Korallenriffe sind für ein Viertel aller bekannter Meeresarten überlebensnotwendig. Doch auch für uns Menschen sind sie durch verschiedene Funktionen essenziell wichtig. Durch die Erwärmung der Meere sterben die Korallen ab und mit ihnen verschwindet der Lebensraum unzähliger Arten.

Taucht man ein in die wunderschöne Unterwasserwelt der Riffe, wimmelt es nur so vor Leben. Fische gleiten in Schwärmen über die Korallen und vollziehen Balztänze. Muscheln schillern in bunten Farben, knallig gefärbte Schnecken sind auf dem Riff unterwegs und Krebse huschen von Unterschlupf zu Unterschlupf. Wenn man Glück hat, sieht man eine Schildkröte, die sich auf einer Koralle ausruht oder Haie, die zwischen den Korallen nach Fischen jagen. Ist man einen Moment still, kann man ein Orchester aus Klackern, Knabbern und Blubbern hören.

Menschen und Tiere sind auf Korallen angewiesen

Artenvielfalt im Great Barrier Reef © Troy Mayne
Intakte Unterwasserwelt am Great Barrier Reef © Troy Mayne

Korallenriffe sind nicht nur wunderschön, sie sind auch die diversesten Lebensräume im Meer. Obwohl sie weniger als 0,2 Prozent der Erdoberfläche einnehmen, sind ein Viertel der bekannten Meeresarten auf sie angewiesen.

Auch wir Menschen profitieren von Korallenriffen – nicht nur als schöne Tourismusaktivität, sondern durch ihre Funktion als Kinderstube für viele Fischarten, von denen Menschen sich weltweit ernähren. Sie brechen Wellen, halten Sturmfluten ab und helfen, die Erosion der Küsten zu verringern. Zudem verstecken sich in ihnen vermutlich viele noch nicht entdeckte Wirkstoffe für Medikamente. Weltweit profitiert mindestens eine halbe Milliarde Menschen von Korallenriffen.

Symbiotische Lebensform

Das bekannteste Riff der Welt, das Great Barrier Reef in Australien, ist die größte lebende Struktur des Planeten und kann aus dem Weltall gesehen werden. Das Riff ist über Tausende von Jahren durch winzig kleine Lebewesen, Korallen, aufgebaut worden. Riffbildende Korallen sind Tiere, oft wenige Millimeter bis Zentimeter groß, mit kleinen Tentakeln. Sie scheiden Kalkskelette ab, bauen sich damit selbst ihr zuhause und leben in Kolonien vieler hunderter bis tausender genetisch gleicher Tiere.

Korallen leben in enger Kooperation mit mikroskopisch kleinen Algen zusammen, die in ihnen leben, Photosynthese betreiben und sie mit 90 Prozent ihrer Energie versorgen.

Regenwälder der Meere in Gefahr

Korallenbleiche bei Heron Island vor Australien © A. Lawson / HIRS UQ
Korallenbleiche bei Heron Island vor Australien © A. Lawson / HIRS UQ

Korallenriffe leiden unter einer Vielzahl von negativen menschlichen Einflüssen. Neben den direkten Einflüssen, beispielsweise durch Tourist:innen und Boote, die lokal Riffe beeinträchtigen können, gibt es viele großflächige Probleme.

So führen Überfischung und Nährstoffeinfuhr von Land, zum Beispiel durch Überdüngung von Agrarfläche dazu, dass Korallen von Algen überwachsen und verdrängt werden. Sie können hierdurch auch anfälliger gegenüber Krankheiten werden.

Zudem gibt es mehr Ausbrüche von Fressfeinden wie dem Dornenkronenseestern. Dessen massenhaftes Auftreten ist ebenfalls getrieben durch Überdüngung und dem Verlust von Arten, die diesen großen Seestern kontrollieren können. Der größte Korallenriff-Killer ist aber die von Menschen angefeuerte Klimakrise.

Aktuelle Situation in Australien / März 2024

Derzeit findet am Great Barrier Reef die fünfte Massenbleiche von Korallen seit 2016 statt. Massenbleichen wurden damit 2016, 2017, 2020, 2022 und 2024 beobachtet.

Luftaufnahmen zeigen, dass der südliche Teil des Riffs besonders betroffen ist; und Riffe auf einer Länge von über 1.100 km sind gebleicht. Der Hitzestress, dem die Korallen momentan ausgesetzt sind, ist inzwischen höher als 2016 als über ein Drittel der Korallen gestorben sind.

Nur ein schneller Wetterumschwung, der kühlere Temperaturen bringt, kann ein Absterben der betroffenen Korallen jetzt noch vermeiden.

