Die Erderhitzung ist in vollem Gange und die Landwirtschaft ist Verursacherin und Betroffene zugleich. Dürreereignisse wechseln sich mit extremen Niederschlägen ab, fruchtbarer Boden trocknet aus, wird weggespült oder weggeweht. Fast ein Viertel der weltweit landwirtschaftlich genutzten Böden ist bereits geschädigt oder buchstäblich verwüstet. Auf Ackerflächen in Deutschland gehen im Durchschnitt pro Jahr und Hektar 10 Tonnen fruchtbarer Boden durch Erosion und Humusabbau verloren. Im weltweiten Durchschnitt sind es sogar 20 Tonnen.

Landwirtschaft als Verursacherin von Emissionen

Schweinemast Stallanlage © chayakorn lotongkum / iStock / Getty Images Plus
Schweinemast Stallanlage © chayakorn lotongkum / iStock / Getty Images Plus

Gleichzeitig ist die Landwirtschaft aber auch Verursacherin von Emissionen und trägt somit zur Erderhitzung bei. In Deutschland trägt die Landwirtschaft mit etwa 65 Mio. Tonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalente zu 7,5 Prozent der deutschen Gesamtemissionen bei. Rechnet man noch die Emissionen dazu, die bei der Entwässerung von Mooren zur landwirtschaftlichen Nutzung, dem Umpflügen von Grünland, der Verbrennung fossiler Energieträger in der Landwirtschaft und der Produktion von Pestiziden und Düngemittel entstehen, kämen weitere 43 Mio. Tonnen hinzu. Das wären dann sogar auf 14 Prozent der deutschen Emissionen. Die meisten Emissionen werden in der deutschen Landwirtschaft durch Methan und Lachgas verursacht, die bei der Tierhaltung und beim Düngen anfallen. Weltweit werden etwa 20 Prozent der gesamten Emissionen der Tierhaltung zugeordnet.

Landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden

Heidschnucke in Moorlandschaft © Johannes86 / iStock / Getty Images Plus
Heidschnucke in Moorlandschaft © Johannes86 / iStock / Getty Images Plus

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden. Obwohl Moorböden nur rund acht Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ausmachen, sind sie für 30 bis 40 Mio. Tonnen Kohlendioxid jedes Jahr verantwortlich. Weltweit ist die Entwässerung von Moorböden sogar für fünf Prozent aller menschengemachten Emissionen verantwortlich, der weltweite Luftverkehr im Vergleich nur zu drei Prozent.

Zu geringe Reduktionsziele bis 2030

Die Landwirtschaft ist der Sektor, für den sich die Bundesregierung die geringsten 2030-Reduktionsziele aller Sektoren gesetzt hat. Lediglich eine Reduktion von maximal 34 Prozent (gegenüber den Emissionen von 1990) sind angepeilt. Alle anderen Sektoren liegen bei über 40 Prozent. Denn insgesamt muss die Bundesregierung die im Pariser Klimaabkommen gesetzten Reduktionsziele von 55 Prozent erreichen.

Globaler Kohlenstoffkreislauf © WWF
Globaler Kohlenstoffkreislauf © WWF

Maßnahmen zur Reduktion

Doch hat die Landwirtschaft im Vergleich zu vielen anderen Sektoren einen Vorteil: Sie kann aktiv zum Klimaschutz beitragen, indem Kohlendioxid aus der Luft festgelegt wird. Und somit können die Reduktionsziele für die Landwirtschaft durchaus ambitionierter ausfallen. Bis 2030 könnten die Emission der Landwirtschaft um 52 % auf 38 Mt CO2e gesenkt werden. Die wichtigsten Maßnahmen dabei sind:

  1. langfristige Fixierung von Kohlenstoff durch Humusaufbau
  2. Reduzierung der Tierbestände
  3. Wiedervernässung von Moorböden
  4. Überdüngung stoppen
Humus-Boden mit Pflanze © Adriano Gambarini / WWF-US
Humus-Boden mit Pflanze © Adriano Gambarini / WWF-US

Auch was die Anpassung an die Erderhitzung angeht, hat die Landwirtschaft vieles selbst in der Hand. So können Landwirte durch breitere Fruchtfolgen, das heißt mehrere unterschiedliche Kulturen in Folge anbauen, für resiliente Böden sorgen. Untersaaten und Mischkulturen, das heißt mehrere Kulturen gleichzeitig auf einem Feld, schützen die Böden vor Erosionen und können die Feuchtigkeit in trockenen Zeiten besser im Boden halten.

Leguminosen, das sind zum Beispiel Erbsen, Linsen, Bohnen, aber auch Grünfutter wie Klee oder Luzerne, sind in der Lage große Mengen an Kohlenstoff in den Boden einzubringen.

Luzerne schafft bis zu 1000 kg pro Hektar und Jahr. Das sind 3,6 Tonnen CO2. In der Studie „Vielfalt auf den Acker“ hat der WWF berechnet, wie das für ganz Deutschland funktionieren kann und wie auch die Bauern davon profitieren können.

Bodenschutz durch Agroforst-Systeme

Blaumeise © Ola Jennersten / WWF-Schweden
Blaumeise © Ola Jennersten / WWF-Schweden

Eine weitere sehr vielversprechende Art der Landbewirtschaftung sind sogenannten Agroforst-Systeme. Darunter versteht man eine Kombination aus Landwirtschaft und der Nutzung von Bäumen oder anderen Gehölzen. Dieses Zusammenspiel bringt viele Vorteile mit sich. So schützen die Hecken und Bäume den Boden vor Austrocknung und Erosionen, indem sie im Sommer Schatten spenden und starke Winde abpuffern können.

Die Böden in solchen Systemen können bis zu 20 Prozent mehr Kohlenstoff speichern als normale Ackerbausysteme. Der Kohlenstoff, der in den Gehölzen gebunden wird, ist dabei noch gar nicht mit inbegriffen. Auch wirtschaftlich betrachtet, stellen Agroforst-Systeme eine attraktive Alternative zu herkömmlichen Systemen dar.

Betrachtet man die gesamte Biomasse, so kann in einem kombinierten System ein Vielfaches erzeugt werden. Wie das genau funktioniert und wo alternative Landbewirtschaftungen schon stattfinden, zeigt das Projekt #wirstehendrauf, das vom WWF unterstützt wird. Darin zeigen zwei Filmemacher:innen, dass die Landwirtschaft nicht nur der Verursacher von Problemen sein muss, sondern auch ein großer Teil der Lösung sein kann!

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