Der Malaienbär (Helarctos malayanus, auch Ursus malayanus) ist die kleinste Art innerhalb der Familie der Großbären. Sein unverkennbares Zeichen: ein weißer bis rötlicher Brustfleck, dem er den Namen „Sonnenbär“ zu verdanken hat. Noch ist nicht viel über die Lebensweise und die genaue Verbreitung des Einzelgängers bekannt. Daher kann man nur ungefähre Aussagen zu dessen Bestandsgrößen und Gefährdung machen. Als sicher gilt jedoch, dass die Bestände in den letzten Jahren abgenommen haben.

Der Malaienbär im Steckbrief

Verwandtschaft Ordnung der Raubtiere, Familie der Bären
Größe 1 – 1,5 m Kopfrumpflänge
Gewicht 30 – 80 kg, Männchen schwerer als Weibchen, die Unterschiede sind jedoch – anders als bei anderen Bären – gering
Besonderheiten Kleinster und am besten an baumbewohnende Lebensweise angepasster Großbär. Wegen seiner Zeichnung auch als „Sun Bear“ (Sonnenbär) bekannt.
Soziale Organisation wenig erforscht, wie alle Bären Einzelgänger
Fortpflanzung Einzige Bärenart ohne bestimmte Paarungszeit, Jungtiere werden das ganze Jahr über geboren.
Jungtiere in der Regel 1 Jungtier, selten 2
Lebenserwartung wenig erforscht, vermutlich ca. 25 Jahre
Geografische Verbreitung Östliches Indien und Teile Bangladeshs, Myanmar, Südl. China (Yunnan), Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam, Malaysia, Brunei, sowie in Indonesien (Sumatra und Borneo)
Lebensraum Tieflandregenwälder
Ernährung Allesfresser mit Schwerpunkt auf Insekten und Früchten
Bestandsgröße Aufgrund mangelnder Datengrundlage nicht abschätzbar. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass in den vergangenen Jahren durch Lebensraumvernichtung und Wilderei die Bestandszahlen deutlich zurückgegangen sind. Experten der IUCN gehen von einem Rückgang zwischen 35 und 40 Prozent aus (Stand 2016).
Gefährdungsstatus IUCN: „gefährdet“

Wo werden Malaienbären in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Der Malaienbär (Helarctos malayanus, auch Ursus malayanus) ist die kleinste Art innerhalb der Familie der Großbären. Anhand von Schädelunterschieden geht man von zwei Unterarten aus: H. m. malayanus in Südostasien, Malaysia und Sumatra sowie H. m. euryspilus in Borneo.

Wie sehen Malaienbären aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Der Malaienbär wird auch „Sun Bear“ (Sonnenbär) genannt © nattul / Getty Images
Der Malaienbär wird auch „Sun Bear“ (Sonnenbär) genannt © nattul / Getty Images

Die Kopfrumpflänge der Malaienbären beträgt 100 bis 150 Zentimeter. Die Tiere wiegen 30 bis 80 Kilogramm. Männchen sind schwerer als Weibchen, die Unterschiede sind aber wesentlich geringer ausgeprägt als bei anderen Bärenarten. Malaienbären haben einen stämmigen Körper mit kleinen Ohren und relativ kurzer, heller Schnauze. Die Stirn kann faltig sein.

Das Fell der Bären ist sehr kurz und hat oft deutliche Wirbel. Die Fellfarbe ist schwarz oder seltener dunkelbraun. Typischerweise haben Malaienbären einen auffälligen weißen, gelben oder orangefarbenen Brustfleck, der von Tier zu Tier sehr unterschiedlich ausfallen kann. In der Regel ist er U-förmig oder kreisförmig, gelegentlich aber auch amorpher und manchmal ist er dunkel mit Flecken oder Punkten. Der Zeichnung auf der Brust verdankt der Malaienbär auch seinen englischen Namen „Sun Bear“, da sie manchmal wie eine Sonne aussieht.

