Diese Seenkette und das umgebende Hügelland verdanken ihren Ursprung der Weichselkaltzeit vor rund 20.000 Jahren. Gletscher, das von ihnen mitgeführte Material und das spätere Schmelzwasser haben diese Landschaft geformt. Einst verlief hier die deutsch-deutsche Grenze und zerschnitt das Gebiet auf unnatürliche Weise. Doch das war auch der Grund, warum die Natur vor der Zerstörung durch Infrastrukturmaßnahmen verschont blieb. Eine Vielzahl bedrohter Arten hatte sich deshalb in den ehemaligen innerdeutschen Grenzraum zurückgezogen.

Eine Landschaft mit europäischer Bedeutung

Schaalsee © Marko Freckman / WWF
Schaalsee © Marko Freckman / WWF

Ein glitzerndes Band großer und kleiner Seen erstreckt sich entlang der gemeinsamen Landesgrenze von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Lage: An der Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Zu dem Projektgebiet gehören der Naturpark Lauenburgische Seen in Schleswig-Holstein sowie das Biosphärenreservat Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern.

Fläche: Das Projektgebiet umfasst etwa 33.500 Hektar, der Schaalsee ist das Kernstück dieses schutzwürdigen Gebiets. Er ist etwa 2.300 Hektar groß und mit 72 Metern der tiefste See der norddeutschen Tiefebene.

Lebensraum: In der Schaalsee-Landschaft wechseln sich tiefe Klarwasserseen mit dunklen Moorseen und nährstoffreichen Flachseen ab, umgeben von breiten Reetgürteln und wasserreichen Bruchwäldern, Torfmooren und Feuchtwiesen. Hier leben Fischotter und Seeadler, die große Rohrdommel, Kranich und Eisvogel. Hügelige Buchenwälder mit ungenutzten Altbaumbeständen bieten den Greifvögeln und Höhlenbewohnern wie Spechten und Fledermäusen versteckte Nistmöglichkeiten. Die umliegenden Reste alter Kulturlandschaft prägt ein Netz aus Knicks, Hecken und Alleen.

Schaalsee-Landschaft ist bedroht

Eurasischer Biber © Joshua Harris / WWF UK
Eurasischer Biber © Joshua Harris / WWF UK

Seit der Grenzöffnung drohen sich Bodenspekulation und Intensivnutzungen in die attraktiven Landschaftsteile zu fressen. Waren damals Biotope durch massive Grenzanlagen durchschnitten, werden die heute wieder zusammengefügten Flächen zusehends durch die intensive Landwirtschaft, besonders durch Mais-Monokulturen sowie durch Agro-Chemikalien, geschädigt. Nährstoffeinträge aus der Luft und durch übermäßige Düngung der Landwirtschaft gefährden die ursprünglich nährstoffarmen Seen und Hochmoore.

Die zunehmend heißen Sommer belasten nicht nur die Wälder, sondern trocknen viele Kleingewässer aus und senken teilweise massiv den Wasserstand in den Mooren. Doch nicht nur die hohen Temperaturen und der ausfallende Regen sorgen für eine Austrocknung, auch natürliche Überschwemmungen durch den Biber werden immer weniger. Oftmals werden Biberburgen gezielt zerstört, um eine Überflutung der angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen zu vermeiden. Einer der bekanntesten Gäste der Schaalsee-Region, der Kranich, findet durch die Trockenheit immer weniger geeignete, also wasserreiche Brutplätze, die seine Eier vor hungrigen Füchsen und anderen Räubern schützen.

Das macht der WWF in der Schalsee-Landschaft

Insektenschutzfläche in der Schaalsee-Landschaft © Josephine Kuczyk / WWF
Insektenschutzfläche in der Schaalsee-Landschaft © Josephine Kuczyk / WWF

Bisher konnte der Zweckverband Schaalsee-Landschaft, dem der WWF und die drei anliegenden Landkreise angehören, rund 4.900 Hektar wertvolle Waldflächen, Wiesen, Seen, Moore und Kleingewässer durch Ankäufe und Renaturierung sichern. Weitere 2.600 Hektar stellten die öffentliche Hand und andere Kooperationspartner für die Umsetzung der Projektziele zur Verfügung. Ein großer Teil dieser Flächen bleibt sich zukünftig selbst überlassen.

Ein Schwerpunkt des Projektes liegt in dem Schutz und der Entwicklung standortheimischer, strukturreicher Laubwälder: Für 2.500 Hektar Wald wurde eine natürliche Entwicklung ohne forstliche Nutzung festgelegt, darunter 1.650 Hektar Eigentumsfläche des Zweckverbandes. Ziel ist es nadelholzgeprägte Waldteile in laubholzreiche Wildniswälder zu überführen. In den Mooren und Feuchtwäldern werden noch vorhandene, alte Grabensysteme aufgehoben, um möglichst viel Wasser in der Landschaft zu halten.

Übermäßige Entwässerung und klimatisch bedingte zunehmende Austrocknung der Landschaft gefährdet die Lebensräume der Feuchtgebiete, im Wald und im Offenland. Hier werden mit der Umwandlung von Ackerflächen in Grünland und einer extensiven Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden Nährstoffeinträge in angrenzende Gewässer vermindert und die Wasserqualität verbessert.

Ein weiteres Augenmerk liegt auf dem Schutz der Seen. Sieben besonders schützenswerte Seen wurden per Naturschutzverordnung aus jeglicher Nutzung genommen, bei anderen sind die Nutzungen zum Teil auf die Schutzziele ausgerichtet. Auf insgesamt circa 3.000 Hektar Wasserfläche wurde die Wasservogeljagd endgültig beendet. Ferner ist es gelungen, die Anzahl der Boote auf dem Schaalsee zu begrenzen und großflächige Ruhezonen auszuweisen.

Das Biosphärenreservat Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern ist darüber hinaus eines von fünf deutschen Biosphärenreservaten, die im Verbundprojekt BROMMI zu Modellandschaften für den Insektenschutz werden sollen. Neben dem WWF und den Biosphärenreservaten sind an diesem Projekt auch das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. und Nationale Naturlandschaften e.V. beteiligt. Gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben, Gemeinden und anderen Akteuren werden am Schaalsee Maßnahmen zum Schutz der Insekten und zur Wiederherstellung von Lebensräumen umgesetzt. Den Flächennutzenden steht ein vielfältiges Portfolio an Insektenschutzmaßnahmen wie zum Beispiel Blühstreifen, Beetle Banks, Schonstreifen oder auch Erdanrissen zur Auswahl und sie werden bei der Planung und Umsetzung durch die WWF-Projektmanagerin begleitet. Ziel ist es, praxistaugliche Maßnahmen zu entwickeln und die gesammelten Erfahrungen an Andere, auch außerhalb der Biosphärenreservatsgrenzen weiterzugeben.

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