Am 20. Mai ist Weltbienentag. Ein Tag, der von Jahr zu Jahr wichtiger wird. Denn viele Bienen sind stark bedroht. Ausgeräumte Landschaften ohne Hecken und Wildblumen, der Einsatz von Pestiziden und die Überdüngung setzen den mehr als 560 heimischen Wildbienen-Arten immer mehr zu. Dagegen geht es der Honigbiene noch einigermaßen gut und ist nicht in ihrem Bestand bedroht. Mit einfachen Mitteln können Haus- und Gartenbesitzer den Bienen helfen, doch um wirklich etwas gegen das Bienen- und Insektensterben zu unternehmen, braucht es einen klaren Plan von Politik und Landwirtschaft.

Große Artenvielfalt

Wildbiene © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Wildbiene © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Viele denken bei „Biene“ nur an die Honigbiene. Dabei gibt es bei uns mehr als 560 Wildbienenarten, von denen nur 37 Prozent als ungefährdet gelten. Die meisten leben nicht wie die Honigbiene mit anderen in großen Staaten zusammen, sondern allein und versorgen ihren Nachwuchs. Jede Art hat ganz besondere Ansprüche. Wenn es immer eintöniger wird, gibt es auch immer weniger Bienen.

Mehr als 400 Arten bauen ihre Nester eigenständig, 135 Arten parasitieren an anderen Wildbienenarten und sparen sich das eigene Nest. 75 Prozent aller Wildbienenarten nisten im Boden, der Rest sucht sich Pflanzenhalme oder nutzt Fraßgänge von Käfern im Holz. Viele sammeln Pollen und tragen ihn als Nahrung für die Kleinen in die Höhlen, legen Eier hinein und verschließen die Röhre. Dabei gibt es Arten, die den Pollen einer Pflanzengattung oder Pflanzenfamilie brauchen. Wenn diese Pflanzen nicht da sind,  fehlt die Lebensgrundlage für die darauf spezialisierte Wildbiene.

Wildbienen sehen ganz unterschiedlich aus: Die kleinste heimische Wildbienenart, die Sand-Steppenbiene, ist nur vier Millimeter groß, andere Arten werden mit bis zu drei Zentimetern deutlich größer. Einige der Wildbienen ähneln auch so sehr unseren Wespen das sie als Wespenbienen bezeichnet werden.

Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis), Insekt des Jahres 2019, ist relativ häufig und wohnt gern in der Nähe menschlicher Behausungen, sodass man an ihr die Schönheit der Wildbienen und ihr Leben gut beobachten kann. Die Insekten werden acht bis 14 Millimeter groß. Sie nutzen bereits vorhandene Hohlräume in Totholz, Löß- und Lehmwänden, in Trockenmauern, lockerem Gestein und zahlreichen anderen Strukturen, um darin ihre einzelnen gemörtelten Brutnester anzulegen. Nester dieser Biene wurden schon in Türschlössern, in Wasserschläuchen, Bohrungen von Holzregalen oder in Blockflöten gefunden. Gerne nimmt die Rostrote Mauerbiene künstliche Nistgelegenheiten aus Holz, Bambus oder Schilf an. Sie sammelt Pollen bei 15 verschiedenen Pflanzenfamilien, sodass sie meist überall etwas findet.

(Wild-) Bienen sind unersetzbar

Honig- und Wildbienen und eine Vielzahl anderer Insekten sind unverzichtbarer Bestandteil unserer biologischen Vielfalt und tragen maßgeblich zur Bestäubung unserer Kultur- und Wildpflanzen bei. 84 Prozent der in Europa angebauten Nutzpflanzen sind zumindest zu einem Teil von Insekten als Bestäuber abhängig. Hierbei machen Bienen den größten Anteil aus, wobei die Wichtigkeit von Wildbienen lange unterschätzt wurde. In England machen die Honigbienen laut einer Studie nur 25 Prozent der Betäubung aus. Ohne Bienen wären die Regale in unseren Supermärkten leer. Wo Bienen bereits ausgestorben sind, z.B. in Teilen Japans oder Chinas, müssen Obstbäume von Menschenhand bestäubt werden – mit einem Pinsel, Blüte für Blüte.