Die Vorderbeine der Malaienbären sind im Vergleich zu anderen Bären stärker gebogen, die Vorderfüße sind leicht nach innen gedreht. Diese Besonderheit in Verbindung mit ihrem geringen Gewicht und den langen, starken Krallen, macht es ihnen leicht, auf Bäume zu klettern.

Die Zunge der Malaienbären ist mit 20 bis 25 Zentimetern außergewöhnlich lang. Damit gelangen die Bären auch an Honig und Insekten in tieferen Ritzen und Hohlräumen. Die im Verhältnis zum Kopf besonders großen Eckzähne und die großen Vorderfüße mit langen Krallen werden zum Aufbrechen von Holz (zum Beispiel auf der Suche nach Bienenstöcken oder Termiten) verwendet. Die Fußsohlen sind wenig behaart.

Wie leben Malaienbären?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Bei Malaienbären wurden sowohl nachtaktive als auch tagaktive Verhaltensweisen beobachtet. Welche überwiegt, hängt von der Nähe zum Menschen ab. In Gebieten, in denen die Tiere häufig gestört werden, sind Malaienbären eher nachtaktiv. Und auch Kamerafallen, die in der Nähe von Straßen aufgestellt wurden, liefern eher Aufnahmen von nächtlichen Streifzügen. Funksignale von mit GPS-Sendern ausgestatteten Bären, die fern menschlicher Aktivität leben, deuten darauf hin, dass die Tiere eher tagaktiv sind.

Einen großen Teil ihrer Zeit verbringen Malaienbären mit der Futtersuche auf Bäumen, wenn diese Früchte tragen. Manchmal bauen sie auch Baumnester aus Ästen oder Blättern, um dort zu schlafen. Normalerweise schlafen sie jedoch auf dem Boden, oft in Höhlen von stehenden oder umgestürzten Bäumen oder unter solchen Bäumen. Die Weibchen nutzen ähnliche Plätze als Geburtshöhlen.

Malaienbären halten keine Winterruhe. Über die Reviergrößen von Malaienbären ist wenig bekannt. Die Tiere sind in der Regel Einzelgänger, Sichtungen mehrerer Bären waren meist Mütter mit Jungtieren oder mehrere erwachsene Tiere an reichhaltigen Futterplätzen.

Was ist über die Fortpflanzung von Malaienbären bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Junger Malaienbär © Alain Compost / WWF
Junger Malaienbär © Alain Compost / WWF

Malaienbären sind die einzigen Bären, bei denen es keine bestimmte Paarungszeit gibt. Sowohl in Gefangenschaft als auch in freier Wildbahn werden Jungtiere in allen Monaten geboren. Allerdings gibt es auch hierzu sehr wenig Daten. Es ist durchaus möglich, dass die Fortpflanzung in Teilen ihres Verbreitungsgebiets, die stark jahreszeitlich geprägt sind, eher saisonal erfolgt.

Die maximal beobachtete Wurfgröße liegt bei zwei Jungtieren, die Regel ist jedoch ein einzelnes Jungtier. Es liegen keine Daten über die Trächtigkeitsdauer oder die Abstände zwischen den Würfen von Tieren in freier Wildbahn vor. Weibliche Malaienbären werden vermutlich mit drei Jahren das erste Mal trächtig. Die Jungtiere kommen in einer abgelegenen Höhle zur Welt.

In Gefangenschaft wurde beobachtet, wie Mütter ihre Jungen im Maul tragen. Das deutet darauf hin, dass die Bären in freier Wildbahn nach der Geburt der Jungen gelegentlich die Höhle wechseln. Über die Lebenserwartung von Malaienbären ist wenig bekannt, vermutlich werden sie in freier Wildbahn bis zu 25 Jahre alt.

Wo leben Malaienbären?

