Zur Mobilitätswende kann jede:r im Alltag einen Beitrag leisten. Vom Auto aufs Fahrrad, vom Flieger in die Bahn – mit unseren Tipps wird das Umsteigen einfacher. Nebenbei sorgen Sie für bessere Luft, weniger Lärm, reduzieren Ihre Energiekosten und tun mit dem Umstieg aufs Fahrrad auch noch etwas für Ihre Gesundheit.

Nachhaltig mobil in der Stadt

Eigenes Auto sinnvoll in der Großstadt?

Die meisten Menschen sind in der Stadt nicht zwangsläufig auf ein eigenes Auto angewiesen. Trotzdem wälzen sich Blechlawinen über städtische Verkehrsadern, nehmen parkende PKW in den Wohnstraßen enormen Raum ein und sorgen im Feierabendverkehr buchstäblich für dicke Luft.

Ein Drittel aller Strecken, die mit dem Auto zurückgelegt werden, sind unter drei Kilometer lang, die Hälfte unter fünf Kilometer. Entfernungen, für die man mit dem Fahrrad meist nur eine Viertelstunde benötigt. Auch wenn es verlockend ist, einfach ins Auto zu steigen: Machen Sie es sich am besten zur Gewohnheit, kürzere Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Öffentlichen Nahverkehr zurückzulegen.

Weniger Blechlawinen durch Carsharing

Stau auf der Autobahn © Ralph Frank / WWF
Stau © Ralph Frank / WWF

Durch Luftverschmutzung, Platzverbrauch und Unfälle bürdet jedes Auto der Gesellschaft im Jahr Kosten zwischen 4.000 und 5.000 Euro auf. Deshalb ist die beste Umweltschutzmaßnahme, das private Auto ganz abzuschaffen.

Die meisten Städte haben inzwischen exzellente Carsharing-Anbieter, bei denen Sie per App schnell auf ein Auto in Ihrer Nähe zugreifen können. Auch wenn die Kosten für eine Fahrt zunächst höher erscheinen: Sie sparen Anschaffungskosten, Wertverlust des Autos, Reparaturkosten und gegebenenfalls noch Parkgebühren für einen Stellplatz

 

Bessere Luft und mehr Bewegung mit dem Lastenrad

Die Kinder zur Kita fahren, den Großeinkauf erledigen oder am Wochenende ins Grüne fahren – das geht energiesparend und klimafreundlich mit einem elektrischen Lastenrad. Manche Bundesländer fördern die Anschaffung eines Lastenrades oder die Abschaffung Ihres Autos mit einer Prämie oder bieten Sharing-Modelle für Lastenräder an.

Übrigens: E-Roller, die in vielen Städten per App am Straßenrand ausgeliehen werden können, sind zur Zeit kein nachhaltiger Baustein einer echten Mobilitätswende: Ihre Akkus halten oft nur wenige Monate, dann werden sie zu Elektroschrott. Außerdem landen sie oft in Gebüschen oder Seen und blockieren den ohnehin engen Verkehrsraum auf Fuß- und Radwegen.

Kreative Mobilitätskonzepte auf dem Land

Während man in der Stadt recht problemlos ohne Auto mobil sein kann, sieht es in vielen ländlichen Regionen schlecht aus. Eine Bahnlinie gibt es nicht, der Bus fährt viel zu selten oder gar nicht, die Entfernungen sind für das Fahrrad zu groß. Doch Initiativen, die die kollektive ländliche Verkehrsinfrastruktur verbessern wollen, schießen wie Pilze aus dem Boden.

Einfach mal den Bus rufen oder Carsharing-Initiative starten

Apfel Ernte im Alten Land © Sabine Vielmo
Auf dem Land ist es wunderschön, aber ohne fahrbaren Untersatz oft sehr schwierig © Sabine Vielmo

Viele vom ÖPNV vernachlässigte Regionen haben zumindest einen Rufbus. Ein kurzer Anruf etwa zwei Stunden vor der geplanten Abfahrt bringt den Bus zur nächsten Haltestelle.

Manche Gemeinden haben auch auf dem Land Carsharing-Modelle initiiert. Solche Modelle stecken oft noch in den Kinderschuhen und können jede Unterstützung gebrauchen. Machen Sie sich schlau, probieren Sie das gemeinsame Nutzen einfach einmal aus oder machen Sie sich selber stark für eine Mobilitätswende in Ihrer Kommune.

Sprechen Sie mit Ihren Nachbar:innen im Dorf über eine gemeinsame Autonutzung oder gründen Sie mit Menschen aus nahegelegenen Dörfern eine Mobilitäts-Messenger-Gruppe. So können Sie schnell und unkompliziert Mitfahrgelegenheiten absprechen, Treibhausgase reduzieren, Kosten teilen und sich nebenbei ganz vergnügt miteinander unterhalten anstatt alleine im Auto zu sitzen.