Am Maximum

Vorher und Nachher: Korallenbleiche bei Lizard Island am Great Barrier Reef in 2016 © Ocean Image Bank / The Ocean Agency
Vorher und Nachher: links gebleichte Korallen, rechts abgestorbene Korallen, stark von Algen überwachsen. Lizard Island am Great Barrier Reef in 2016 © Ocean Image Bank / The Ocean Agency

Korallen leben in den Tropen, und ihre Idealtemperatur liegt in den meisten Fällen zwischen 23 und 29 Grad Celsius. Wenige Ausnahmen wie Korallen im roten Meer kommen mit deutlich wärmeren Temperaturen zurecht, da sie Jahrtausende hatten, um sich daran anzupassen.

Durch die Klimakrise steigen die Temperaturen der Meere an und begeben sich immer häufiger in Höhen, die Korallenriffe nicht aushalten können. Kommt es über einen längeren Zeitraum zu erhöhten Temperaturen, führt dieser Hitzestress zu einer Stressreaktion der Korallen. „Algen, die Korallen normalerweise mit lebensnotwendigen Nährstoffen versorgen, fangen an, giftige Stoffe zu produzieren. Um sich vor diesen zu schützen, stoßen die Korallen die farbigen Algen ab. Sie erscheinen dadurch weiß oder produzieren grellleuchtende Farben in einem letzten Versuch, sich zu schützen.“ So Dr. Laura Puk, Expertin für Korallen und Mangroven beim WWF Deutschland.

„Durch die Klimakrise werden die Abstände zwischen den Hitzewellen immer geringer, und schon jetzt haben Korallenriffe kaum genug Zeit, sich zu erholen, bevor die nächste Bleiche vor der Tür steht.“

Dr. Laura Puk, Expertin für Korallen und Mangroven beim WWF Deutschland

Es gibt Regenerationsmöglichkeiten

Sinken die Temperaturen während der Korallenbleiche rasch wieder ab, können die Korallen neue Symbiosepartner rekrutieren und so die Bleiche überleben. Bleiben die Temperaturen aber weiter erhöht, so „verhungern“ die Korallen ohne ihre Symbiosepartner und sterben ab. Weiße Kalkskelette bleiben zurück, und werden bald von grün-braunen (filamentösen) Algen überwachsen. Kommt zu den erhöhten Temperaturen noch das Wetterphänomen El Niño hinzu, welches ebenso mit höheren Temperaturen einhergeht, ergibt sich eine tödliche Mischung für Korallen.

  • Korallenbleiche © Juergen Freund Der bleiche Tod – Korallenriffe vor dem Untergang

    Laura Puk ist bei ÜberLeben zu Gast und berichtet, wie es um die Korallenriffe steht, was passieren muss, um sie zu retten und warum es manchmal Sinn ergeben kann, beim Schnorcheln eine Zahnbürste mitzunehmen. Zum Podcast

Korallenbleiche bei Heron Island vor Australien © A. Lawson / HIRS UQ
Korallenbleiche bei Heron Island vor Australien © A. Lawson / HIRS UQ

Korallenriffe können sich auch nach einem weitläufigen Absterben erholen, vorausgesetzt die Konditionen stimmen. Hierzu gehören nicht zu viele Nährstoffe im Wasser, genügend Fische, die Algen abgrasen und lebende Korallen, die neue Larven produzieren.

„Das Problem ist, dass durch die Klimakrise Korallenbleichen immer häufiger werden.“, so Laura Puk, „Korallenriffe brauchen ungefähr zehn Jahre, um sich nach einem großen Absterben zu regenerieren. Durch die Klimakrise werden die Abstände zwischen den Hitzewellen immer geringer, und schon jetzt haben Korallenriffe kaum genug Zeit, sich zu erholen, bevor die nächste Bleiche vor der Tür steht.“

Der Weltklimarat der UN kam 2016 zur Erkenntnis, dass selbst bei einer Erderwärmung um „nur“ 2 Grad, 99 Prozent der Korallenriffe vom Verschwinden bedroht sind.

Alle Hoffnung verloren?

Trotz dieser sehr ernstzunehmenden Gefahr für Korallenriffe gibt es noch Hoffnung. „Die Weltgemeinschaft muss Klimaschutz konsequent durchsetzen. Schaffen wir es, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, haben Korallenriffe eine Chance. Für die artenreichsten Lebensräume im Ozean zählt jedes Zehntelgrad vermiedene Erderhitzung.“, so Laura Puk.

Darüber hinaus können lokale Maßnahmen helfen, Korallen resilienter gegenüber Hitzewellen zu machen. „Wir können den Korallen eine bessere Chance gegen die Klimakrise geben, in dem wir die Fischerei von wichtigen Arten reduzieren und Maßnahmen ergreifen, um den Nährstoffeintrag zu verringern.“

Helfen Sie den Lebensräumen weltweit:

Weitere Informationen und Downloads

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