Verbreitungsgebiet und Lebensraum der Malaienbären

In den Monsun- und Tieflandregenwäldern Südostasiens ist der Malaienbär zu Hause – vom östlichsten Indien und Bangladesh im Westen über Myanmar, Thailand, Vietnam, Laos und Malaysia bis nach Sumatra und Borneo im Osten. Sie kommen von der Nähe des Meeresspiegels bis in eine Höhe von über 2.100 Metern vor, sind aber am häufigsten in Wäldern in niedrigeren Lagen anzutreffen.

Wie ernähren sich Malaienbären?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Malaienbären sind Allesfresser, auf ihrem Speiseplan stehen Insekten (mehr als 100 Arten, darunter Termiten, Ameisen, Käfer und Bienen), eine Vielzahl von Früchten und Honig, gelegentlich auch Reptilien, kleine Säugetier und Vogeleier. Mit ihren im Verhältnis zum Kopf relativ langen Zähnen und ihren starken und langen Krallen kauen und krallen sich Malaienbären durch den Baum und hinterlassen ein auffälliges Loch. Dabei ist ihnen ihre bis zu 25 Zentimeter lange Zunge von großem Nutzen. Damit kommen Malaienbären auch an den Honig in tieferen Ritzen und Hohlräumen.

Wie viele Malaienbären gibt es?

Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Noch ist nicht viel über die Lebensweise und die genaue Verbreitung der Malaienbären bekannt. Daher kann man nur ungefähre Aussagen zu dessen Bestandsgrößen und Gefährdung machen. Als sicher gilt jedoch, dass die Bestände in den letzten Jahren abgenommen haben. Experten der IUCN gehen von einem Rückgang zwischen 35 und 40 Prozent aus. Vor allem die Wilderei, der illegale Tierhandel und die Vernichtung seines Lebensraums bescheren dem „Sonnenbär“ düstere Zeiten.

Sind Malaienbären vom Aussterben bedroht?

Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus

Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN wird der Malaienbär als „gefährdet“ eingestuft. Auch im Washingtoner Artenschutzabkommen CITES ist er in Anhang I gelistet. Darüber hinaus ist die Art in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet durch nationale Gesetze streng geschützt, die jedoch im Allgemeinen nicht ausreichend durchgesetzt werden.

Die Bedrohungsfaktoren

Malaien-Bär gefangen in einer Schlingfalle im Belum-Temengor-Wald in Malaysia © WWF-Malaysia / Lau Ching Fong
Malaien-Bär gefangen in einer Schlingfalle im Belum-Temengor-Wald in Malaysia © WWF-Malaysia / Lau Ching Fong

Der Lebensraum des Malaienbären ist durch die massive Regenwaldzerstörung bedroht. Holz- und Papierindustrie haben schon riesige Waldflächen gerodet. Für das Anlegen von Ölpalmenplantagen wurden und werden große Flächen niedergebrannt. Anhaltende Dürreperioden, während derer natürliche, aber auch vom Menschen verursachte Brände häufiger werden, verschärfen das Problem des Lebensraumverlusts. Sie führen auch dazu, dass den Tieren weniger Nahrung und Platz zur Verfügung steht, sodass es immer wieder vorkommt, dass die Bären verhungern. Wo Bären nicht direkt in der Folge des Nahrungsmangels sterben, suchen sie nach landwirtschaftlichen Nutzpflanzen in der Nähe des Waldes und werden vergiftet oder von den Menschen vor Ort gefangen und getötet.

Auch die illegale Jagd auf Malaienbären führt zur Dezimierung der Bestände. Dabei geht es den Wilderern nicht nur um das Bärenfleisch. Die so genannte Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und andere traditionelle asiatische Heilkunden versprechen sich von der Gallenblase des Malaienbären Heilmittel gegen Kopfschmerzen, Magengeschwüre und andere gesundheitliche Beschwerden. Um an den Gallensaft dieser Bären zu kommen, werden sie schonungslos verfolgt.

Der WWF engagiert sich schon seit vielen Jahren in Südostasien für den Erhalt der verbliebenen Regenwälder und gegen den illegalen Handel mit Bärengalle.

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