Der WWF Deutschland arbeitet seit 2010 an der Ammer in Oberbayern. Zusammen mit ihrem Oberlauf, der Linder, macht sie ihrem Namen als Wildfluss noch alle Ehre.

Ammerschlucht © Claire Tranter / WWF
Ammerschlucht © Claire Tranter / WWF

Bei einem Vergleich nordalpiner Flusslandschaften im Rahmen der WWF-Alpenflussstudie (2015) schnitt die Ammer gut ab: Sie gehört zu den wenigen Flüssen mit noch weitgehend natürlichen Abfluss- und Geschiebeverhältnissen. Glücklicherweise bremsen weder Speicher noch Großkraftwerke den Lauf der Ammer.

28 Fischarten leben in dem Gewässer. Insbesondere in der canyonartigen, fast 30 Kilometer langen Ammerschlucht kann man erahnen, wie viel Kraft in dem Wildfluss steckt. In den Schluchtwäldern, die teilweise als Naturwaldreservat unter Schutz gestellt wurden, brütet sogar der seltene Schwarzstorch. Und doch: Begradigungen, Barrieren, Landbewirtschaftung und der zunehmende Druck durch Erholungssuchende setzen auch der Ammer zu.

Der WWF Deutschland setzt sich daher seit Jahren dafür ein, den Wildfluss-Charakter der Ammer zu erhalten und ihr wo möglich wieder mehr Raum zu geben.

Das Verbundprojekt „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“

Die Ammer © Claire Tranter / WWF
Die Ammer © Claire Tranter / WWF

2013 initiierte der WWF den Umbau zweier Brückensohlen, um die Nebengewässer Eckelsau- und Kohlgraben an die Ammer anzubinden, ein wichtiger Schritt zur Biotopvernetzung. 2014 gab der WWF eine Variantenplanung zur Schaffung der biologischen Durchgängigkeit am Peißenberger Wehr in Auftrag. Das Wehr wird nun im Winter 2022/23 vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim entsprechend umgebaut.

Klar ist: Der Schutz und die ökologische Entwicklung von Flüssen brauchen einen langen Atem. Viele Interessen müssen berücksichtigt und viele Planungen durchgeführt werden, bevor Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt werden können. So nutzte der WWF das Verbundprojekt „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“, um die Planung einer Deichrückverlegung an der Ammer im Bereich des Schnalzwehres durchzuführen, in enger Abstimmung mit den Bayerischen Staatsforsten als Flächenbesitzer und dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt Weilheim als Gewässerverantwortlicher.

Neues Leben für die Ammer

Die Ammer wurde in den 1960er Jahren nach einer Haldenrutschung begradigt. Künftig soll sie sich dort auf zehn Hektar wieder in die Aue ausbreiten können. Voraussichtlich im Winterhalbjahr 2023/24 werden die Bagger rollen, um die Ammer aus ihrem Korsett zu befreien.

Sobald sich der Fluss dann ein neues Bett gesucht, und das aktuell noch notwendige Stützwehr umflossen hat, könnte auch der Rückbau des so genannten Schnalzwehres in Angriff genommen werden. Damit würde eine freie Fließstrecke von insgesamt 16 Kilometern an der Ammer entstehen. Ein Videoclip zeigt, wie die Idee zur Renaturierung entstand und was geplant ist.

So können Sie helfen