Marcelo Oliveira verfügt über eine 20-jährige Expertise als Naturschützer und ist seit 2010 beim WWF Brasilien tätig. 2014 beendete er sein Studium an der Universität von Cambridge und ist seither beim WWF Spezialist und Experte dafür, wie neue Technologien zum Schutz des Amazonas eingesetzt werden können. Als Senior Species Officer leitet er die Südamerikanische Initiative zur Rettung des Flussdelfins und ist verantwortlich für das Jaguarmonitoring in Schutzzonen.

Marcelo, was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?

Marcelo Oliveira: Eine der großen Herausforderungen besteht darin, die fünf Länder (Brasilien, Kolumbien, Peru, Ecuador und Bolivien) auf eine Linie zu bringen und zu motivieren, eine einzige Strategie für die Erhaltung von Flussdelfinen im Amazonas-Biom umzusetzen.

Warum spielt gerade der Flussdelfin eine so bedeutende Rolle im ökologischen System?

Die Flussdelfine sind charismatisch und stehen in den in Amazonas-Süßwasserflusssystemen ganz oben in der Nahrungskette. Sie sind Bio-Indikatoren und helfen uns, frühzeitig zu erkennen, wenn sich das Gleichgewicht in ihrem Lebensraum ändert.

Wie oft bist du draußen im Amazonas-Gebiet unterwegs?

Ich bin jedes Jahr an mindestens vier Expeditionen und sechs Exkursionen in verschiedene Teile des Amazonas beteiligt.

Was hat sich in den Jahren deiner Arbeit im Naturschutz verändert?

Die Bemühungen, nach dem Weltgipfel von Rio de Janeiro 1992 die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für Natur und Umwelt zu schärfen, haben anscheinend die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich gezogen. Obwohl wir noch immer weit davon entfernt sind, uns auf eine deutlich weniger schädliche Weise der Natur gegenüber zu verhalten, glaube ich doch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wie können die Menschen in Deutschland dabei helfen, die Flussdelfine zu schützen?

Marcelo Oliveira © Adriano Gambarini / WWF-Brazil
Marcelo Oliveira © Adriano Gambarini / WWF-Brazil

Uns allen muss bewusst werden, dass wir nur diesen einen Planeten haben und alles miteinander verbunden ist. Nutzen Sie die heutigen Kommunikationsmittel, um sich über die Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Und erkennen Sie, wie die Lebensweisen in Ländern wie Deutschland – zum Beispiel ein hoher Fleischkonsum – mit einigen der Bedrohungen des Amazonas zusammenhängen. Aber auch die Politik ist gefragt: Wie kann sie zum Beispiel die Indigenen Völker in Brasilien dabei unterstützen, ihr Land zu schützen und ihre Lebensweise trotz lokaler politischer Interessen aufrecht zu erhalten? Indigenes Land und auch Schutzgebiete sind für den Erhalt der Flussdelfine des Amazonas von großer Bedeutung!

Erinnerst du dich an einen besonders schönen Moment bei deiner Arbeit für die Flussdelfine, den du mit unseren Spendern teilen möchtest?

Ja, als ich den ersten Delfin hielt, den wir für eine Besenderungsaktion ausgewählt hatten. Wir geben jedem Tier, das wir besendern, einen Namen. So entsteht eine Verbundenheit mit den Menschen, die die Arbeit des WWF hier in Brasilien verfolgen, und den Delfinen. Aus irgendeinem Grund kam mir an diesem Morgen das Lied „Rosa, Menina Rosa“ in den Sinn, und ich beschloss, diesen wunderschönen Rosa Flussdelfin „Benjor“ zu nennen. Jorge Ben Jor ist der Musiker, der dieses Lied 1963 komponierte. 

  • Fang eines Flussdelfins © Adriano Gambarini / WWF-Brazil Delfin-Besenderung

    Zum ersten Mal hat der WWF Flussdelfine in Amazonien mit Peilsendern ausgestattet, um mehr über die Lebensweise der seltenen Säugetiere zu erfahren. Weiterlesen ...

  • Fischer im Amazonas © Jaime Rojo / WWF-USA Quecksilber vergiftet Amazonas

    Eine Studie des WWF belegt eine extrem hohe Konzentrationen von Quecksilber im Blut von Flussdelfinen. Weiterlesen ...

  • Flussdelfin © WWF-Brazil / Adriano Gambarini Flussdelfine im Amazonas

    Letzte Chance für die Amazonas-Flussdelfine. Sie werden gejagt, vergiftet und aus ihrem Lebensraum verdrängt. Weiterlesen ...