Die Bestände der Wildbienen befinden sich im Sturzflug. Auch bei vielen anderen Insekten nimmt in Deutschland, Europa und vielen anderen Teilen der Welt sowohl die Gesamtzahl als auch die Vielfalt der Arten ab. Ein entscheidender Grund für das dramatische Insektensterben in Deutschland ist die ständige Intensivierung der Landwirtschaft. Falls Insekten nicht direkt durch Insektizide sterben, fehlen ihnen Lebensraum und Nahrungsgrundlagen. Denn viele Wildbienenarten sind Spezialisten und fliegen nur eine Futterpflanze – oder Pflanzenfamilie an. Verschwindet die Pflanze aus der Landschaft, stirbt die Wildbienenart aus.

Landwirtschaft für Artenvielfalt

Biene als Teil des Insektschutzprogrammes © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Biene als Teil des Insektschutzprogrammes © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Doch es gibt Möglichkeiten, landwirtschaftliche Flächen so zu bewirtschaften, dass sie Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten bieten. Das Projekt Landwirtschaft für Artenvielfalt von WWF, Biopark und EDEKA will die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen erhöhen. Das gelingt mit Hilfe eines betriebsgerecht variierbaren Naturschutzmoduls, einer Zusatzqualifikation für den Öko-Landbau. Herzstück des Projekts ist ein Katalog von über 100 verschiedenen Naturschutzmaßnahmen.

Der WWF fordert ein wirkungsvolles Programm zur Reduzierung des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft, deren Komplettverbot in Naturschutzgebieten und mehr Transparenz über deren tatsächlichen Einsatz auf Deutschlands Äckern.

So helfen Sie den Wildbienen

  • Haus- und Gartenbesitzer:innen können etwas für die Wildbienen tun: Ein naturnaher, bienenfreundlich gestalteter Garten mit viel Abwechslung bietet Wildbienen Unterschlupf und Futter. Viele Bienen sind Spezialisten und fliegen nur bestimmte Pflanzen an – je unterschiedlicher die Bepflanzung im Garten, desto besser ist es für die Bienen.
  • Achten Sie beim Kauf von Saatgut darauf, heimische und bienenfreundliche Pflanzen zu kaufen. Denn: nicht alles, was blüht bietet Bienen auch Nahrung. Gut geeignet sind z. B. Flockenblumen, Margeriten, Glockenblumen und Thymian.
  • Wer Platz im Garten hat, kann Bienen mit einem Insektenhotel Unterschlupf bieten. Im Handel gibt es inzwischen ein großes Angebot, aber auch selbst bauen geht schnell. Hier unbedingt aufpassen, denn viele der Nisthilfen sind ungeeignet.
    • Achten Sie beim Bau darauf, natürliche Materialien zu verwenden: angebohrtes Hartholz, Röhren aus Papier mit unterschiedlichen Durchmessern, Halme aus Stroh oder auch Ton, in den Sie unterschiedlich breite Löcher drücken, eignen sich gut.
    • Hängen Sie das Hotel an einem sonnigen, vor Wind- und Wetter geschützten Ort auf – und schon bald werden sich die ersten eifrigen Wildbienen um die besten Plätze streiten.
  • Schaffen sie Offenbodenflächen mit sandig-lehmiger Erde. Hier nisten wie oben geschrieben 75 Prozent unserer Wildbienen und viele ungefährliche Wespenarten. Der Sand ist genau richtig wenn ein durch einen kleinen Ast (max. 9mm im Durchmesser) gedrücktes Loch stabil ist.

Unterstützen Sie den WWF beim Schutz der Wildbienen

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