Ende 2009 betraten der WWF, die Krombacher Brauerei und der Nationalpark Sebangau mit einer ungewöhnlichen Kooperation Neuland: Ziel war es, die Austrocknung eines Torfmoorwaldes in Indonesien zu stoppen und so gleichzeitig den Ausstoß an Treibhausgasen aus dem Boden zu reduzieren. Kein einfaches Unterfangen. Doch der lange Atem hat sich gelohnt. Der Bau von Dämmen und die Wiederaufforstung von degradierten Flächen trugen erheblich dazu bei, die Feuer zu reduzieren und die CO2-Emissionen zu verringern.

Vermiedene Emissionen in Höhe von jährlich drei Millionen Tonnen CO2 und eine Verbesserung des Wasserhaushalts von Torfmoorwäldern, die mit 273.000 Hektar größer sind als das Saarland: Dies ist die Bilanz des Klimaschutzprojektes des WWF Deutschland, der Krombacher Brauerei und des Sebangau-Nationalparks auf Borneo. Die Abschätzung und Bewertung des Klimaschutzeffektes für die Jahre 2016 bis 2018 basieren auf Analysen von Experten der Remote Sensing Solutions GmbH und einer Begutachtung des Moorforschers Prof. Dr. Hans Joosten der Universität Greifswald.

Zurückzuführen ist die Klimaschutzwirkung auf den Bau von 1.181 Dämmen im indonesischen Nationalpark Sebangau. Sie waren nötig, weil man das Gebiet über Jahrzehnte durch ein Netz von Kanälen systematisch trockengelegt hatte. Die Gräben dienten seinerzeit dazu, gefällte Urwaldriesen schwimmend abzutransportieren. Mit der Einrichtung eines Nationalparks fand der Holzeinschlag 2004 zwar zumindest offiziell ein Ende, doch die Entwässerung der Böden schritt weiter voran. Die gebauten Dämme sorgen nun dafür, diesen Prozess zu stoppen und die Austrocknung des Bodens nach und nach rückgängig zu machen.  

Klimaschutz durch Renaturierung

Luftaufnahme Palmölplantage Malaysia © Tim Laman / WWF
Luftaufnahme Palmölplantage Malaysia © Tim Laman / WWF

Die Wiederherstellung des Wasserhaushalts ist eine wichtige Renaturierungsmaßnahme und zugleich ein Beitrag zum Klimaschutz in Indonesien. Der Inselstaat gehört zu den größten Treibhausgas-Emittenten der Welt. Gründe dafür sind nicht nur der Energie- und Industriesektor, sondern zudem der Verlust an Regenwäldern. Sie werden zum Beispiel für Holz- oder Palmölplantagen gerodet. Außerdem tragen Wald- und Torfbrände entscheidend dazu bei. Die feuchten, bis zu 8.000 Jahre alten Torfmoorwälder spielen hier eine besonders wichtige Rolle. In bis zu zwölf Meter dicken Torfschichten schlummern gewaltige Mengen Kohlenstoff vergangener Epochen. Solange der Torf unter Wasser liegt, ist das unproblematisch. Legt man die Wälder jedoch trocken, um Plantagen anzulegen, verbindet sich der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff aus der Luft und gast als CO2 aus. Dieser Prozess lässt sich als eine Art „Saure-Gurken-Effekt“ beschreiben: Solange die Gurken eingelegt im Einweck-Glas schlummern, sind sie lange haltbar. Trockengelegt, ist dieser Konservierungseffekt schnell dahin.

Die Zersetzung der Torfschichten in Sebangau, die zu den mächtigsten der Welt gehören, verläuft ähnlich. Ein Prozess, der sich aber auch stoppen lässt: Steigt der Grundwasserspiegel, nimmt auch der lokale Treibhausgasausstoß ab. Gleichzeitig sind die feuchten Wälder weniger anfällig für die verheerenden Waldbrände, die die Region immer wieder heimsuchen. Die vermiedenen Brände verringern nicht nur die Gesundheitsbelastung der Menschen durch Ruß und Feinstaub, Feuerprävention ist zugleich ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz.

Dämme und neue Bepflanzung

Sebangau Aufforstung © Guenola Kahlert / WWF
Sebangau Aufforstung © Guenola Kahlert / WWF

Mit dem Pilotprojekt konnten wir einen Weg aufzeigen, wie sich die tickenden Klimazeitbomben in Borneos Wälder entschärfen lassen“, erläutert Projektleiterin Susanne Gotthardt vom WWF Deutschland. Innovativ war auch die Finanzierung des Projekts als Zusammenarbeit von einem Unternehmen mit einer NGO. Finanziert wurde die Aktion von der Brauerei Krombacher. Das Unternehmen hat den WWF seit 2009 mit rund 5,37 Mio. Euro für die Arbeiten auf Borneo gesponsert. Es wurden nicht nur Dämme gebaut, sondern darüber hinaus auf 995 Hektar degenerierter Wald mit 398.000 heimischen Setzlingen neu bepflanzt und wiederbelebt und der Nationalpark bei Orang-Utan-Schutzmaßnahmen und Patrouillen unterstützt. Das ist zugleich ein Beitrag zum Artenschutz. Der Sebangau-Nationalpark beherbergt eine der größten Orang-Utan-Populationen der Welt mit rund 6.000 Tieren. Sie werden die angepflanzten Bäume als Futterpflanzen nutzen können.

Das Klimaschutzprojekt auf Borneo hat Neuland betreten und musste viele Hürden überwinden. „Es lief keineswegs immer alles glatt“, so Susanne Gotthardt. „Dämme wurden zerstört, Planungen korrigiert, Genehmigungen widerrufen und Skeptiker überzeugt. Kurzum: Es war kein einfaches Vorhaben. Wichtig und ein entscheidender Erfolgsfaktor war die enge Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung und den Anrainergemeinden“.

Das Klimaschutzprojekt trägt Früchte, selbst wenn eine endgültige Wiederherstellung des Wasserhaushalts wohl erst in 100 Jahren erreicht sein dürfte.

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