Das gemeinsame Orangen-Projekt von EDEKA und WWF erfüllt den seltenen Gold-Standard: Die spanische Pilot-Finca Iberesparragal wurde als erster Landwirtschaftsbetrieb in Europa unter dem Wasser-Nachhaltigkeitsstandard AWS zertifiziert.

Was für uns ein extremes Jahr ist, kennen die Menschen im spanischen Andalusien gar nicht anders. Anfang 2018 drohte den Anbaubetrieben im Süden Spaniens aufgrund ausbleibender Regenfälle im Winter eine Reduktion der Wasserrechte um bis zu zwei Drittel. Dies hätte gravierende Folgen gehabt. Auch für uns, denn unsere Supermarktregale sind voll von andalusischem Obst und Gemüse. Zum Beispiel mit den Orangen von Luis und Miguel vom Betrieb Iberesparragal. Sie bauen ihr Obst in der Nähe von Sevilla an und sind Teil eines Projekts von EDEKA und des WWF zum nachhaltigeren Anbau von Zitrusfrüchten.

Goldstatus für Iberesparragal

WWF-Mitarbeiter am Guadalquivir © Juan Carlos DEL OLMO / WWF-Spain
WWF-Mitarbeiter am Guadalquivir © Juan Carlos DEL OLMO / WWF-Spain

Als erster landwirtschaftlicher Betrieb in Europa hat Iberesparragal sich nach dem neuen Standard der Alliance for Water Stewardship (AWS) zertifizieren lassen. Iberesparragal wurde sogar mit dem Goldstatus ausgezeichnet, den nur zwei Unternehmen zuvor erlangt haben. Water Stewardship bedeutet, für etwas Sorge zu tragen, das einem nicht gehört. In diesem Fall ist Wasser, das blaue Gold, gemeint. Auch wenn die Betriebe Wassernutzungsrechte haben, muss man das Wasser in einem Flussgebiet viel mehr als System denn als Ressource verstehen. Nur wenn auch die Menschen im Einzugsgebiet mit ausreichend Trinkwasser versorgt werden und die Natur genügend sauberes Wasser zur Verfügung hat, kann das System funktionieren. Die Zusammenarbeit der Wassernutzer eines Flussgebiets ist erforderlich. Der Standard der Alliance for Water Stewardship setzt genau hier an. Neben Kriterien für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser im eigenen Betrieb, verlangt er von Unternehmen ein Engagement im umliegenden Flussgebiet. Betriebe, die nach dem AWS-Standard zertifiziert sind, verstehen die Probleme des Flussgebiets und gehen auf andere Wassernutzer, Behörden und Interessengruppen zu.

Das Guadalquivir-Flussgebiet, in dem auch Iberesparragal ansässig ist, ist massiv gefährdet. Eine andauernde Übernutzung der Wasserressourcen, illegale Grundwasserentnahmen durch die Landwirtschaft und eine zu erwartende Verknappung der Wasserverfügbarkeit durch den Klimawandel machen vor allem der Natur zu schaffen. Am Ende des Flussgebiets liegt der Doñana-Nationalpark, einer der artenreichsten Flecken Spaniens. Der Park ist seit einiger Zeit existenziell durch Wasserknappheit bedroht.

Verständnis über Wasserressourcen

Orangenanbau © Michel Gunther / WWF
Orangenanbau © Michel Gunther / WWF

Die Orangen-Bauern von Iberesparragal haben sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag für die nachhaltigere Wassernutzung im gesamten Flussgebiet zu leisten. Als ersten Schritt mussten Luis und Miguel verstehen, welche Probleme es im Fluss gibt und welche Rolle sie als Landwirte spielen. Eine völlig neue Perspektive auf das Süßwasser, das sie nutzen. Normalerweise machen sich die Bauern hier kaum Gedanken zu Wasser über die eigenen Betriebsgrenzen hinaus.

Durch verminderten Wasserverbrauch und Pestizideinsatz sowie eine höhere Artenvielfalt im Betrieb war Iberesparragal bereits auf dem Weg, ein vorbildlicher Wassernutzer zu werden. Jedoch machten Luis und Miguel hier nicht Halt. Wenn nur ein Betrieb seinen Wasserverbrauch reduzieren und  weniger Schadstoffe ins Wasser leiten würde, wäre der Effekt schnell durch Andere aufgefressen. Daher veranstaltete Iberesparragal zum Beispiel ein Event mit anderen Landwirten, Vertretern der Wasserbehörde und lokalen Interessengruppen. Ziel war es, Aufmerksamkeit für die Problematik zu erregen und gleichzeitig Lösungsansätze zu präsentieren und den lokalen Diskurs anzuregen.

Mittlerweile gehören neben Iberesparragal sieben weitere Betriebe dem Projekt von EDEKA und WWF an. Alle Projektlandwirte haben sich den Prinzipien von Water Stewardship verschrieben. Sie wollen das Problem gemeinsam angehen. Es ist zu hoffen, dass diese guten Beispiele in der Region Schule machen und die Landwirtschaft Andalusiens ihren Beitrag zur nachhaltigeren Wassernutzung leistet. Auch und vor allem um sich selbst zu schützen und die Betriebe für zukünftige Generationen zu erhalten. Vielleicht lässt sich hieraus auch etwas für uns in Deutschland lernen. Denn nimmt man Klimaprognosen ernst, werden Extremereignisse wie die Dürre 2018 in Zukunft häufiger auftreten.

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