeräumte Landschaften ohne Hecken und Wildblumen, der Einsatz von Pestiziden und die Überdüngung setzen auch den mehr als 560 heimischen Wildbienen-Arten zu. Mit einfachen Mitteln können Haus- und Gartenbesitzer den Bienen helfen, doch um wirklich etwas gegen das Bienen- und Insektensterben zu unternehmen, braucht es einen klaren Plan von Politik und Landwirtschaft.

Große Artenvielfalt

Wildbiene © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Wildbiene © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Viele denken bei „Biene“ nur an die Honigbiene. Dabei gibt es bei uns mehr als 560 Wildbienenarten, die Hälfte davon ist vom Aussterben bedroht. Die meisten leben nicht wie die Honigbiene mit anderen in großen Staaten zusammen, sondern allein und versorgen ihren Nachwuchs. Jede Art hat ganz besondere Ansprüche. Wenn es immer eintöniger wird, gibt es auch immer weniger Bienen.

Mehr als 400 Arten bauen ihre Nester eigenständig, 135 Arten parasitieren an anderen Wildbienenarten und sparen sich das eigene Nest. 75 Prozent aller Wildbienenarten nisten im Boden, der Rest sucht sich Pflanzenhalme oder nutzt Fraßgänge von Käfern im Holz. Viele sammeln Pollen und tragen ihn als Nahrung für die Kleinen in die Höhlen, legen Eier hinein und verschließen die Röhre. Dabei gibt es Arten, die den Pollen genau einer Pflanzenart oder einer Pflanzenfamilie brauchen. Wenn diese Pflanzen nicht da sind, kann es keine Wildbienen geben.

Wildbienen sehen ganz unterschiedlich aus: Die kleinste heimische Wildbienenart, die Sand-Steppenbiene, ist nur vier Millimeter groß, andere Arten werden mit bis zu drei Zentimetern deutlich größer.

Das Insekt des Jahres 2019 ist auch eine Wildbiene, die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis). Diese Art ist noch relativ häufig und wohnt gern in der Nähe menschlicher Behausungen, sodass man an ihr die Schönheit der Wildbienen und ihr Leben gut beobachten kann. Die Insekten werden acht bis 14 Millimeter groß. Sie nutzen bereits vorhandene Hohlräume in Totholz, Löß- und Lehmwänden, in Trockenmauern, lockerem Gestein und zahlreichen anderen Strukturen, um darin ihre einzelnen gemörtelten Brutnester anzulegen. Nester dieser Biene wurden schon in Türschlössern, in Wasserschläuchen, Bohrungen von Holzregalen oder in Blockflöten gefunden. Gerne nimmt die Rostrote Mauerbiene künstliche Nistgelegenheiten aus Holz, Bambus oder Schilf an. Sie sammelt Pollen bei 15 verschiedenen Pflanzenfamilien, sodass sie meist überall etwas findet.

(Wild-) Bienen sind unersetzbar

Honig- und Wildbienen und eine Vielzahl anderer Insekten sind unverzichtbarer Bestandteil unserer biologischen Vielfalt und tragen maßgeblich zur Bestäubung unserer Kultur- und Wildpflanzen bei. Ungefähr 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen werden von der Honigbiene bestäubt. 20 Prozent geht auf das Konto von Wildbienen, von Schmetterlingen, Schwebfliegen und anderen Insekten. Ohne Bienen wären die Regale in unseren Supermärkten leer. Wo Bienen bereits ausgestorben sind, z.B. in Teilen Japans oder Chinas, müssen Obstbäume von Menschenhand bestäubt werden – mit einem Pinsel, Blüte für Blüte.

Die Bestände der Wildbienen befinden sich im Sturzflug. Auch bei vielen anderen Insekten nimmt in Deutschland, Europa und vielen anderen Teilen der Welt sowohl die Gesamtzahl als auch die Vielfalt der Arten ab. Ein entscheidender Grund für das dramatische Insektensterben in Deutschland ist die ständige Intensivierung der Landwirtschaft. Falls Insekten nicht direkt durch Insektizide sterben, fehlen ihnen Lebensraum und Nahrungsgrundlagen. Denn viele Wildbienenarten sind Spezialisten und fliegen nur eine Futterpflanze – oder Pflanzenfamilie an. Verschwindet die Pflanze aus der Landschaft, stirbt die Wildbienenart aus.

Landwirtschaft für Artenvielfalt

Biene als Teil des Insektschutzprogrammes © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Biene als Teil des Insektschutzprogrammes © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Doch es gibt Möglichkeiten, landwirtschaftliche Flächen so zu bewirtschaften, dass sie Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten bieten. Das Projekt Landwirtschaft für Artenvielfalt von WWF, Biopark und EDEKA will die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen erhöhen. Das gelingt mit Hilfe eines betriebsgerecht variierbaren Naturschutzmoduls, einer Zusatzqualifikation für den Öko-Landbau. Herzstück des Projekts ist ein Katalog von über 100 verschiedenen Naturschutzmaßnahmen.

Anlässlich des Weltbienentages fordert der WWF von der Bundesregierung ein wirkungsvolles Programm zur Reduzierung des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft, deren Komplettverbot in Naturschutzgebieten und mehr Transparenz über deren tatsächlichen Einsatz auf Deutschlands Äckern. „Ohne wirksame Maßnahmen zur Pestizidreduktion kein wirksamer Bienenschutz“, so Diana Pretzell, Direktorin Biodiversitäts-Politik vom WWF Deutschland. 

So helfen Sie den Wildbienen

  • Haus- und Gartenbesitzer können etwas für die Wildbienen tun: Ein naturnaher, bienenfreundlich gestalteter Garten mit viel Abwechslung bietet Wildbienen Unterschlupf und Futter. Viele Bienen sind Spezialisten und fliegen nur bestimmte Pflanzen an – je unterschiedlicher die Bepflanzung im Garten, desto besser ist es für die Bienen.
  • Achten Sie beim Kauf von Saatgut darauf, heimische und bienenfreundliche Pflanzen zu kaufen. Denn: nicht alles, was blüht bietet Bienen auch Nahrung. Gut geeignet sind z. B. Lavendel, Margeriten, Glockenblumen oder Sonnenblumen. 
  • Wer Platz im Garten hat, kann Bienen mit einem Insektenhotel Unterschlupf bieten. Im Handel gibt es inzwischen ein großes Angebot, aber auch selbst bauen geht schnell.
  • Achten Sie beim Bau darauf, natürliche Materialien zu verwenden: angebohrtes Hartholz, Röhren aus Papier mit unterschiedlichen Durchmessern, Halme aus Stroh oder auch Ton, in den Sie unterschiedlich breite Löcher drücken, eignen sich gut.
  • Hängen Sie das Hotel an einem sonnigen, vor Wind- und Wetter geschützten Ort auf – und schon bald werden sich die ersten eifrigen Wildbienen um die besten Plätze streiten.