Per Lastenrad und Mitfahrbank zum Ziel

Auch auf dem Land kann sich die Anschaffung eines E-Bike oder elektrischen Lastenrades lohnen. Entfernungen, die mit einem einfachen Fahrrad bisher zu anstrengend waren, werden damit mühelos zurückgelegt, und jede ersetzte Autofahrt spart Kosten und CO2.

Viele Dörfer bieten inzwischen auch sogenannte Mitfahrbänke an, auf denen auf man eine Mitfahrgelegenheit hoffen kann. Im Alltag spielen solche Bänke sicher keine größere Rolle und sind eher für spontane Einsätze geeignet. Aber nehmen Sie doch ruhig einmal jemanden mit, der hier auf eine Mitfahrgelegenheit hofft. Vielleicht ergibt sich daraus eine spannende Begegnung?

Wenn Sie auf ein eigenes Auto nicht verzichten können

Nicht für jede:n ist es möglich oder praktikabel, das eigene Auto abzuschaffen. Aber auch, wenn Sie auf Ihr Auto nicht verzichten können, gibt es viele kleine Stellschrauben, um Treibhausgase und Kosten zu verringern.

Vermeiden Sie Kurzstrecken mit dem Auto: Der Verbrauch Ihres Fahrzeugs ist bei kaltem Motor besonders hoch. Da der Katalysator noch nicht arbeitet, entweichen die Schadstoffe ungehindert in die Atmosphäre.

Klimafreundlicher Fahrstil

Sparen Sie Sprit und Treibhausgase, indem Sie vorausschauend fahren, langsam beschleunigen und möglichst gleichbleibende, nicht zu hohe Geschwindigkeiten fahren. Seien Sie der Bundesregierung eine Fahrzeuglänge voraus und setzen Sie Ihr persönliches Tempolimit um: Auf Autobahnen höchstens 120, auf Landstraßen 80 und in Städten und Ortschaften 30 Kilometer pro Stunde. Hilfreich können dabei Bordcomputer sein, die den aktuellen Verbrauch anzeigen. Manche Fahrschulen, Autoclubs oder Automobilhersteller bieten Kurse für spritsparendes Fahren an.

Fahrzeug in Form bringen

Ladestation für Elektroautos © kasto80 / iStock / Getty Images
Ladestation für Elektroautos © kasto80 / iStock / Getty Images

Was Sie noch tun können: Entfernen Sie unnötige Lasten, Aufbauten und Dachgepäckträger, wenn Sie sie nicht benötigen. Kontrollieren Sie den Reifendruck: Der Kraftstoffverbrauch eines durchschnittlichen Neuwagens nimmt um fünf Prozent zu, wenn der Reifendruck 0,5 bar zu niedrig ist.

Verzichten Sie beim Auto-Neukauf auf unnötige Motorstärke und bullige Blechmonster und steigen Sie auf batterieelektrische Fahrzeuge um. Elektro-Autos spielen ihre vollen Vorteile aus, wenn sie mit Grünstrom von der eigenen Photovoltaik-Anlage geladen werden können und als mobiler Stromspeicher dienen.

Allerdings schaffen Flächenverbrauch, Platzbedarf und die Versiegelung der Landschaft für den Autoverkehr Umweltprobleme, die auch durch E-Autos nicht gelöst werden.

Entspannt und klimaschonend ans Urlaubziel

Abgesehen vom Fahrrad und anderen Verkehrsmitteln, die mit eigener Körperkraft fortbewegt werden, haben Zug und Bus als Transportmittel im Urlaub mit Abstand die beste Klimabilanz. Eine Zugfahrt ist zehnmal so energieeffizient wie ein Flug und sorgt für rund fünfmal weniger Treibhausgase. Hinzu kommt, dass das von Flugzeugen ausgestoßene CO2 in den oberen Schichten der Atmosphäre noch stärker wirkt als am Boden ausgestoßene Treibhausgase. Damit ist Fliegen die klimaschädlichste Art, seinen Urlaubsort zu erreichen. Steigen Sie deshalb möglichst vom Flugzeug oder Auto auf Bus und Bahn um.

Mehr entdecken mit Zug und Bus

Gleise im Tiger-Territorium © Tim Cronin / WWF Australien
Wer im Urlaub Zug fährt, sieht mehr © Tim Cronin / WWF Australien

Die meisten Naturperlen und Kulturstätten in Europa lassen sich gut mit dem Zug erreichen. Und wenn der Weg zum Ziel wird, muss die langsamere Anreise kein Nachteil sein. Planen Sie Tagesaufenthalte und Zwischenstopps ein und lassen Sie sich unterwegs von spannenden Orten überraschen. Viele europäische Metropolen sind durch Nachtzugstrecken verbunden, mit denen Sie Ihr Ziel im Schlaf erreichen. Diese Nachtzuglinien sollen in den nächsten Jahren noch ausgebaut werden. Wenn Sie Ihr Auto mit dem Autozug transportieren lassen oder am Urlaubsziel ein Auto mieten, sind Sie auch vor Ort mobil.

