Sonne satt, viel Strand und Meer – und das zu einem günstigen Preis: Das Mittelmeer ist weltweit das begehrteste Urlaubsziel. Jedes Jahr zieht es, je nach Zählweise, 220 beziehungsweise 320 Millionen Besucher an die Gestade von Spanien bis zur Türkei.

Nach Prognosen der Welt-Tourismus-Organisation (UNWTO) soll sich deren Zahl bis 2025 sogar auf 655 Millionen pro Jahr noch mehr als verdoppeln. Das allerdings wäre das Todesurteil für zahlreiche Feuchtgebiete rund um das Mittelmeer, denn bereits heute wird dort das Süßwasser knapp.

Unkontrollierter Tourismus ist heute eine der größten Gefahren für den Mittelmeerraum. Die Schutzgebiete der Region sind nur unzureichend gegen den Besucheransturm gerüstet. Oft werden sie auch durch ökologisch sensible Bereiche geführt. Sie scheinen über die Folgen ihres Tun weniger gut informiert zu sein als in anderen Schutztgebieten Europas. Das sind die Hauptschlussfolgerungen einer neuen Studie der vom WWF geförderten PAN Parks Foundation.

Das Mittelmeer ist zugleich auch eine der 232 Ökoregionen der Erde, die der WWF als bedeutend für den Erhalt der biologischen Vielfalt identifiziert hat - von den weltgrößten Korkeichenwäldern bis zu den Riff- und Seegrasökosystemen unter Wasser, von den letzten Iberischen Luchsen bis zur Mittelmeer-Mönchsrobbe.

Umsatz tut nicht allen gut

Für den meisten Umsatz sorgen die Deutschen, gefolgt von Engländern, Franzosen und Italienern. Das Mittelmeer allein sorgt nach Angaben der UNWTO für ein Drittel des weltweiten Umsatzes mit Urlaubern. Zwei Drittel davon wiederum wandern in die Kassen von noch nicht einmal zehn Veranstaltern aus Mittel- und Nordeuropa.

Zahlreiche Küstenregionen des Mittelmeers, die etwa 30 Prozent der internationalen Urlauberströme bündeln, sind bereits ernsthaft geschädigt. Grund genug für den WWF, die Anrainerstaaten aufzufordern, endlich grenzüberschreitend gegenzusteuern-durch konkrete Schutzmaßnahmen und die Förderung eines naturnahen Tourismus.

Die zehn meist gefährdeten Meeresgebiete

In folgenden zehn Meeresgebieten sind nach Ansicht des WWF neue Schutzgebiete und Änderungen im Küstenmanagement dringend erforderlich:

  • Marokkanische Mittelmeerküste und Alborameer, Korallenküste Tunesiens,
  • Dalmatische Küste und Inseln (Kroatien),
  • Cyrenaica und die Golfs von Sirte und Gabes (Libyen, Tunesien),
  • Südliches Anatolien und nordöstliche levantinische Küste (Türkei),
  • Ägäis (Griechenland, Türkei),
  • Sardinien und Korsika (Italien, Frankreich),
  • Balearen (Spanien),
  • Ligurisches Meer (Frankreich, Italien),
  • südliche Tyrrhenische Küste (Italien) und die
  • südwestliche Balkan-Küste sowie die Ionischen Inseln (Albanien, Griechenland).

Die zehn meist bedrohten Wälder

Zehn Wälder um das Mittelmeer sind essentiell für das biologische Gleichgewicht der Region und bedürfen eines besseren Schutzes:

  • Velebit-Gebirge, Kroatien,
  • westliches Kure-Gebirge, Türkei,
  • Kroumerie-Mogod-Wälder, Tunesien,
  • Sulcis-Wälder, Sardinien/Italien,
  • Maurisches Massiv, Frankreich,
  • Monchique-Caldeirao-Guadiana, Portugal,
  • Bou Iblane, Mittlerer Atlas, Marokko,
  • Gùdar-Gebirge, Spanien,
  • Taygetos-Gebirge, Griechenland und
  • Harissa-Wälder, Libanon.

Schwerpunkte des WWF

Der WWF will die Natur des Mittelmeers verstärkt vor negativen Auswüchsen des Massentourismus schützen und Modelle für einen verantwortlichen Tourismus in den wichtigsten Küstenregionen entwickeln. Die Umweltorganisation konzentriert sich dabei auf vier Feldprojekte:

  • Die Flachland-Wälder Südwestspaniens und Nordwest-Marokkos,
  • die nordafrikanischen Gebirge, Küsten und Meeresregionen,
  • die nördlichen Balkan-Alpen und die Dalmatische Küste sowie
  • Meer, Küste und Gebirge der südlichen und nahöstlichen Türkei.
    Dort werden auch mit Unterstützung des WWF eine nachhaltige Fischerei gefördert sowie marine Schutzgebiete geschaffen.