Das Mahafaly Plateau im Südosten Madagaskars ist eine ländliche und abgeschiedene Region. Dürre, Armut und Überbevölkerung zwingen die Menschen dazu, von dem zu leben, was sie in der Natur finden. Dadurch zerstören sie eines der artenreichsten Gebiete unserer Erde – Heimat der vom Aussterben bedrohten Strahlenschildkröte und des drittgrößten Korallenriffs. Für die Arbeit des WWF gehören daher der Schutz der Natur und die Verbesserung der Lebenssituation der einheimischen Bevölkerung zusammen. Unsere wichtigsten Partner sind die Dorfbewohner.

Die lokale Bevölkerung der Mahafaly-Region lebt vorwiegend in Dörfern an der Küste. Ihre wirtschaftliche Existenz ist eng mit den natürlichen Ressourcen verbunden. Die einzigartigen Trockenwälder im Hinterland nutzen sie, um Brennholz und Baumaterial zu gewinnen und um Heilpflanzen und Futter für ihr Vieh zu besorgen. Um die Wälder vor Raubbau zu schützen, wurde bereits 1927 der Nationalpark Tsimanampetsotsa eingerichtet. Über 90 Prozent der Tiere und Pflanzen, die hier leben, sind endemisch, kommen also nirgendwo anders auf der Welt vor. Auch die bedrohte Strahlenschildkröte hat hier eines ihrer letzten natürlichen Habitate. 

Vom Fischer zum Algenfarmer

Algenfarmer bei der Ernte (Madagaskar) © Uwe Johannsen / WWF
Algenfarmer bei der Ernte (Madagaskar) © Uwe Johannsen / WWF

An den Tsimanampetsotsa grenzt der marine Nationalpark Nosy Ve-Androka. Hier befindet sich das drittgrößte Korallenriff unserer Erde. In dem bunten Treiben tummeln sich rund 6.000 Tierarten, darunter 752 Fisch- und 340 Korallenarten. Das hohe Bevölkerungswachstum in der Region hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass das Riff überfischt und zunehmend geschädigt wurde. Inzwischen gibt es Regeln für die Fischerei – und eine alternative Einnahmequelle. Der WWF schult seit 2012 die Bewohner des Dorfes Beheloke im Züchten von Algen. Die flachen Buchten des Nationalparks Nosy Ve-Androka sind dafür ideal.

Mittlerweile betreiben 27 Dorfbewohner die Algenzucht. Jeder von ihnen besitzt etwa 120 Leinen, an denen die Algen im Wasser umweltschonend zu dicken Knäueln heranwachsen. Nach der Ernte werden sie getrocknet und nach Asien verkauft. Dort wird ihr geleeartiger Rohstoff gewonnen: das Carrageen. Es wird sowohl in der Lebensmittel- als auch in der Kosmetikindustrie verwendet. Dank der Algenzucht wird im Nosy Ve-Androka weniger gefischt und die Fischbestände können sich erholen.

Schonzeit für Tintenfische

Eine beliebte Nahrungsquelle der Madagassen sind Tintenfische. Das Fangen hat Tradition: Bei Niedrigwasser gehen Männer und Frauen der Küstendörfer auf das Riff und fangen die Tiere in deren Höhlen. Getrocknet sind sie eine wichtige Eiweißquelle. Außerdem lassen sie sich gut verkaufen. Auf Rat des WWF gewähren die Dorfbewohner den Tintenfischen nun zweimal im Jahr eine „Schonzeit“ von je zwei Monaten. In dieser Zeit können die Tiere wachsen und sich fortpflanzen. Dank der Maßnahme gibt es wieder mehr und größere Tintenfische.  

Der WWF setzt sich auch dafür ein, die Hygiene und die gesundheitliche Versorgung der Küstenbewohner zu verbessern. Durch die extreme Trockenheit gibt es rund um das Mahafaly Plateau zu wenig Trinkwasser. Der WWF baute daher drei Entsalzungsanlagen, die mithilfe von Wind- und Sonnenenergie nachhaltig Trinkwasser produzieren. So haben etwa 7.000 Menschen in der Region Zugang zu frischem und sauberen Trinkwasser bekommen.

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