„Mit diesem Geld kann ich für meine Familie besseres Essen kaufen. Zum Beispiel Bohnen, die wir schon lange nicht mehr gegessen haben!“ Stolz hält Tonga Chande 12 Kilogramm Oktopus in den Händen. Rund 1.200 Metikais (umgerechnet etwa 17,60 Euro) wird sie dafür auf dem Markt bekommen. Die junge Frau ist nur ein Beispiel für zahlreiche Bewohner der Insel Matemo, die nun wieder von der Fischerei leben können.

Doch bis vor kurzem sah die Situation der Fischer von Matemo – einer von insgesamt 11 Inseln im Quirimbas-Nationalpark – noch völlig anders aus: Der Bestand an Oktopussen war übernutzt und die Fangquote stark rückläufig. Die Fischer mussten immer mehr Zeit aufwenden und fingen dabei immer weniger. Insbesondere für Frauen ist der Fang und anschließende Verkauf der Oktopusse oft die einzige Einnahmequelle. Sie bestreiten damit den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien.

Die Natur kommt an ihre Grenzen

Dieser Zustand war für Mensch und Natur nicht mehr tragbar. Die Oktopus- und Fischbestände mussten geschont und die Einnahmemöglichkeiten der lokalen Bevölkerung nachhaltig gesichert werden – der WWF handelte sofort.

Zuallererst führte der WWF intensive Gespräche mit den Menschen vor Ort. Sowohl die Lebensweise und -Zyklen, als auch die Biologie des Oktopus standen hierbei im Fokus. Auf diesem Verständnis aufbauend, stellte der WWF den lokalen Gemeinden ein Konzept für nachhaltige Fangmethoden vor. Schließlich wurde im März 2018 ein 178 Hektar großes Gebiet abgesteckt, in dem temporär nicht mehr gefischt werden durfte.

Ein besonders wichtiger Teil dieses Prozesses war der Dialog mit den lokalen Gemeinde-Fischerei-Gremien (Community Fisheries Councils, CCP). Denn sie repräsentieren die Fischer vor Ort und haben letztlich über die Einrichtung und Nutzung der Zonen entschieden. Nur so kann ein Projekt wie dieses nachhaltig umgesetzt und von der Bevölkerung akzeptiert werden.

Der erste Erfolg

Jungen in Mosambik beim Fischfang © Frederick J. Weyerhaeuser / WWF
Jungen in Mosambik beim Fischfang © Frederick J. Weyerhaeuser / WWF

Nach rund 7 Monaten wurde der Fangstopp temporär und in Abstimmung mit den natürlichen Zyklen der Tiere aufgehoben – mit einer erfreulichen Bilanz am Eröffnungstag:

  • Fang von 3.518 Kilogramm Oktopus innerhalb von 4 Stunden
  • Fang von 350 Kilogramm Fisch
  • 300 beteiligte Fischer, darunter Fischer von außerhalb (aus der Provinz Nampula)
  • Der größte Oktopus wog 4,5 Kilogramm bei einer Länge von 1,5 Metern

Der Schutz der Fanggründe hat zu einer deutlichen Erholung der Bestände geführt. Hinzu kommt, dass die Gemeinde nun von einem neuen Gebührenmodell profitiert. So müssen Fischer von außerhalb für Fangrechte zahlen. Das Sammeln von Oktopus kostet 4,40 Euro, das Harpunieren 7 Euro und die Gebühr für das gemeinschaftliche Fischen mit Netzen beträgt rund 37 Euro.

Am Eröffnungstag konnten so allein 295 Euro eingenommen werden – Geld, das voraussichtlich in den Aufbau eines lokalen Marktes in dem Dorf Palussança investiert wird.

Im Visier der Wilderer

Doch die Herausforderung, die Schutzzone intakt zu halten, ist groß. Drei Monate nach der Einrichtung drangen 35 einheimische Wilderer in das Gebiet ein. Innerhalb von 5 Stunden fingen sie illegal etwa 518 Oktopusse. Zwar wurden die Wilderer überführt und gestellt – doch dieser Vorfall zeigt, wie sensibel das Projekt und wie wichtig eine gute Zusammenarbeit mit Gemeinden und Bewohnern ist.

Weitere Zonen erfolgreich nachgezogen

Fischfang © James Morgan / WWF-US
Fischfang © James Morgan / WWF-US

Drei weitere Schutzzonen wurden im Quirimbas-Nationalpark, zeitgleich mit jener bei der Insel Matemo, eingerichtet. Sie liegen in den Gebieten von Ibo Island, Quirimba Island und Arimba Island. Auch hier wurden die Schonzeiten wenige Wochen später temporär aufgehoben und die Fischer an den Eröffnungstagen mit Fangmengen belohnt, die lange Zeit undenkbar waren. Sie verdeutlichen den großen Erfolg des Projektes. Für zahlreiche Fischer, wie Tonga Chande aus Matemo, bedeuten sie aber vor allem eines: die Chance auf einen langfristig gesicherten Lebensunterhalt.

  • Mosambik © WWF-US / James Morgan Mosambik

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