Der in 33 europäischen Ländern gültige Interrail-Pass ist nicht nur für junge Menschen und über 60jährige attraktiv, sondern auch für alle anderen oft das günstigste Ticket und zudem flexibel einsetzbar. Mit Interrail kann man zum Beispiel innerhalb eines Monats fünf Zugfahrten antreten, wann immer man möchte.

Eine klimafreundliche Urlaubsreise braucht oft etwas Planung. Hilfe finden Sie in Reisebüros, die auf nachhaltige Reiseformen spezialisiert sind.

Fliegen und kompensieren

Wenn Sie Ihr Ziel nicht anders erreichen können und doch in den Urlaub fliegen, dann gleichen Sie Ihre CO2-Emissionen zumindest aus. Über verschiedene Anbieter können Sie Projekte finanzieren, die die Menge an Kohlendioxid, die durch Ihre Flugreise in die Atmosphäre gelangt, an anderer Stelle wieder einsparen. Aber Vorsicht: Nicht alle Projekte sind vertrauenswürdig, sondern betreiben reines Greenwashing. Am besten orientieren Sie sich an unseren Tipps für die CO2 -Kompensation.

Flieg die Hälfte

Flugzeug am Himmel © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Flugzeug am Himmel © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Als Einstieg in den Umstieg können Sie auch versuchen, erst einmal nur den Rückweg von Ihrer Urlaubsreise mit dem Flugzeug zurückzulegen und auf dem Hinweg Zug und Bus zu nutzen.

F.d.H. – „Flieg die Hälfte“ erspart dem Planeten immerhin 50 Prozent der sonst durch den Urlaubsflug erzeugten Treibhausgase.

Klimakiller Kreuzfahrt

Noch umweltschädlicher als das Flugzeug sind nur noch Kreuzfahrten. Sie sind mit nachhaltigem Tourismus nicht vereinbar und sollten deshalb tabu sein. Die CO2-Emissionen und auch der Ausstoß an Schadstoffen sind enorm, die Belastung für Mensch und Umwelt in den touristischen Zielen hoch. Bei einer vierzehntägigen Kreuzfahrt im Mittelmeer haben Sie mit rund vier Tonnen CO2 bereits fast die Hälfte der Menge an Treibhausgasen auf dem Gewissen, die ein Mensch in einem Jahr in Deutschland ausstößt. Damit sind Kreuzfahrten echte Klimakiller. Wenn Sie Ihre Freizeit am liebsten auf dem Wasser verbringen, nutzen Sie mit dem Segelschiff die Kraft des Windes. So lässt sich viel mehr erleben als auf einer schwimmenden Bettenburg.

Nachhaltig mobil im Job

Auch wenn Sie für Ihren Job viel unterwegs sein müssen, können Sie nachhaltig und klimafreundlich mobil sein. Für Strecken und Meetings innerhalb Deutschlands ist die Bahn die beste und bequemste Alternative. Weiterer Vorteil: Die Fahrtzeit können Sie direkt zum Arbeiten nutzen. Wenn Sie an Ihrem Zielort mobil sein müssen, nutzen Sie DB Carsharing, ein Leihfahrrad oder schaffen Sie sich ein modernes Faltrad an, das sie im Zug zusammengeklappt kostenlos als Gepäckstück transportieren dürfen.

Meeting © Vadim_Key / iStock / Getty Images
Meetings können auch online ein Erfolg sein © Vadim_Key / iStock / Getty Images

Auch mit einem Dienstfahrrad oder einer vom Unternehmen geförderten Abo-Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr sparen Sie Kosten und Treibhausgase. Oder Sie fahren gar nicht erst los? Dass viele Besprechungen und Konferenzen auch erfolgreich online stattfinden können, wissen wir spätestens seit der Coronakrise.

Falls Sie nicht möchten, dass alle einen Blick ins Ihr Homeoffice werfen können, probieren Sie doch mal diese virtuellen Hintergründe mit tollen Naturmotiven

Fazit: Mobilitätswende selber machen

Fahrradfahren macht Spaß und hält fit, Bahnfahren ist bequem und klimaschonend. Das eigene Mobilitätsverhalten zu verändern, ist oft nur eine Frage der Gewohnheit, und wer einmal umgestiegen ist, wird Auto oder Flugreisen kaum noch vermissen. Zwanzig Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland waren 2019 auf den Verkehrssektor zurückzuführen. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen sich die Emissionen bis zum Jahr 2030 gegenüber 1990 fast halbieren. 

Werden Sie selbst Teil der fossilfreien und nachhaltigen Mobilitätswende, indem Sie im Alltag mit kleinen Veränderungen anfangen und sich gemeinsam mit anderen für einen klimaschonenden Verkehrssektor einsetzen.

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